Weil die Zahl der Flüchtlinge stark zurückgegangen ist, wird nicht jede Unterkunft mehr benötigt.

Kreis Böblingen - Wenn jeden Monat 25 kommen, aber 100 gehen, dann ist die Rechnung ganz simpel: 75 Plätze bleiben leer. So sehen aktuell die Zahlen bei der Flüchtlingsunterbringung im Landkreis Böblingen aus. 25 Menschen, die Asyl beantragt haben oder das tun wollen, wurden im Oktober dem Kreis zugewiesen. 100 dagegen konnte das Landratsamt in die Obhut der Kommunen zur sogenannten Anschlussunterbringung übergeben.

 

2880 Menschen sind derzeit in den kreiseigenen Unterkünften untergebracht. Im Sommer waren es noch fast 1000 mehr. Obwohl die zwischenzeitlich neun Notunterkünfte, darunter zwei in Leonberg und eine Weissach, alle wieder frei sind, gibt es noch immer mehr Kapazitäten als Flüchtlinge. „Als wir im Winter und Frühjahr neue Unterkünfte geplant haben, war noch nicht abzusehen, dass die Zahlen so stark sinken werden“, sagt Dusan Minic, der Sprecher der Kreisverwaltung.

Ein Ortsteil will sich engagieren – und kommt nicht zum Zug

Deshalb stehen Flüchtlingsunterkünfte wie die Containersiedlung in Warmbronn weiterhin leer. Die Warmbronner hatten sich gut vorbereitet, schnell eine Flüchtlingshilfe gebildet. „Es war erstaunlich, wie viele bereit waren zu helfen“, sagt Christiane Hug-von Lieven. Die Ortschaftsrätin engagiert sich auch bei der Flüchtlingshilfe. Den Grund für deren Erfolg sieht sie auch darin, dass die Initiative aus dem Ortschaftsrat kam. Zudem seien in der Steuerungsgruppe sämtliche Vereine und Institutionen vertreten. „So konnten wir viele Ängste abbauen“, meint Hug-von Lieven.

Abgebaut werden sollen die Container vorerst nicht. Die Kreisverwaltung überprüft derzeit, welche Unterkünfte beibehalten werden sollen. „Ergebnisse gibt es erst Ende November oder Anfang Dezember“, berichtet Dusan Minic, der Sprecher des Landratsamtes. Eine Rolle spielt dabei auch der Platz, der jedem Asylbewerber zugestanden wird. Baden-Württemberg hatten diesen per Ausnahmeregelung von sieben auf viereinhalb Quadratmeter reduziert. Diese Regelung läuft Ende 2016 aus.

Fünf weitere Unterkünfte stehen leer

Fertig umgebaut, aber ebenso leer ist ein ehemaliges Bürogebäude im Industriegebiet Hertich in Leonberg. Dieses hatte der Kreis gekauft. Ob es bezogen wird? „Bei der Überprüfung der Immobilien spielt auch deren Lage eine Rolle“, erklärt Minic. Leer stehen außerdem die Rappenbaumschule Sindelfingen, eine Unterkunft sowie zwei Wohnzelte in Waldenbuch.

In Sindelfingen dagegen soll demnächst ein Haus freigezogen werden, weil sich dort Küche und Duschen draußen in Container befinden. „Wenn wir an anderer Stelle Kapazitäten haben, möchten wir das den Menschen im Winter ungern zumuten“, meint Minic. In Rutesheim errichtet die Stadt derzeit auf eigene Kosten eine Unterkunft, sie soll Mitte November eröffnet werden. „Der Kreis hat hier Bedarf für alle acht Wohnungen angemeldet“, berichtet Martin Killinger, der Erste Beigeordnete. Die Stadt plant, die Einheiten später selbst als Sozialwohnungen zu nutzen.

Die kreiseigenen Unterkünfte in Renningen und Weil der Stadt sind bis auf ein älteres Gebäude in Malsmheim voll belegt. Zuletzt lebten noch 300 Menschen in Privatwohnungen, die der Kreis angemietet hatte. „Ende des Jahres werden das nur noch 100 sein“, erklärt Dusan Minic. Hierbei seien aber die Flüchtlinge an die Kommunen in die Anschlussunterbringung übergeben worden – samt Wohnung.