Die Milchkühe leiden besonders stark unter den hohen Temperaturen.

Leonberg - Die mächtigen Belüfter in dem riesigen offenen Stall laufen auf Hochtouren und der feine Nieselregen der Kuhduschen ist hoch begehrt. Der Auslauf ins Freie ist leer. Welche Kuh stellt sich schon in die pralle Sonne, wenn der Stall doch Schatten bietet. Nicht nur den Menschen, sondern noch mehr den Milchkühen von Landwirt Hans-Georg Schwarz in Gebersheim setzt die gegenwärtige extreme Hitze mächtig zu.

 

„Bescheiden“, antwortet Hans-Georg Schwarz auf die Fragen, wie es seinen Tieren gerade geht. „Die sind von Natur aus nicht für große Hitze geschaffen“, erläutert der Gebersheimer Obmann im Bauernverband. „Diese Wiederkäuer fühlen sich bei kühlen zehn Grad am wohlsten und das können wir leider auch nicht mit Lüftern und den Duschen, bei denen Wasser aus Schläuchen läuft und das von Ventilatoren zu einem feinen Nebel zerstäubt wird, erreichen“, so Schwarz.

Auswirkungen auf die Milchleistung

Die hohen Temperaturen haben natürlich auch Auswirkungen auf die Milchleistung, denn um Milch zu erzeugen, ist der Kreislauf des Tieres gefordert. Wenn ein Kalb geboren wird, bildet sich im Euter der Kuh Milch. Mit dem Blut gelangen die aus dem Futter gewonnenen Nährstoffe zum Euter. In den so genannten Milchdrüsen werden Nährstoffe und Wasser in Milch umgewandelt. Damit der Milchfluss nicht versiegt, muss die Kuh nach einem Jahr wieder kalben. Deshalb werden die Tiere bereits zwei, drei Monate nach der Geburt wieder besamt und sind dann neun Monate schwanger. In den letzten zwei Monaten der Schwangerschaft hört der Bauer mit dem Melken auf, er stellt die Kuh trocken.

„Die große Hitze belastet den Kreislauf der Tiere sehr, deshalb wird auch beim Futter darauf geachtet, es ihnen leichter zu machen“, sagt Hans-Georg Schwarz. Das energiereichere Futter wird stark reduziert und mit solchem ersetzt, das reich an Ballaststoffen ist. Dieses wird vom Organismus langsamer verarbeitet. „Damit ist der Kreislauf nicht so beansprucht“, weiß der Fachmann, der auf seinem Hof rund 400 Milchkühe hält. Damit zählt der Betrieb zu den zehn größten, was die Zahl der Milchkühe betrifft, in Baden-Württemberg.

„Futter ist das andere große Thema, das uns umtreibt“, sagt der Bauernobmann. „Wir haben im Vergleich zu anderen Regionen fast paradiesische Zustände, in Norddeutschland müssen die Bauern, wegen des von der Trockenheit verursachten Futtermangels, ihre Bestände reduzieren und Tiere schlachten lassen“, weiß Hans-Georg Schwarz. Aber auch hierzulande ist von den Äckern für Grünfutter nichts mehr zu holen. „Diese Tage habe wir Gras gemäht, das eigentlich noch stehen bleiben sollte, aber bevor alles vertrocknet, haben wir gerettet, was noch zu retten war.“ Höchstwahrscheinlich werde man auch mit der Maisernte bis zu vier Wochen früher als üblich beginnen müssen, befürchtet Schwarz.

40 Prozent weniger Stroh

Beim Getreide ist die Region gut davon gekommen, sagt der Bauernobmann. „Die Ernte war viel besser, als wir gedacht haben und die Weizenpreise ziehen nach oben.“ Allerdings sei das Stroh Mangelware. „Es ist so knapp wie noch nie“, schildert der Landwirt. Wegen der Trockenheit seien die Halme nicht so hoch gewachsen, so dass etwa 40 Prozent weniger zur Verfügung steht. In normalen Jahren werde bei der Ernte etwa die Hälfte des Strohs gehäckselt und bleibt als Dünger auf den Äckern liegen. „Angesichts der Tatsache, dass es auch viele Höfe mit Pensions-Pferden in der Region gibt, ist in diesem Jahr kein Halm auf dem Acker geblieben“, sagt Schwarz.

Über eine ganz andere Schiene machen sich die Hitze und der Wassermangel zusätzlich im Geldbeutel der Landwirte bemerkbar. „Vom gekauften Futter wird viel mit Schiffen in die Futterwerke geliefert“, schildert Schwarz. Wegen niedriger Wasserstände können die Binnenschiffer ihre Kähne nicht voll beladen und so kommen Aufschläge wegen Niedrigwassers hinzu.

Zwei kleine Lichtblicke für seine Zunft kann Hans-Georg Schwarz dennoch ausmachen. „Der jüngste Regen hat uns vor noch mehr Elend bewahrt und die Milchpreise sind stabil und zeigen nicht nach unten – vielleicht ziehen sie im Herbst sogar ein bisschen an“, sagt der Landwirt.

Waldbrände: Im Notfall bestens gerüstet

Weil in Baden-Württemberg die Wälder weniger Unterholz aufweisen, meistens gemischt sind mit Laubbäumen, Fichten, Tannen und Lärchen und auf lehmigem Boden wachsen, sind diese weniger feuerempfindlich als die in Griechenland oder Schweden. Dazu sind die Wälder durch ein ausgeprägtes Wegenetz gut erschlossen und damit im Notfall von den Feuerwehren auch schnell erreichbar. Für die Region Stuttgart hat der Deutsche Wetterdienst, wie berichtet, die derzeitige Waldbrandgefahr auf der dritten von fünf möglichen Stufen eingeordnet. Eine aktuelle Untersuchung hat ebenfalls ans Licht gebracht, dass die Feuerwehren, die Polizei und die Bundeswehr mit ihrer Ausrüstung gut aufgestellt sind, falls es doch einmal zu einem Feuer im Wald kommen sollte. Zudem gibt es ausreichend viele Seen, aus denen sich benötigtes Löschwasser aus der Luft entnehmen ließe. Im Zweifel werden sogar die Freibäder angezapft. Und auf dem Land haben sich die Bauern bereit erklärt, bei einem Waldbrand ihre Güllefässer mit Wasser zu füllen und damit zur Brandstelle zu eilen.

Gärtnerei: Gießen, gießen, gießen

In der Gärtnerei Kriesten Garten werden bei den trockenen Temperaturen die Pflanzen den ganzen Tag gegossen. Arbeitsbeginn ist 6.30 Uhr und manch einer arbeitet auf dem Bau für private Kunden. Dort müssen die Mitarbeiter sich um den eigenen Sonnenschutz kümmern. „Letztes Jahr haben wir eine Ladung Strohhüte verteilt“, berichtet Birgit Kriesten-Ploppa, die Geschäftsführerin. Sie rät auch allen Mitarbeitern genug zu trinken und mittags an schattigen Plätzen zu arbeiten, falls es möglich ist. Auch sind Bäume gut für die Umwelt und gute Schattenspender. Die Pflanzen vor dem Haus sollte man gießen, wenn die Temperaturen sinken. „Für kleinere Tiere sind die modernen Steinwüsten, die heutzutage viele Leute vor ihren Häusern haben, allerdings nichts“, so Birgit Kriesten-Ploppa. Mit diesen Steinwüsten erspart man sich die Pflege im Garten in so einer heißen Sommerperiode. Lieber sollte man sich schon vorher überlegen, welche Pflanzen wenig Wasser brauchen, damit man diese nicht so oft gießen muss. Der Rasen sollte auch gut bewässert werden.

Krankenhaus/Altenheim: Vorhänge bleiben tagsüber zu

„Probleme gibt es eigentlich nicht“, sagt Ingrid Müller, die Leiterin des Seniorenzentrums Bürgerheim Weil der Stadt. „Vielen Senioren gefällt das warme Wetter auch. Doch die Hitze ist für Senioren als auch für unsere Mitarbeiter eine Anstrengung“ , führt sie weiter aus. „Deswegen steht bei uns an erster Stelle, viel zu trinken – noch mehr als an kühleren Tagen.“ Andere Methoden sind kalte Armbäder, die die Linderung fördern sollen, erklärt Müller. Ansonsten versuchen ihre Kollegen, morgens zu lüften, danach die Fenster zu verdunkeln und erst abends, wenn es abgekühlt ist, die Fenster wieder zu öffnen. Genauso machen es auch die Mitarbeiter des Leonberger Krankenhauses. Zudem würden die Pfleger und Schwestern den Patienten empfehlen, ihren täglichen Spaziergang nicht gerade in der Mittagshitze zu machen, sondern morgens oder abends, erklärt Pressesprecher Ingo Matheus vom Klinikverbund Südwest. Einen besonderen Service gibt es bei der Hitze auch für die Krankenhausmitarbeiter: Mineralwasser gibt es für Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern umsonst.