Mörikeschule: Gemeinderat segnet nur mit Bauchgrimmen die Gesamtsumme von 2,5 Millionen Euro ab.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Seit mehr als einem Jahr ist die Mensa der Mörikeschule nun in Betrieb. Doch eine Schlussrechnung für den Neubau gibt es immer noch nicht. Und sollte die kommen, dürfte sie deutlich teurer ausfallen, als ursprünglich geplant: Womöglich um eine halbe Million Euro.

 

Nur mit Bauchgrimmen hat der Gemeinderat der wahrscheinlich auf 2,53 Millionen Euro gestiegenen Gesamtsumme zugestimmt. Doch damit ist das Kapitel für die Lokalpolitiker nicht abgeschlossen.

Eigentlich waren zwei Millionen veranschlagt

Es war der Chef des städtischen Gebäudemanagements, der den Stadträten am Dienstagabend im Gemeinderat die schlechte Nachricht überbringen musste. 540 000 Euro, so erklärte Dominik Heni, könnte das Projekt im schlimmesten Fall teurer werden. Eigentlich waren zwei Millionen Euro veranschlagt.

Das von der Stadt beauftragte Planungsbüro habe wiederum Handwerksbetriebe beauftragt, ohne die Stadt zu informieren, geschweige denn, dass Belege eingereicht wurden. Erst nach anwaltlicher Aufforderung, so berichtete Heni, habe der Architekt eine Kostenübersicht geschickt.

Die lässt nichts Gutes vermuten. „Wir haben aufgrund dieser Daten eine Prognose erstellt“, berichtete Heni. Mit dem Ergebnis, dass mit weiteren Belastungen von einer halben Million Euro zu rechnen ist. Um nun die Handwerker bezahlen zu können, sollten die Stadträte die Mehrkosten absegnen.

Wie ein Freibrief

Doch die waren nicht so ohne Weiteres dazu bereit. „Damit würden wir ja einen Freibrief unterschreiben“, meinte die CDU-Fraktionsvorsitzende Elke Staubach, die sich genau wie ihr SPD-Kollege Ottmar Pfitzenmaier wunderte, dass der Architekt trotz zweimaliger Einladung weder unlängst im zuständigen Sozialausschuss noch jetzt im Gemeinderat erschienen war.

Gabriele Ludmann (CDU) schlug vor, statt 500 000 Euro lediglich 200 000 Euro für noch ausstehende Handwerkerrechnungen freizugeben. „Ich fürchte, das wird nicht reichen“, entgegnete der Chef des Gebäudemanagements. Oberbürgermeister Martin Kaufmann, der sich gleich in seiner ersten Sitzung mit dem brisanten Thema auseinandersetzen musste, sagte zu, dass lediglich jene Rechnungen bezahlt werden, die rechtlich absolut einwandfrei wären.

Doch der Unmut der Stadträte war damit noch nicht besänftigt. Da aber die Stadt sich mittlerweile mit dem Architekten juristisch auseinandersetzt, wurden die Zuhörer von der weiteren Diskussion aus rechtlichen Gründen ausgeschlossen.

Aussprache hinter verschlossenen Türen

Erst nach einer Aussprache hinter verschlossenen Türen war der Gemeinderat bereit, das Budget für die Mensa „vorsorglich“ auf 2,53 Millionen Euro zu erhöhen. Diese Zustimmung ist aber an verschiedene Bedingungen geknüpft:

Eine Kommission aus Stadträten wird die noch offenen Fragen im Detail aufarbeiten. Auszahlungen erfolgen nur dann, wenn die Fakten eindeutig sind. Um solche Fälle in Zukunft zu vermeiden, wird ein Bau-Controlling eingeführt. Dessen Ergebnisse werden dem Gemeinderat einmal pro Quartal mitgeteilt.

Die Kostenexplosion ist nur eine von mehreren Pannen bei der Mensa. Während des Baus gab es Probleme mit der Lieferrampe und der Fluchttreppe. Die Eröffnung verzögerte sich um mehr als ein Jahr.