Benefizkonzert des Metis-Quartetts begeistert im Klösterle mit Herz, Verstand und Seele.

Weil der Stadt - Im Klösterle müssen am Sonntagabend noch mehr Stühle herbeigeschafft werden – mit so großem Andrang haben die Veranstalter bei der anspruchsvollen Gattung Streichquartett gar nicht gerechnet. Bürgermeister Thilo Schreiber und  Günter Hornung vom Eine-WeltLaden freuen sich über das zahlreiche Publikum, denn der Erlös kommt dem Projekt in  Lesotho  zugute, wo  der Eine-WeltLaden Schüler mit Stipendien unterstützt und eine einfache Unterkunft gebaut hat.

 

Die Musiker des Metis-Streichquartetts, Matthias Hochweber, Christian Frey, Thomas Gehring und Philipp Körner – im richtigen Leben in Stuttgarter Orchestern im Einsatz – verzichten sogar zu Gunsten des Projekts auf ihre Gage.

Viele im Publikum sind Anhänger des Eine-Welt-Ladens, andere gehören zum Stammpublikum der Klassik-Konzerte im Klösterle, und wieder andere musizieren selbst in einem privaten Streichquartett. Auf dem Programm stehen Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) und Ludwig van Beethoven (1770-1827).

Senkrechtstarter in der Musikgeschichte

Felix Mendelssohn Bartholdy gilt als Senkrechtstarter in der Musikgeschichte, der schon mit zwölf Jahren voll ausgereifte Werke vorgelegt hat und mit nicht einmal zwanzig Streichquartette komponierte, die zu den besten ihrer Gattung in der Romantik gezählt werden.

Sein Streichquartett in Es-Dur, op. 12 (1829) hat er ursprünglich einer jungen Dame gewidmet – die aber dann doch einen anderen geheiratet hat.

Das Werk besticht durch seine lyrische Poesie, seine tänzerische Canzonetta im zweiten Satz und das schwungvolle Vivace im Finale.

Günter Hornung erzählt in der Pause, dass er schon persönlich in Lesotho gewesen ist, um dort Schüler zu unterstützen, die ihre Eltern durch HIV-Infektionen verloren haben. Bürgermeister Thilo Schreiber weist darauf hin, dass Weil der Stadt seit drei Jahren Fair-Trade-Stadt sei und deshalb solche Projekte ausdrücklich unterstütze. Außerdem sei die Akustik im Klösterle in jüngster Zeit nachjustiert worden – das mache sich jetzt hörbar bezahlt.

Gespräch der Instrumente

Beethovens Streichquartett op. 59, Nr. 1 F-Dur von 1806 zählt zu seinen „Rasumowsky-Quartetten“, die im Auftrag des russischen Grafen Rasumowsky, einem Beethoven-Förderer, entstanden sind und daher auch russische Volksmelodien verarbeiten. Einer der Musiker weist darauf hin, dass Beethoven am Schluss ein diabolisches Lachen komponiert habe – als Reaktion auf die Eulenspiegelei der Komposition.

In diesem Streichquartett zeigt sich der spezifische Charakter der Gattung besonders deutlich: Ein Gespräch der Instrumente, die ein Thema hin und her werfen wie einen Ball, bald solistisch hervortreten, dann wieder das Thema kunstvoll variierend zusammenfinden und einander umspielen – ein musikalisches Feuerwerk aus Rhythmen, Motiven, Themen und Klangfarben. Die Streicher musizieren virtuos, mit spritzigem Elan und fein aufeinander abgestimmt: Ein konzentrierter Blick genügt zur Verständigung.

Das Publikum ist hingerissen, dankt mit begeistertem Applaus und geht nach einer erbettelten Zugabe in den feucht-kühlen Oktoberabend – berührt an Herz, Verstand und Seele.