Für den Einzelhandel wird das Fest zum wichtigsten Umsatzbringer nach Weihnachten. Von kirchlicher Seite wird bemängelt, dass dabei die christliche Botschaft von der Auferstehung Jesu zu kurz kommt.

Leonberg - Hier ein buntes Ei versteckt, dort einen Schokohasen verschenkt – das war einmal. Mittlerweile wird das Osterfest vielerorts begangen wie ein zweites Weihnachten. Gut, den festlichen Braten und die großen Familienfeiern gibt es schon länger. Doch die Menschen geben immer mehr Geld aus für Ostergeschenke, die immer größer werden.

 

Für den Einzelhandel ist das Osterfest der wichtigste Umsatzbringer nach Weihnachten. Doch das Geschäft konzentriert sich im Frühjahr vor allem auf Waren und Angebote für Kinder – egal, ob sie noch an den Osterhasen glauben oder nicht. So läuft der Verkauf vorm Fest beispielsweise im Rofu Kinderland in Leonberg bisher sehr gut. „Fast so gut wie an Weihnachten“, berichtet eine Mitarbeiterin des Ladens, der auf Kinderspielsachen konzentriert ist.

Bei Spielwaren Kurtz im Leo-Center ist die Geschäftsführerin Edith Winter ebenfalls sehr zufrieden. „Auch wenn es nur ein Bruchteil vom Weihnachtsgeschäft ist: Es werden zu Ostern vor allem kleine Geschenke gekauft“, berichtet sie. Es komme jedoch auch häufig vor, dass Familien die Feiertage als Anlass nehmen, ein größeres und länger geplantes Präsent zu besorgen, wie etwa ein Fahrrad. Generell werde derzeit viel im Bereich Sport und Freizeit gekauft – des tollen Frühlingswetters wegen. „Gerade im Vergleich zum Vorjahr merkt man das. Da hat es zu Ostern ja geschneit“, sagt Winter.

Vom Wetter begünstigt ist auch der Umsatz bei Ziegler Wohn- und Tischkultur in der Altstadt. „Neben der Osterdekoration geht bei uns im Moment alles rund ums Grillen sehr gut“, berichtet Geschäftsführer Joachim Heller. Gekauft würden eher kleinere oder zweckgebundene Geschenke. Es laufe besser als im vergangenen Jahr, aber da sei Ostern auch viel früher gewesen. „Die Leute haben frei und an Markttagen ist hier immer etwas los“, sagt Heller.

Weniger Betrieb als vor Weihnachten herrscht dagegen im Saturn-Markt im Leo-Center. „Das Geschäft hat erst am Dienstag etwas angezogen“, berichtet Nadja Hader. Vom schönen Wetter kann der Elektromarkt erwartungsgemäß weniger profitieren. „Es werden auch kleinere Sachen gekauft als zu Weihnachten, etwa DVDs, Klein- und Küchenräte“, sagt Hader.

„An Ostern geht es doch um Verzicht und nicht um Konsum, dafür steht die Fastenzeit“, sagt der katholische Pastoralreferent Jürgen Oettel. Es solle Anstoß geben für ein bewusstes Verzichten und Gelegenheit, scheinbar Bewährtes zu hinterfragen und nach neuen Wegen zu suchen. „Wie sehr kommerzielles Denken in der Gesellschaft verankert ist, zeigt der Versuch eines Süßwarenherstellers vor einigen Jahren, ähnlich einem Adventskalender einen mit Schokolade gefüllten Fastenkalender zu vermarkten – doch so weit haben sich die Menschen dann doch nicht verdummen lassen“, sagt der Pastoralreferent.

„Seit es Handel gibt, wird jede denkbare Gelegenheit dazu genutzt, Geschäfte zu machen“, sagt Thomas Koser-Fischer, der evangelische Pfarrer der Gartenstadt. „Manchmal versuche ich mir vorzustellen, dass unter dem Kreuz Jesu Würstchen verkauft worden sind. Aber auch mit kostbarem Salböl sind mit dessen Tod und Auferstehung gute Geschäfte gemacht worden.“ Die Frauen hatten es damals eingekauft, um den toten Jesus zu salben. Allerdings fanden sie ihn nicht – zumindest nicht bei den Toten. Er war ja auferstanden.

„Eigentlich können wir uns darüber freuen, dass Ostern heute immer noch Anlass für Geschäfte bietet“, so Koser-Fischer. Allerdings sei Ostern kein anschauliches Fest. An Ostern gibt es nicht viel zu sehen – außer einem leeren Grab. Da komme es vielen Menschen entgegen, diese Leere mit Ostereiern, Osterhasen, Ostermärkten auszufüllen zu können. „Sinnvoller wäre es, die Leere einfach einmal auszuhalten und uns für das neue Leben bereit zu machen, das uns in der Auferstehung zugesagt ist“, sagt Pfarrer Koser-Fischer. „Dieses neue Leben können wir nicht machen und auch nicht kaufen. Es ist ein Geschenk.“