Das Konzert von Tony Marshall an der Krippe wärmt dem Publikum Herz und Seele.

Renningen - Am kalten Heiligabend 1818 stapft der Hilfspfarrer Joseph Mohr in Oberndorf bei Salzburg durch den Schnee zum Dorfschullehrer und Organisten Franz Xaver Gruber und bittet ihn, seine Verse in Töne zu setzen.

 

Vor genau 200 Jahren war das – und damit Grund genug für Pfarrer Franz Pitzal, „Stille Nacht“ als Thema für die diesjährige Krippe auszuwählen. Und da es sich dieses Mal um ein musikalisches Thema handelt, zieren die Kirche in Malmsheim gemalte Instrumente von Balalaika über Panflöte, Trommel und Zither bis zum Akkordeon sowie der Text des Liedes mit farbenfrohen Musikanten und Chören unter einem samtblauen Sternenhimmel.

Wunderbare Freundschaft ist entstanden

Wie gemacht ist diese Umgebung für Tony Marshall, der seit Jahren hier in der Martinuskirche an der Krippe singt. So auch in diesem Jahr, am ersten Weihnachtsfeiertag, wieder. Vor mehr als dreißig Jahren ist er Tony Marshall im Bayerischen Wald begegnet, erzählt Pitzal, und eine wunderbare Freundschaft ist entstanden.

Den Auftakt macht der Sänger natürlich mit „Stille Nacht“, mit dem er das Publikum verzaubert. Auch mit „Heidschi, bumbeidschi“ und dem sehr ausdrucksstark vorgetragenen spanischen „Ave Maria“ bringt er Weihnachtsstimmung in die Kirche. Aber auch mit „Du sollst das Leben lieben“ und dem Elvis-Hit „Love me tender“ begeistert er das Publikum in der rappelvollen Kirche.

Und was beeindruckt Tony Marshall an der Krippe mit ihren gut 500 Figuren besonders? „Die Arbeit, die drinsteckt“, antwortet er, „und der Versuch, den Menschen die Botschaft anschaulich zu vermitteln!“

Besonders berührend ist der Auftritt seiner Tochter Stella, die mit ihren Liedern Mut machen will. Für alle, die Weihnachten allein verbringen, singt sie „Stell’ eine Kerze ins Fenster“. Bei „Frieden fängt im Herzen an“ singt sie im Duett mit ihrem Vater.

Pfarrer Pitzal spricht aus, was das Publikum denkt: „Du hast dich in die Herzen gesungen und weist auf die Botschaft und den Appell von Weihnachten hin“, sagt er. Nämlich für andere da sein, Gemeinschaft leben – nicht umsonst sind auch Obdachlose oder arme Kinder in der Krippe .

Als Tony Marshall nach „Green grass of home“ und der deutschen Fassung des Sinatra-Ohrwurms „I did it my way“ dann „Oh happy day“ anstimmt, klatscht das Publikum in der Malmsheimer Kirche ausgelassen fröhlich mit.

Pfarrer singt mit Tony Marshall

Schließlich winkt Tony Marshall den Pfarrer nah zu sich heran und fragt verschmitzt: „Bist du schon in Rente?“ Sein gesungener Kommentar „Senioren sind nur zu früh geboren, wir bleiben jung, uns haut so schnell nichts um“ zeigt dann die innige Verbundenheit der zwei älteren Herrn. „Aus der stillen Nacht ist eine heilige Nacht geworden“, resümiert Pfarrer Pitzal. Und so endet das Konzert mit dem gemeinsamen Lied von Tony Marshall, Stella und Franz Pitzal: „Stille Nacht“.

200 Jahre alt wird dieses berühmteste Weihnachtslied überhaupt. In mehr als 300 Sprachen ist es schon übersetzt worden, es ging um die Welt. Allein Bing Crosbys Aufnahme von 1935 erzielt zehn Millionen Exemplare. Die deutschlandweit bekannte Renninger Krippe, die sich jedes Jahr einem anderen Thema widmet – zuletzt dem Thema „Zeit“ – bringt nun diesem Lied eine besondere Hommage.

„Vorne ist die Kapelle von Oberndorf stilgetreu nachgebaut, daneben die Kirche St. Nikola, die es heute nicht mehr gibt, und die Dorfschule“, erklärt Pfarrer Franz Pitzal stolz. „Dazu die vier Kontinente neben Europa mit den Nationalflaggen der Länder, und die Figuren tragen alle ihre heimatlichen Trachten.“

Mit diesen Tönen in den Ohren geht das berührte Publikum von Tony Marshall schließlich in die frostige Winternacht, vielleicht mit dem Vorsatz aus der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens: „Ich werde Weihnachten in meinem Herzen ehren und versuchen, es das ganze Jahr hindurch aufzuheben.“