Nach langen Verhandlungen fällt am 17. Mai der Startschuss für 177 Wohnungen auf dem alten Bausparkassen-Areal. Der erste Abschnitt ist im Herbst 2018 fertig.

Leonberg - Irgendwie gehört sie zum Stadtbild fast schon dazu. Die Menschen haben sich daran gewöhnt, dass unter der Altstadt eine riesige Brache klafft. Ist es doch nahezu acht Jahre her, als am 30. Mai 2009 der wuchtige Bau der einst so stolzen Leonberger Bausparkasse in sich zusammenfiel. Gesprengt, um Platz für Neues zu schaffen.

 

Dass es so lange dauern wird, bis tatsächlich eine der zentralsten Flächen der Innenstadt wieder bebaut wird, konnte damals niemand ahnen. Doch jetzt tut sich was auf dem alten Bausparkassen-Gelände, das seit fünf Jahren dem Wohnungsbauunternehmen Layher gehört.

Grundsteinlegung als Schlusspunkt eines langen Prozesses

„Der Erdbau und die Gründungsarbeiten laufen auf Hochtouren“, sagt Thomas Jetter, der stellvertretende Leiter der Projektentwicklung bei der Besigheimer Baufirma. Die Hochbauten stehen vor der Tür, im Mai wird damit begonnen. Am 17. Mai wird auch offiziell der Grundstein für das neue Stadtquartier gelegt, in dem 16 Häuser mit 177 Wohnungen entstehen.

Der symbolische Akt der Grundsteinlegung hat in diesem Fall eine besondere Bedeutung: Ist er doch der Schlusspunkt eines äußerst langwierigen Prozesses, der nicht frei von Spannungen war, und bei dem, so hatte es bisweilen den Anschein, das ganze Projekt hätte scheitern können.

Ganz am Anfang, als die Trümmer der einstigen Leo-Bau noch nicht weggeschafft waren, hatten die Kommunalpolitiker hehre Pläne für die frei gewordene Fläche. Ein attraktives Wohn- und Geschäftsviertel hatte der Stuttgarter Rudi Häussler den Leonbergern in Aussicht gestellt. Schöner leben und einkaufen unter dem Schatten der Altstadt, lautete die Devise. Sogar von einem Amphitheater war die Rede.

2010 meldet Häussler überraschend Insolvenz an

Doch im September 2010 meldet Häussler, für die meisten völlig überraschend, Insolvenz an. Damit sind alle Visionen für das geografische Bindeglied zwischen dem Marktplatz und dem Leo-Center vom Tisch. Auf dem alten BausparkassenGelände werden die Uhren auf null gestellt.

Erst zwei Jahre später hat das städtebauliche Filetstück einen neuen Besitzer: das Wohnungsbauunternehmen Layher. Albrecht und Stefan Layher, die beiden Brüder, die in Besigheim die Geschäfte führen, machen keinen Hehl daraus, dass die bisherigen Pläne nicht ihre sind. Sie wollen Wohnungen bauen, möglichst viele.

Hinter verschlossenen Türen verhandeln die geschäftstüchtigen Zwillinge mit der Stadtspitze. Mit dem Bau von 200 Wohnungen, so heißt es im Juni 2013, soll spätestens ein Jahr später begonnen werden.

Obwohl Oberbürgermeister Bernhard Schuler und Baubürgermeister Klaus Brenner den Investoren eine 6000 Quadratmeter große Grünfläche als Park abgerungen haben, gibt es Kritik aus dem Gemeinderat: Zu groß seien die Häuser. Um den Blick auf die Altstadt nicht vollends zu versperren, dürften die Gebäude maximal viergeschossig sein, heißt es parteiübergreifend.

Die Nachfrage nach Wohnraum ist groß

Die Besigheimer zeigen sich nach vielen Gesprächen kompromissbereit: Die Pläne werden auf 180 Wohnungen abgespeckt. Doch es geht immer noch nicht voran. Kurz vor den Sommerferien 2015 ist von einem unterschriftsreifen Vertrag die Rede. Doch die Vollzugsmeldung bleibt aus. Erst im November des gleichen Jahres verkündet Albrecht Layher gemeinsam mit dem Oberbürgermeister endlich die Einigung.

Am Ende sind es 177 Wohnungen in 16 höchstens viergeschossigen Häusern. Die oberen Etagen sind zurückversetzt, um die Gesamtfläche zu verkleinern. Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen variieren zwischen 60 und 100 Quadratmetern.

Das gesamte Projekt wird in vier Bauabschnitten verwirklicht. In der ersten Phase werden vier Häuser bis zum Herbst des kommenden Jahres fertiggestellt und den neuen Eigentümern übergeben werden. Dass es von denen genügend geben wird, gibt es bei Layher keinen Zweifel: „Die Nachfrage ist sehr groß“, berichtet der stellvertretende Projektleiter Thomas Jetter. „Wir werden voraussichtlich im September mit dem Verkaufsstart beginnen.“

Die Meinungsverschiedenheiten vergangener Tage spielen heute keine Rolle mehr: „Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist sehr konstruktiv und einvernehmlich“, betont der stellvertretende Projektleiter.