Der künftige Vize-Landrat im Landkreis Böblingen ist 39 Jahre alt und kommt aus Mosbach. Nach seinem Jura-Studium hat er bereits vieltätige Tätigkeiten in der Verwaltung ausgeübt. Er tritt sein Amt am 1. Januar an.

Kreis Böblingen - Jetzt ist es offiziell: Martin Wuttke wird neuer Stellvertreter von Landrat Roland Bernhard. Er bekleidet noch bis zum Jahresende dieselbe Funktion im Neckar-Odenwald-Kreis. „Er war mein Wunschkandidat“, erklärte Bernhard am Dienstag im Kreistag. Entscheiden konnten das aber weder er noch die Kreisräte, denn der Erste Landesbeamte, wie der offizielle Titel heißt, wird vom Innenministerium ernannt. Allerdings „im Benehmen mit dem Landrat“ – also der Kreischef hat ein Mitspracherecht. Das wohl in diesem Fall auch Wirkung hatte. „Wir waren in sehr dichtem Kontakt“, erzählte Bernhard.

 

Vielfältige Tätigkeiten nach dem Jura-Studium

Martin Wuttke hat in Heidelberg, Jena und Belgien Jura studiert, dann wechselte er 2004 ans Landratsamt Mosbach in der Nähe von Heidelberg. Dort war er erst Rechtsreferent und hat in dieser Funktion die Verwaltungsreform umgesetzt, 2007 ist er zum Karlsruher Regierungspräsidium gewechselt und kümmerte sich um Asylanträge. Nach einer Station im Innenministerium wurde er 2008 Erster Landesbeamter wiederum im Neckar-Odenwaldkreis.

Die Fachgebiete des 39-Jährigen sind Umwelt, Landentwicklung und Ordnungswesen – womit er ein ähnliches Profil hat wie der Ende August ausgeschiedene Vize-Landrat Wolf Eisenmann. „Mit diesem Erfahrungswissen ist er auf die neue Tätigkeit in Böblingen gut vorbereitet“, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums. Sein Noch-Chef in Mosbach, Landrat Achim Brötel, bedauert den Wechsel. „Er hat hier ausgezeichnete Arbeit geleistet“, sagte dieser. Gleichwohl freue er sich für Wuttke. Da dieser in Stuttgart wohnt, ist der Weg zur Arbeit künftig kürzer. Zudem ist das Böblinger Landratsamt deutlich größer, und der Posten mit der Besoldungsstufe B 3 (rund 6800 Euro) besser dotiert als an der alten Stelle.

Bernhard deutete an, dass er mit seinem Kollegen im Neckar-Odenwald-Kreis gesprochen hat. „Es ist ja immer zweischneidig, wenn der Erste Landesbeamte von einem anderen Landkreis wechselt“, sagte Bernhard. Aber er sei von selbst gekommen, man habe ihn nicht abgeworben, betonte er. Dass der künftige Vize-Landrat erst zum 1. Januar antritt, bedauert Bernhard etwas. „Es gibt ja auch Aufgaben zu erledigen“, erklärte er im Kreistag, „aber das werden wir schon überbrücken.“ Sollte der Erste Landesbeamte ähnliche Aufgaben wie Eisenmann übernehmen, wartet gleich eine ganze Reihe von Dingen auf ihn. Zwar wurde die Deponieknappheit im Landkreis entschärft, doch das Problem schwelt weiter. Auch die Diskussion über den Gelben Sack wird ihn möglicherweise beschäftigen, und wie mit weiteren Deponien umgegangen wird.

Vorgänger Eisenmann war seit 1987 im Amt

Sein Vorgänger Wolf Eisenmann hatte seit 1987 das Amt und das Landratsamt geprägt. Vor allem seine politischen Vorstöße und Musterklagen durch alle Instanzen bleiben in Erinnerung, sowie die Müllverbrennung und das umstrittene Wertstoffhofsystem, das er immer verteidigt hat.

Roland Bernhard ist jedenfalls davon überzeugt, dass er mit Martin Wuttke ein gutes Team an der Spitze der Kreisverwaltung bildet. „Wir haben uns beschnuppert, die Chemie stimmt“, schmunzelte der Kreischef. Ob Wuttke seine Aufgabe ähnlich politisch und initiativ interpretiert wie Eisenmann, bleibt derzeit noch offen.