Lärm-AG hält Projekt weder für sinnvoll, noch für bezahlbar. Vielmehr steige die Belastung weiter an.

Leonberg - Erst vor wenigen Tagen haben die Landräte rund um Stuttgart Alarm geschlagen. Sie befürchten ein Verkehrschaos in ihren Kreisen, wenn in der Landeshauptstadt die Fahrverbote gelten.

 

Nämliches erwartet auch die Arbeitsgemeinschaft Verkehrslärm (AGVL) für das Leonberger Zentrum, sollte der seit einigen Wochen erneut diskutierte Altstadttunnel tatsächlich realisiert werden.

Wie berichtet, soll der Tunnel vom Bahnhofsviertel unter der Altstadt verlaufen und nordöstlich des Haldengebietes wieder herauskommen und damit das ständig verstopfte Nadelöhr Grabenstraße/Feuerbacher Straße entlasten.

Doch dieser Effekt, davon ist der AGVL-Sprecher Ewald Thoma überzeugt, werde nicht eintreten. Im Gegenteil: Der Verkehr werde in der Innenstadt nur umverteilt, schreibt er in einer ausführlichen wie kritischen Bewertung des Tunnelprojektes. „Durch den Altstadttunnel erhöhen sich die in der Stadt zurückgelegten Wege deutlich.“ Zudem sei die erhoffte Entlastung der Grabenstraße und der Feuerbacher Straße „vergleichsweise bescheiden.“ Denn dort entstünde keineswegs eine verkehrsberuhigte Zone. Vielmehr blieben beide Straßen wichtige Verkehrsachsen.

Stadt müsste alles bezahlen

Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft beruft sich auf den Regionalverkehrsplan, in dem alle Straßenverkehrsprojekte aufgelistet sind, die bis zum Jahr 2025 realisiert werden sollen. In diesem Papier taucht auch der Leonberger Altstadttunnel auf.

Allerdings, darauf weist Thoma ausdrücklich hin, ist der Tunnel kein regionales Projekt, sondern ausschließlich eines der Stadt Leonberg und müsste daher auch von ihr bezahlt werden. Dies habe erst unlängst das Regierungspräsidium in einem Gespräch mit der Arbeitsgemeinschaft Verkehrslärm bestätigt.

„Deshalb ist es geradezu irrsinnig, zu glauben, dass der Tunnel von der Stadt je finanzierbar ist“, erklärt Ewald Thoma, der auch der Bürgerinteressengemeinschaft Gartenstadt/Glemstal vorsteht. Bereits die genannten Investitionskosten von 60 Millionen Euro würden angesichts der bekannten Baurisiken im Leonberger Untergrund nicht ausreichen. „Viel illusorischer ist es, die enorm hohen jährlichen Betriebskosten angesichts der desolaten strukturellen Haushaltslage zu finanzieren. Es wäre der endgültige finanzielle Ruin der Stadt.“

Gegen eine neue Abfahrt

Statt einer Entlastung würde der Tunnel und die damit einhergehende neue Verbindung im Glemstal nur noch mehr auswärtige Auto- und Lastwagenfahrer anlocken, die zum Beispiel die Dauerbaustelle im Engelbergtunnel so umfahren könnten.

Ein weiterer Dorn im Auge ist der Bürgerinitiative eine neue Abfahrt an der A 81 zwischen Ditzingen und Leonberg. „Gemeinsam mit dem Tunnel und dem ausgebauten Lückenschluss bei Renningen wäre dies eine perfekte Lösung für den Durchgangsverkehr“, befürchtet Ewald Thoma.

Statt dessen solle es der Leonberger Gemeinderat dem Gerlinger Gremium gleichtun und einen neuen Autobahnanschluss bedingungslos ablehnen.

Den Planern wirft er vor, dass sie „die erhebliche Vorbelastung der Anwohner verharmlosen und den bereits bestehenden über der offiziellen Grenze der Gesundheitsgefährdung liegenden Bahnlärm komplett ignorieren.“

Nicht auf Phantome setzen

Statt auf „Phantome“ wie den Altstadttunnel zu setzen, solle die Stadt lieber den Autobahnverkehr fernhalten und mit besseren Nahverkehrsangeboten, mehr Rad- und Fußwegen eine neuen Kurs in der Mobilität einschlagen.

Über eine Umgehung der Innenstadt oder einen Tunnel wird schon seit Jahrzehnten diskutiert. Bisher sind die Pläne immer wieder in der Schublade verschwunden. Anlass für die aktuelle Tunneldebatte ist die mögliche A 81-Abfahrt nördlich von Leonberg, für die sich die Stadt Ditzingen besonders stark macht.