Um das Direktmandat kämpfen neue und alte Gesichter.

Kreis Böblingen - Mit dem Ausscheiden von Clemens Binninger (CDU) aus dem Bundestag verspricht der Wahlkampf im kommenden Jahr im Wahlkreis Böblingen besonders spannend zu werden. Mit Marc Biadacz haben die Christdemokraten am Samstag ihren Kandidaten gekürt (wir berichteten). Er hatte sich gegen immerhin fünf Mitbewerber durchgesetzt. Der Wahlkreis Böblingen (früher Leonberg-Vaihingen) war bislang stets sicheres CDU-Territorium und daher heiß begehrt. Von bislang fünf Vertretern im Bundestag seit 1949 gehörten vier der CDU an. Allein 1972 konnte sich mit Hans Geiger ein Sozialdemokrat durchsetzen.

 

Dennoch war der Wahlkreis Böblingen auch anderweitig gut vertreten, die Kandidaten erhielten auf den Landeslisten ihrer Parteien oftmals gute Plätze und rutschten so über die Zweitstimme ins Parlament. So etwa 2009 und 2013 Richard Pitterle, der auch im kommenden Jahr für die Partei Die Linke antreten wird. Er wurde von seinem Kreisverband bereits im Juli nominiert. Die Landesliste der Linken wird aber erst im Januar erstellt.

Florian Toncar ist zurück

Auf einer solchen am prominentesten platziert wurde bislang Florian Toncar. Der Jurist saß von 2005 bis 2013 schon einmal für die FDP im Bundestag. Am Wochenende hat er es beim Landesparteitag auf Platz 5 der Landesliste geschafft. Florian Toncar ist 37 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Töchter.

Nachdem die FDP 2013 den Einzug in den Bundestag verpasste hatte, verschlug es den Rechtsanwalt nach Frankfurt in eine international tätige Kanzlei. Jetzt startet Toncar in seiner alten Heimat Weil im Schönbuch einen neuen Versuch. Allerdings muss die FDP dafür auch den Wiedereinzug ins Parlament schaffen.

Weil der Städter tritt für AfD an

Eine Frage, die derzeit viele beschäftigt: Schafft die AfD nächstes Jahr den Einzug in den Bundestag? Wenn ja, wird sie vielleicht ebenfalls einen Abgeordneten aus dem kreis Böblingen haben. Markus Frohnmaier, der in Schafhausen aufgewachsen ist, wurde am Wochenende auf Platz 4 der Landesliste gewählt.

Der 25-Jährige ist als Jurastudent in Tübingen eingeschrieben und arbeitet als persönlicher Pressesprecher für die AfD-Parteichefin Frauke Petry. Die nannte ihn einmal „Kampfzwerg“. Das Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ schrieb über ihn: „Wer wissen will, wohin die AfD steuert, sollte ihm beim Wachsen zuschauen.“ Frohnmaier ist außerdem Bundesvorsitzender der Jungen Alternative, der Jugendorganisation der AfD.

Ein Junger für die Grünen

Zittern muss dagegen der Grüne Tobias Bacherle. Zwar ist das Direktmandat im Wahlkreis Böblingen bei der Landtagswahl in diesem Jahr mit Thekla Walker erstmals an den grünen Kandidaten gegangen. Doch das Verhalten der Wähler bei Landtags- und Bundestagswahlen lässt sich nur bedingt vergleichen.

Zudem hat es der Student der Politik- und Islamwissenschaften nur auf den 18. Platz der Landesliste von Bündnis 90/Die Grünen geschafft. Er könnte also nur über die Liste in den Bundestag kommen, falls seine Partei bei der Wahl, die voraussichtlich im September 2017 stattfindet, sehr gut abschneidet. Politische Erfahrung hat der 21-Jährige als Mitglied des Landesvorstands der Grünen Jugend und als Stadtrat in Sindelfingen gesammelt.

Auch bei der SPD steht die Wahl zur Landesliste noch aus. Am vergangenen Dienstag kürte der Kreisverband offiziell Jasmina Hostert (33) zur Kandidatin im Wahlkreis. Die Böblingerin ist alleinerziehende Mutter einer fünfjährigen Tochter. Hostert ist seit anderthalb Jahren Kreisvorsitzende der Sozialdemokraten und arbeitet derzeit als Geschäftsführerin der Stuttgarter SPD-Regionalfraktion.