Der Gemeinderat genehmigt den seit Langem angestrebten Ergänzungsbau – der kleiner wird als anfangs geplant. Ein Stück Wald muss trotzdem weichen. 

Gerlingen - Es war ein langer Weg: Der Technische Ausschuss des Gerlinger Gemeinderats (TA) hat den Bauantrag der Kliniken Schmieder jetzt genehmigt. Auf dem Krankenhausgelände auf der Schillerhöhe kann ein Ergänzungsbau entstehen, in dem 108 Patienten stationär behandelt werden können. Das ist weniger, als ursprünglich seit Sommer 2014 geplant, aber nun sind die Weichen gestellt: Der Neubau entsteht südlich des Altbaus, dafür wird wesentlich weniger Waldfläche abgeholzt als für den zuerst geplanten Standort östlich des Altbaus.

 

Der neue sogenannte Stationsbau ist die zweite Ergänzung des Areals der Rehabilitationsklinik. Der erste Bauabschnitt ist 1998 in Form eines Viertelkreises entstanden; 2009 wurde ein direkt angeschlossener Erweiterungsbau bezogen. Seither hat die Klinik 150 Betten für Patienten mit neurologischen Erkrankungen. Seit jeher kooperieren die Schmieder-Kliniken mit dem benachbarten Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK). In dessen Spezialklinik werden Erkrankungen des Brustkorbes und der Atmungsorgane behandelt, darunter sind viele Patienten mit Lungenkrebs. Die Küche des RBK versorgt Patienten und Mitarbeiter beider Häuser, die Diagnostik wird ebenso gemeinsam genutzt wie Teile der Haustechnik.

Unterirdische Verbindung

Der neue Stationsbau der Schmieder-Kliniken ist in Form eines U geplant, das Haus soll etwa 50 mal 60 Meter groß werden und wie der Altbau gegenüber vier Stockwerke haben. Unterirdisch werde eine Verbindung zwischen den Gebäuden geschaffen, erläuterte der Leiter des Gerlinger Baurechtsamtes, Martin Prager, im TA. Der Neubau soll direkt an das Rondell, der Weg zu den Haupteingängen beider Kliniken, angrenzen. Als Teil des Baufelds ist auch die Fläche eines alten Minigolfplatzes vorgesehen, der schon lange nicht mehr benutzt wurde.

Die jetzt genehmigte Fläche ist wesentlich kleiner als das etwa 10 000 Quadratmeter große Areal, das für den zu Beginn geplanten Ergänzungsbau östlich des Altbaus hätte gerodet werden müssen. Das neue Baufeld liegt innerhalb eines Gebiets, das im Flächennutzungsplan für eine Klinikerweiterung vorgesehen war. Zudem ist ein kleineres Technikgebäude vorgesehen, das an den Parkplatz anschließt und 9,20 mal 28,40 Meter groß werden soll.

108 neue Betten geplant

In dem Neubau werden auf vier Geschossen in 70 Zimmern 108 Betten untergebracht. Dafür brauche die Klinik rund 100 neue Mitarbeiter, sagte der Geschäftsführer Wolfgang Vogt unserer Zeitung. Angeboten werden soll wie bisher das gesamte Spektrum der neurologischen Rehabilitation – von der Beatmung unmittelbar nach der Verlegung aus dem Akutkrankenhaus bis zur Wiedereingliederung ins Arbeitsleben. In der Region Stuttgart würden rund 180 Reha-Plätze fehlen. In der Planung von 2014 hatten die Schmieder-Kliniken noch von bis zu 180 neuen Betten und 200 neuen Mitarbeitern gesprochen. Die dafür nötige große Waldrodung war aber bei zahlreichen Behörden auf Widerstand gestoßen. Das Landratsamt werde jetzt die nötige Befreiung ausstellen, so Prager während der Sitzung. Als Ausgleich sei eine Dachbegrünung vorgesehen.

Gegenüber den ursprünglichen Plänen, so der Bürgermeister Georg Brenner, sei das jetzige Vorhaben „verträglicher und praktikabler“. Der Ausschuss genehmigte das Vorhaben einstimmig. Die Klinik will laut ihrem Geschäftsführer mit den Arbeiten möglichst rasch beginnen. Im Gelände stehen bereits Markierungspflöcke. Allerdings kann ohne Sondergenehmigung nur noch bis Ende Februar gerodet werden.

Die Kliniken Schmieder

Konzept
Die Kliniken Schmieder sind ein privates Unternehmen, das sich der Rehabilitation von neurologisch erkrankten und geschädigten Menschen verschrieben hat. Sie wurden 1950 von dem Mediziner Friedrich Schmieder in Gailingen am Bodensee gegründet. Das Motto lautet: „Nie aufgeben“.

Krankheitsbilder
Die Kliniken Schmieder wenden sich an Patienten, die an Störungen des Nervensystems und an Funktionsstörungen des Gehirns leiden. Typische Krankheitsbilder sind Schlaganfall oder Gehirnblutung und dadurch bedingte Ausfälle oder Reduktion von Körperfunktionen wie zum Beispiel eine Lähmung.

Standorte
Schmieder hat sechs Standorte für stationäre Behandlung im Land: Am Bodensee in Gailingen, Allensbach und Konstanz sowie in Heidelberg und Gerlingen, insgesamt 1150 Betten. In Stuttgart gibt es eine Tagesklinik. Zusammen werden pro Jahr 13 000 Patienten von 2000 Mitarbeitern behandelt.