Von der Einführung der Wertstofftonne zwischen Weissach und Herrenberg hatten sich einige Kommunalpolitiker im Kreis deutlich mehr versprochen. Lediglich 26,5 Prozent der Kosten kommen durch Gebühren wieder rein.

Kreis Böblingen - Die Einführung der freiwillig nutzbaren Wertstofftone im Jahr 2012 im Kreis Böblingen ist nach der Einschätzung des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Roland Mundle richtig gewesen. Mit diesem Schritt habe man eine Struktur geschaffen, die „einem Rosinenpicken“ bei den Wertstoffen entgegenwirkt. Es könne schließlich nicht sein, dass private Verwerter Wertstoffe einsammelten, mit denen man Geld machen könne, während die kommunalen Entsorger auf dem Rest sitzen blieben.

 

Dennoch ist Mundle überzeugt, dass man an dem bestehenden „und gut funktionierenden“ System mit den Wertstoffhöfen im Kreis nichts ändern sollte, „so lange es durch die Finanzierung des dualen Systems“ mitgetragen werde. Die Vergütung für den auf den Wertstoffhöfen eingesammelten Verpackungsmüll durch das Duale System Deutschland ist laut dem Landkreissprecher Dusan Minic bislang sehr gut, da über die Sammelstellen sehr sortenrein eingesammelt werde.

Kreisweit 10 240 Wertstofftonnen

Bis Ende Juni wurden im Kreis mit rund 170 000 Haushalten 10 240 Wertstofftonnen ausgegeben – pro Quartal steigt die Zahl laut Wolfgang Bagin, dem Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB), um weitere 400. Doch die Zahl der Behälter und die der Leerungen – im vergangenen Quartal sind es 17 260 gewesen – sind deutlich hinter den Prognosen zurückgeblieben. In der Konsequenz fordert Mundle daher, dass man sich überlegen müsse, wer letztlich die nicht gedeckten Kosten trage. „Alle Gebührenzahler oder nur die Nutzer der orangefarbenen Tonne?“ Für jede Leerung der 240 Liter fassenden Tonne fallen 3,50 Euro an. Der Kostendeckungsgrad, den der AWB bei der Wertstofftonne erreicht, liegt bei 26,5 Prozent – bei im Schnitt jährlich 5,6 Leerungen pro orangefarbenem Behälter. Einen spürbaren Rückgang der Restmüllmenge hat es seit der Einführung der Wertstofftonne laut dem AWB nicht gegeben. Die Nutzer hätten wohl schon vorher gut sortiert.

Monatlich werden über die orangefarbenen Behälter 55 000 Tonnen Wertstoffe eingesammelt. Rund 75 Prozent, so ergab eine Probesortierung im Jahr 2014, seien Verpackungsmaterialien. So würden auf diesem Weg drei Prozent und somit 23 000 Tonnen der im Kreis anfallenden Wertstoffe aus Kunststoff und Metall erfasst.

Es sei absehbar gewesen, dass die Wertstofftonne nicht den von der Verwaltung erhofften Erfolg haben würde, sagt der CDU-Kreisrat Claus Unger. „Wir unterstützen die Tonne aber grundsätzlich als Alternative zum Bringsystem Wertstoffhof“, so der Ehninger Bürgermeister. „Unser Herz schlägt für den Wertstoffhof“, macht er die Position seiner Fraktion klar. Das System habe sich bewährt, „der Wertstoffhof ist zu einer Art Marktplatz, einem sozialen Treffpunkt geworden“, sagt er.

Versuchsregion angeregt

Sein Rutesheimer Kollege Dieter Hofmann hielte es indes für den richtigen Schritt, „die Wertstofftonne flächendeckend einzuführen und die Wertstoffhöfe weitgehend aufzulösen“. Dies sei, wie er wisse, aber nicht mehrheitsfähig. Die positive Einschätzung Bagins, der 15 000 Wertstofftonnen bis zum Jhar 2019 kreisweit verteilt haben will, teilt er nicht. Noch weniger die des Böblinger Landrats Roland Bernhard. Der sieht bald schon 20 000 der Behälter kreisweit im Einsatz. Um dies zu erreichen, so glaubt der SPD-Kreisrat Manfred Ruckh, müsse für die Tonne kräftig die Werbetrommel gerührt werden.

Die Grünen-Kreisrätin Roswitha Weber-Streibl würde die Wertstofftonne gerne flächendeckend im Kreis sehen. „Wir können uns keine zwei teuren Systeme parallel leisten“, sagt sie. Sie fände es gut, wenn in einer Versuchsregion – „etwa in Leonberg, wo immer über die Platzverhältnisse des Wertstoffhofs diskutiert wird“ – Wertstofftonnen an alle Haushalte verteilt und nach einer gewissen Zeit die Erfahrungen ausgewertet werden würden.