Die Eigentümerin hat viel vor. Ein letzter Rundgang durch das verlassene Gebäude.

Weil der Stadt - Ein Bett ist sogar noch bezogen. Man müsste sich nur noch hinlegen, schon hätte man ein Nachtquartier, mitten in Weil der Stadt, am Marktplatz in bester Lage. Seit Ende 2013 schläft in der Krone Post aber niemand mehr, das beste Haus der Stadt ist seit vier Jahren zu. Trist und verlassen wartet es auf seine Zukunft.

 

So war es schon mal, erzählt die Eigentümerin Gabriele Schindele. In den 60er Jahren, damals lebten Flüchtlinge in der Krone Post. Ernst Schindele kaufte sie schließlich. „Mein Opa war ein richtiger Hotel-Freak“, erinnert sich die Enkelin. „Er hat es dann zu dem gemacht, was es ursprünglich war.“ Ein gastronomisches Glanzlicht nämlich, in dem sich das gesellschaftliche Leben der Stadt abspielte.

Etwa unter den Wirtsfamilien Stotz, Wolf und Sartor seit dem 16. Jahrhundert. Oder, als der legendäre Volkstribun und führende Kopf der Weiler Demokraten Friedrich Stotz 1848 hier zum „Thurn und Taxischen Postmeister“ ernannt wurde. Seitdem heißt die Krone auch Post, die Zeichnungen hängen noch heute an den Wänden. Und Gabriele Schindele will, dass das gesellschaftliche Leben hier auch wieder einzieht.

Die Biergläser reihen sich unter dem Zapfhahn, daneben das Schlüsselbrett – auch die Schlüssel sind vollzählig. Mit Abstauben und Gläser putzen ist es in dem historischen Gebäude aber nicht getan. „Vom jetzigen Eindruck bleibt später mal nichts mehr erhalten“, sagt Hans Dieter Scheerer. Der Weiler Rechtsanwalt managt das Projekt, er kennt sämtliche Pläne.

Frühjahr 2020 könnte Eröffnung gefeiert werden

Decken, Böden, Fenster, alles muss raus. „Derzeit sprechen wir mit der Bank über die Finanzierung“, sagt Scheerer. Wenn es von dort grünes Licht gibt, dann muss die Stadt den Bauantrag genehmigen. „Wenn alles gut läuft, dann legen wir im Herbst los“, kündigt Scheerer in unserer Zeitung erstmals an. Anderthalb Jahre Bauzeit dauert es dann noch, im Frühjahr 2020 könnte dann das große Eröffnungsfest folgen.

Walter Schindele wäre dann ganz sicher stolz auf seine Tochter. Auch der Schindele zweiter Generation hat in das Objekt sein Herzblut gesteckt, hat es vor 30 Jahren ebenfalls renoviert. Das Haus dürfe nicht verkauft werden, hatte der 2013 verstorbene Unternehmer in sein Testament geschrieben. „Das war sein Lieblingsobjekt“, erinnert sich Gabriele Schindele, wenn sie jetzt durch das verlassene Haus läuft.

Die holzvertäfelte Gaststube, der große Festsaal im hinteren Teil des Gebäudes. „Ich habe gewusst, was auf mich zukommt“, sagt sie. „Den letzten Willen sollte man respektieren.“ Denn einfach war es auch in den vergangenen vier Jahren nicht. Mehrfach schon haben Pläne die Runde gemacht, sind dann auf heftige Widerstände gestoßen. Ein Vorschlag war ein 90-Zimmer-Hotelneubau. Zuletzt, im Juni 2016, wurden dem Gemeinderat dann Pläne präsentiert, die in das Krone Post-Areal zwei höhere Wohngebäude integrieren wollten. Vor allem eine 1,20 Meter hohe Außenterrasse stieß im Gemeinderat auf Skepsis.

„Unterm Strich muss es sich rechnen“

„So ein Projekt ist immer ein Prozess“, sagt Hans Dieter Scheerer heute. „Manchmal landet man eben in einer Sackgasse.“ Aus der haben die Beteiligten mittlerweile herausgefunden. Scheerer und Schindele haben eine neue Architektin beauftragt, dazu einen Experten vom Hotel- und Gaststättenverband dazu geholt. „Wir haben immer gesagt: Unterm Strich muss es sich rechnen“, sagt Scheerer. Die zusätzlichen Gebäude sind vom Tisch, auch die Außenterrasse steht nicht mehr im Plan. Stattdessen wird das Gebäude von Grund auf saniert, die Gaststuben, die 16 Zimmer und der Saal. Gabriele Schindeles Augen leuchten, wenn sie da durchgeht. Drei Stockwerke sind im Untergrund versteckt, von einem geheimen Gang rüber ins Rathaus oder ins Calwer Tor munkelt man. Beim Rundgang entdeckt Schindele immer noch eine Tür, hinter der sie noch nie war. Ein aufregendes Gebäude, ein Abenteuerspielplatz auch damals, in ihrer Kindheit schon.

„Zum Essen sind wir als Kinder immer hergekommen“, erinnert sich die Merklinger Unternehmerin. „Natürlich haben wir auch alle Feste hier gefeiert.“ Die Schindeles hatten immer Pächter auf der Krone Post, ihr Herzblut floss dennoch ständig mit ein. Und das wahrscheinlich auch noch in der nächsten Generation. Tochter Stefanie ist gelernte Restaurantfachfrau. „Wir sind gerade am überlegen“, sagt die 26-Jährige. Gerade macht sie noch eine andere Ausbildung, hilft aber schon bei der Planung. Vielleicht steigt sie dann irgendwann richtig hier ein, sagt sie: „Wenn man das Haus gut führt, hat es auf eine Zukunft.“