Im Streit um eine Notunterkunft am Krankenhaus wartet der Landrat mit Kompromissvorschlägen auf.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - In der Diskussion um ein Flüchtlingsheim direkt neben dem Krankenhaus deutet sich ein Kompromiss an. Demnach könnten in dem Neubau, der südwestlich unterhalb der Klinik geplant ist, statt Asylsuchender bereits bestehende Einrichtungen des Landkreises untergebracht werden.

 

Diese, etwa die Zulassungsstelle, das Gesundheitsamt, das Jugendamt oder die Psychologische Beratungsstelle, sind derzeit in verschiedenen Gebäuden im weiteren Umfeld des Krankenhauses angesiedelt. Gebündelt in einem Neubau, könnte es statt der verstreuten Ämter ein kompaktes Behördenzentrum geben.

Die Flüchtlinge wiederum würden in den dann frei werdenden Räumen eine Bleibe finden. Der ganze Komplex zwischen Krankenhaus und Berufsschulzentrum an der Rutesheimer Straße ist im Besitz des Landkreises.

Mit diesem Vorschlag reagiert der Landrat Roland Bernhard auf die Kritik des Leonberger Oberbürgermeisters Bernhard Schuler, der sich über mangelnde Kommunikation zum geplanten Standort für das neue Flüchtlingsheim beklagt hatte.

Wie berichtet, will der Kreis ein dreigeschossiges Gebäude für bis zu 140 Menschen in direkter Nähe zum Krankenhaus errichten. Der stetig wachsende Strom an Asylsuchenden lasse dem Kreis keine Wahl, versichert der Landrat.

Nicht gegen das Flüchtlingsheim als solches, wohl aber gegen den Standort in Krankenhaus-Nähe hatte es Bedenken von Gemeinderatsmitgliedern gegeben. Die Kombination zwischen Kranken einerseits und Menschen unterschiedlicher Ethnien mit fremden Gewohnheiten anderseits sei problematisch.

Bernhard Schuler wiederum hatte verschnupft reagiert, weil Vertreter des Landratsamtes im städtischen Planungsausschuss das Vorhaben zwar erläutert hatten. Doch die Leonberger Bitte, verschiedene Standorte zu überprüfen, sei ohne Resonanz geblieben, bemängelt der OB. Stattdessen ging im städtischen Bauamt ein Baugesuch des Landratsamtes für eben jenen Platz direkt am Krankenhaus ein. Den Bauantrag ließ Schuler erst einmal auf Eis legen. Zunächst müssten die offenen Fragen geklärt werden.

Roland Bernhard stellt den Diskussionsprozess hingegen anders da: „Dieser Standort entspricht Ihrem Vorschlag bei unserer gemeinsamen Vorort-Begehung“, schreibt er an Schuler. „Die genaue Lage, die Ausrichtung und die Gestaltung des Neubaus haben wir im Vorfeld mit Ihnen und Ihren Mitarbeitern abgestimmt.“ Daher sei er, der Landrat, „überrascht“ von der Kritik des Oberbürgermeisters, heißt es im Brief, der unserer Zeitung vorliegt.

Dennoch sei der Landkreis „flexibel“ und könne sich andere Möglichkeiten vorstellen. Lediglich der Bereich einer ehemaligen Flakstellung aus dem Zweiten Weltkrieg sei tabu. Erst müsse das Gelände auf Altlasten untersucht und gegebenenfalls saniert werden. Zudem hatte der Chef der benachbarten Berufsschule Bedenken geäußert. Er befürchtet mögliche Konflikte zwischen Heimbewohnern und Schülern.

Neben einem Behördencenter in dem geplanten Neubau bringt Bernhard einen weiteren Vorschlag ins Spiel: Die jetzigen Mieter nahe gelegener Wohnhäuser ziehen in den Neubau um. Stattdessen könnten die Flüchtlinge in den dann frei werden Wohnungen unterkommen.

Der Landrat verhehlt nicht, dass die beiden Varianten allein schon wegen des großen Zeitdrucks nicht seine Favoriten sind. Zudem sei es „fraglich, ob die beiden bestehenden Kindergärten am bisherigen Standort verbleiben können oder in das Neubauprojekt integriert werden müssten“, gibt Bernhard zu Bedenken.

„Doch mir ist die Suche nach einer für die Stadt Leonberg tragbaren, vernünftigen und konsensuellen Lösung sehr wichtig“, schreibt der Kreis-Chef. Der OB möge daher schnell erklären, welche Variante die Stadt bevorzugt und „das Verfahren freigeben, unabhängig davon, welche Lösung wir gemeinsam finden.“

Der Oberbürgermeister Bernhard Schuler ist im Urlaub und war am Dienstag nicht zu erreichen.