Bei einer musikalischen Reise nach Hollywood überzeugt ein Quintett um Ex-Superstar Alexander Klaws. Dabei geraten die optischen Reize zur Nebensache. Dafür ist der Gesang der fünf einfach zu gut.

Leonberg - Es ist zwar schon mehr als zehn Jährchen her, doch die von der Hitmaschinerie eines Dieter Bohlen produzierten Superstars ziehen noch immer. Besonders beim weiblichen Publikum. Und so ist die Stadthalle vor allem mit Damen jüngeren und mittleren Alters gefüllt, als Alexander Klaws, der erste Superstar anno 2003, mit einem musikalischen Hollywood-Programm nach Leonberg kommt.

 

Doch der smarte 31-Jährige ist nicht der einzige mit Starformat auf der Bühne. Seine Mitsänger Andreas Bieber und Mark Seibert stehen dem DSDS-Veteranen gesanglich in nichts nach.

Was auch für die Damenriege des musikalischen Filmabends gilt. Optisch könnten Maya Hakvoort und Annika Firley kaum unterschiedlicher sein. Die Holländerin ist groß, hat lange dunkle Haare und weibliche Formen. Die Deutsche ist klein, fast schon zierlich. Die kurze blonden Haare sind mit Gel streng nach hinten gekämmt. Singen können aber beide brillant.

Begleitet werden die fünf von einer professionellen Band, bei der die moldawische Pianistin Marina Komissartchik am Flügel besonders heraussticht.

Mögliche Befürchtungen, die Darbietungen des Gesangsquintetts könnten in allzu seichtem Hollywood-Tralala münden, widerlegt die Formation von Anfang an. Mit dem Simple-Minds-Hit „Don’t Forget About Me“ auf den Lippen kommen die fünf auf die Bühne und werden vom Auditorium direkt gefeiert. Die drei Männer und die zwei Frauen wechseln sich in der Moderation ab. Die Publikumsansprache ist freundlich bis herzlich, das schafft Sympathiepunkte auch bei jenen, die die Protagonisten nicht aus diversen Musicals – von Elisabeth bis Tarzan – kennen.

Das Programm ist so vielfältig wie die bunte Welt der Filmmusik. Alexander Klaws und Marc Seibert schlüpfen in die Rolle von Simon and Garfunkel und besingen die „Mrs. Robinson“, jene gereifte Dame, die in dem legendären Streifen „Die Reifeprüfung“ den 21-Jährigen Benjamin Braddock alias Dustin Hofman in die Kunst der Liebe einführt. „How Deep Is Your Love“ klingt in Leonberg genauso schmalzig wie das Original der Bee Gees. Und auch bei den Titeln aus dem Disney-Repertoire ernten die Künstler verklärte Blicke von den Zuschauerinnen im Parkett.

Die beiden Frauen und die drei Männer stehen nur am Anfang und am Ende gemeinsam auf der Bühne. Jeder Song hat seinen eigenen Interpreten. Und den fünf ausgebildeten Sängern geht es wirklich ums Interpretieren. Sie singen die Hits nicht einfach nur nach, sondern verleihen ihnen ihre ganz persönliche Note.

Besonders deutlich wird das bei dem getragenen „Live To Tell“. Andreas Bieber wagt sich an das Stück, das jeder nur aus dem Mund von Madonna kennt und erfindet es praktisch neu. Richtig gut! Nahtlos dann der Übergang zu „Get Into The Groove“, bei dem Annika Firley die Geschlechterrollen gesanglich wieder zurechtrückt.

Wiewohl der kleinste der drei Männer, zeigt Bieber die höchste musikalische Größe. Auch das komplexe „Wouldn’t It Be Good“, im Original von Nik Kershaw, meistert er mit bemerkenswertem Ausdruck in der Stimme.

Ein bisschen Sex-Appeal muss an solch einem Abend freilich auch sein. Mark Seibert zeigt bei „St. Elmo’s Fire“ im ärmellosen Shirt jede Menge Muskeln. Und Klaws flirtet bei „Eye Of The Tiger“ mit den erkennbar entzückten Damen im Saal.

Doch auch die wenigen Männer im Publikum bekommen etwas fürs Auge geboten. Die Sängerinnen wechseln mehrfach die Kleider – von superkurz bis superlang.

Aber das ist letztlich Nebensache. Dafür sind die stimmlichen Qualitäten aller fünf einfach zu gut. Was bei Xavier Naidoos traurig-schönem „Sie sieht mich nicht“ (einmal mehr brillant: Andreas Bieber) oder dem intensiven James Bond-Hit „Skyfall“ (nicht minder begeisternd: Maya Hakvoort) besonders deutlich wird.

Die Hollywood-Nacht endet erst nach fast drei Stunden mit einem musikalischen Kompliment ans begeisterte Publikum: Debby Boones „You light up my Light“.