Hans Dieter Scheerer möchte für die FDP wieder ein Landtagsmandat erringen. Herausforderungen reizen ihn und prägen sein berufliches Leben. Bevor er sich in Weil der Stadt als Rechtsanwalt niedergelassen hat, war er Manager im Einzelhandel.

Landtagswahl - Früher galt der Wahlkreis Leonberg-Herrenberg als einer der sichersten im Land. Der wegen seiner Form auch „Banane“ genannte Stimmbezirk hat sehr viele Wahlberechtigte. Früher war die Zahl der absoluten Stimmen ausschlaggebend – deswegen saßen regelmäßig drei bis vier Abgeordnete aus Leonberg oder Herrenberg im Landtag. Seit das Wahlrecht geändert wurde, tun sich vor allem die kleineren Parteien schwer. So auch die FDP.

 

Deren Kandidat Hans Dieter Scheerer aus Weil der Stadt schreckt das aber nicht ab – im Gegenteil. Herausforderungen reizen ihn und prägen sein berufliches Leben. Bevor er sich in Weil der Stadt als Rechtsanwalt niedergelassen hat, war er Manager im Einzelhandel: Kriegbaum, Edeka, Metro-Gruppe. Gut 200 Mitarbeiter hatte er unter sich, ist durch die Welt gejettet.

Bodenständig und fest verwurzelt

„Ich habe spannende Menschen getroffen und gelernt, Probleme zu lösen“, sagt der 58-Jährige. Im Oktober hat er seine beiden 18-jährigen Zwillingstöchter besucht, die zurzeit in Peru und Australien weilen. Ansonsten ist Scheerer aber bodenständig und in Weil der Stadt verwurzelt, seine Frau ist Laienvorsitzende des Kirchengemeinderats. Und dass der Anwalt aus Herrenberg stammt, scheint ihn für diesen Wahlkreis geradezu zu prädestinieren.

Seit Scheerer seinen stressigen Managerjob an den Nagel gehängt hat, ist er in der FDP – wieder – engagiert. 1979 trat er ein, war Kreischef der Jungliberalen und auch auf Landesebene tätig – aus dieser Zeit kennt er den Landeschef Michael Theurer. Vor anderthalb Jahren wurde er FDP-Kreischef. Nun will Scheerer also angreifen – und setzt auf ein scharfes Profil. „Ich setze auf Subsidiarität“, sagt der Rechtsanwalt, „wir müssen die Menschen zu Vernunft und Eigenverantwortung erziehen.“ Das bringe er schon den Studenten an der Dualen Hochschule bei, für die er als Lehrbeauftragter nebenher arbeitet.

Bei der grün-roten Landesregierung wittert er hingegen Bevormundung und ein bürokratisches Denken, etwa weil ein Recht auf Bildungsurlaub gesetzlich verankert werde. „So etwas muss man doch nicht gesetzlich regeln“, sagt er. Deswegen kann sich der Weiler kaum vorstellen, nach der Wahl eine Ampelkoalition aus Grünen, SPD und FDP einzugehen. „Dann gehen wir lieber in die Opposition“, sagt er klar.

Etwa bei der Schulpolitik seien die Unterschiede zu groß, Scheerer schimpft bei jeder Gelegenheit auf die „Privilegierung der Gemeinschaftsschule“. Im Wahlkreis setzt er sich massiv gegen die umstrittene Hermann-Hesse-Bahn nach Calw ein: „Das ist Geldverschwendung.“

Lückenschluss ist ihm ein großes Anliegen

Viel wichtiger wäre für ihn, die Infrastruktur auszubauen, Stichwort Lückenschluss der B 295 bei Renningen: „Ich stehe dort jeden Tag im Stau. Das kann nicht sein in einer wirtschaftsstarken Region.“ Im Wahlkampf setzt Scheerer auf den FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner, der am 23. Februar nach Leonberg kommt.

Wie er seine Chancen einschätzt? Scheerer macht eine einfache Rechnung auf: 6,7 Prozent hat die Renningerin Heiderose Berroth 2011 erhalten – mit 6,9 Prozent wäre sie im Landtag gewesen. „Ich kämpfe dafür, das ist schaffbar“, ist Hans Dieter Scheerer überzeugt.

Aus seiner Sicht würde etwas unternehmerische Praxiserfahrung im beamtenlastigen Parlament nicht schaden, sagt er selbstbewusst. Und wenn es nicht klappt? Dann bleibt Zeit für die Familie – die übrigens um Patenkinder in Afrika und Asien erweitert wird. Eine gute Perspektive.