Bei der Hauptversammlung der Leonberger Christdemokraten beklagt der Wirtschaftsförderer Benjamin Schweizer fehlende Gewerbeflächen in der Stadt.

Leonberg - Die Botschaft ist so einfach wie eindeutig: „Und selbst wenn es noch mehr Anfragen gäbe: ich könnte sie nicht befriedigen. Denn ich habe nichts.“ Wer so etwas sagt, ist in aller Regel zu bedauern. Doch so schlimm ist die Lage von Benjamin Schweizer nun auch nicht. Aber nennenswerte Gewerbeflächen hat der städtische Wirtschaftsförderer tatsächlich nicht im Angebot. Der Markt ist abgegrast, das von Wald umgebene Stadtgebiet lässt kaum Möglichkeiten zu.

 

Ein Umstand, der für die tendenziell wirtschaftsfreundlichen Mitglieder der CDU Leonberg nicht eben zufriedenstellend ist. Schweizer ist ihr Gast bei der Jahreshauptversammlung des Stadtverbandes im Hotel Hirsch. Aber eine paar gute Botschaften hat der Wirtschaftsförderer dann doch dabei. Allein schon der Umstand, dass sich viele Unternehmen für eine Ansiedlung im Schatten des Engelbergs interessieren, ist ein gutes Zeichen.

Leonberg hat die höchste Kaufkraft je Einwohner im Kreis

Leonberg ist in der ohnehin dynamischen Metropolregion Stuttgart ein Aktivposten. Nicht zuletzt der jüngste Besuch einer chinesischen Wirtschaftsdelegation belegt das große internationale Interesse an hiesigem Know-how.

Mit 3,8 Prozent ist die Erwerbslosenquote in der Stadt entsprechend gering. Mit 6744 Euro pro Einwohner verfügt Leonberg gar über die höchste Kaufkraft im ganzen Landkreis.

Die positiven Daten haben freilich ihre Schattenseiten. Die heimischen Betriebe suchen händeringend nach Fachkräften. „Die Mitarbeiterbindung wird ein immer wichtigeres Thema“, erklärt Schweizer den Christdemokraten. „Immer drängender stellt sich die Frage, was der Chef für ein positives Betriebsklima tun kann.“

Auch die Suche nach Unternehmensnachfolgern, so hat Schweizer beobachtet, gestaltet sich zusehends schwieriger. Die Zeiten, in denen die Kinder den elterlichen Betrieb übernehmen, sind vorbei.

Viel Arbeit bleibt dem Wirtschaftsförderer auch beim sinnbildlichen Bau einer schnellen Datenautobahn. Dies will Schweizer aber nicht im Alleingang schaffen, sondern sich um externes Fachwissen bemühen. Zunächst einmal, so sagt er bei der CDU, geht es darum, bereits vorhandene leere Rohre für die Kabel zu ermitteln.

Breitbandpläne stoßen auf Unzufriedenheit

Seine Pläne zum Breitbandkabel stoßen zwar nicht auf offene Kritik, aber doch auf eine gewisse Unzufriedenheit. „Ich befürchte, dass wir hier in Leonberg den Anschluss beim schnellen Zugang zu Datenverbindungen mit Glasfaserverkabelung oder alternativen Technologien verpassen“, erklärt Oliver Zander am Rande des Abends. Dem Chef der Leonberger CDU-Mittelstandsvereinigung geht es beim Thema Datenautobahn viel zu langsam. „Dabei ist das die Grundvoraussetzung, um unsere Unternehmen in der Stadt zu halten.“

Das ist es dann aber auch mit politischen Aussagen. Sabine Kurtz beschränkt ihren Rechenschaftsbericht auf einen chronologischen Rückblick. Die Stadtverbandsvorsitzende lobt den großen Einsatz und die gute Stimmung innerhalb der Partei während des Bundestags- und des Kommunalwahlkampfes. Sie lobt die Junge Union für die aktive Teilnahme beim Waldmeisterlauf und freut sich über rege Diskussionen bei diversen Wahlkampf-Stammtischen.

Politische Ansagen, Ziele, Bewertungen? Fehlanzeige! Immerhin: Dass die CDU wieder die stärkste Fraktion im Gemeinderat stellt, ist der Chefin dann doch eine lobende Bemerkung wert. Auch die christdemokratische Fraktionsvorsitzende im Rathaus will die friedliche Nachferien-Stimmung offenbar nicht mit politischen Inhalten belasten. Die Legislaturperiode habe ja erst angefangen, sagt Elke Staubach.

So bleibt es dem Gast vorbehalten, ein brisantes Thema anzusprechen: „Das Krankenhaus ist ein wichtiger Standortfaktor“, erklärt Benjamin Schweizer. Auch das wird reglos zur Kenntnis genommen.