Auch Ehningen positioniert sich gegen Bauschutt und Erdaushub – vor der Debatte im Kreistag.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Kreis Böblingen - Eine Deponie für Erdaushub und Bauschutt in ihrem Wald – „derartige Planungen und Überlegungen kann sich die Gemeinde Ehningen nicht vorstellen“, erklärt Claus Unger. Einen dreiseitigen Brief hat der Bürgermeister an den Landrat Roland Bernhard verfasst. Zehn Punkte umfasst die Stellungnahme der Gemeinde zur Standortsuche für eine Erddeponie. Ehningen ist wie Sindelfingen, Weissach sowie Leonberg und damit das benachbarte Rutesheim in der engeren Auswahl. Bis auf Leonberg, wo das Thema am Donnerstag, 9. März, im Ausschuss des Gemeinderats behandelt wird, haben alle Kommunen das Projekt abgelehnt – mit recht ähnlichen Argumenten. Am Montag, 13. März, debattiert der Kreistag über das weitere Vorgehen.

 

Der Ehninger Wald ist knapp und alt

Für den Erdaushub und den Bauschutt müsste im Ehninger Gemeindewald Stelzenhau eine Fläche von 43 Fußballfeldern gerodet werden, rechnet Claus Unger in seinem Brief vor. Dabei würden dort Eichen, Buchen, Birken und weitere ökologisch wertvolle Arten wachsen, deren Durchschnittsalter bei 170 Jahren liege. „Ein Verkauf unserer ohnehin knappen Flächen an Wald scheidet aus“, stellt der Bürgermeister klar. Die zusätzlichen Lastwagen könnten der ohnehin schon mit Verkehr übermäßig belasteten Bürgerschaft nicht auch noch zugemutet werden. Außerdem stellt Claus Unger die Dimension der geplanten Deponie in Frage und fordert eine nachvollziehbare Mengenhochrechnung ein.

Mitte Februar hatte auch der Sindelfinger Gemeinderat seinen Stadtwald als Standort der Deponie kategorisch abgelehnt. Sindelfingen sei mit der Schießanlage des Bundes, dem Kampfmittelbeseitigungsdienst und der geschlossenen Mülldeponie Dachsklinge schon über Gebühr belastet, lautete der Tenor. Auch Rutesheim will weder einen Teil seines Erholungswalds opfern noch vom Verkehr überrollt werden. Eine Erd- und Bauschutthalde würde über 25 Jahre lang rund 700 000 Lastwagen nach sich ziehen, schätzte der Bürgermeister Dieter Hofmann. Und sein Weissacher Kollege Daniel Töpfer monierte neben der Verkehrsbelastung, dass der vom Landratsamt ins Auge gefasste Platz mitten in einem Wald und einem Wasserschutzgebiet liege. Er nimmt auch an, dass die dort ansässige Firma Porsche rechtlich gegen die Deponie vorgehen würde.

In der Kommune gibt es bereits eine Deponie

Dass Ehningen vor drei Jahren durch „sein rasches und unbürokratisches Vorgehen“ einen Engpass beim Erdaushub im Kreis Böblingen „alleine und maßgeblich gelöst hat“, ist ein Pfund, mit dem Claus Unger wuchert. Damals wurden die Kapazitäten im Steinbruch der Firma Baresel dafür erhöht. Der Bürgermeister stellt allerdings, ähnlich wie der Sindelfinger Oberbürgermeister, das Verfahren in Frage. „Unter welcher Prämisse sind über 60 Standorte aus der Prüfung ohne Angabe von Gründen ausgeschieden worden“, will er vom Landrat wissen. Diese „mangelnde Transparenz“ hat auch Bernd Vöhringer kritisiert. Er fordert nach wie vor Einsicht in die entsprechenden Unterlagen.

Eine 15-seitige Vorlage mit 14 Anlagen hat das Landratsamt für die Kreistagssitzung vorbereitet. Damit ist laut der Behörde alles zu dem Verfahren veröffentlicht – bis auf die Steckbriefe, die ein Ingenieurbüro für die 78 theoretisch möglichen Standorte im Kreis angefertigt hat. Am Montag sollen die Kreisräte den Auswahlprozess und die -kriterien zur Kenntnis nehmen, mit der diese Liste auf die nach Ansicht der Behörde fünf geeignetesten Stellen reduziert wurde. Den Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) könnten sie damit beauftragen, den vom AWB selbst errechneten langfristigen Deponiebedarf durch einen externen Gutachter verifizieren zu lassen, schlägt das Landratsamt vor. Und dass ein weiterer externer Fachgutachter die fünf Standorte in Weissach, Leonberg-Gebersheim, Sindelfingen und Ehningen nun bewerten solle.