Die geplante Flugfeldklinik wird immer teurer. Dass sie gegen die Konkurrenz aus Stuttgart gewinnen kann, ist fraglich.

Leonberg - Jene, die noch vor einem Jahr bezweifelten, dass die Investitionen für die geplante Großklinik am Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen unter einer halben Milliarde Euro liegen würden, wurden seinerzeit von vielen Offiziellen aus der Kreispolitik der Schwarzseherei oder der Nörgelei bezichtigt.

 

Mittlerweile ist die halbe Milliarde deutlich überschritten. Der Landrat verkündete die immense Kostensteigerung mehr oder minder beiläufig in der jüngsten Sitzung des Kreistages. Die Steigerungen bei den Baukosten ganz allgemein machte Roland Bernhard für die neue Summe von 550 Millionen Euro verantwortlich.

Ummantelung mit Superlativen

Auch als jetzt Planungsdetails vorgestellt wurden, bemühten sich Landrat, Architekten und Geschäftsführung des Klinikverbundes gleichermaßen, das lästige Kostenproblem mit diversen Superlativen freundlich zu ummanteln. Von einem der „besten Krankenhäuser in Deutschland“ und einem „der bedeutendsten Klinikbauten im Land“ war die Rede. Trotz der üppigen Dimensionen sei es ein Krankenhaus der kurzen Wege. Bäume zwischen den Gebäudekomplexen würden den Patienten sogar einen Blick ins Grüne ermöglichen.

Das klingt natürlich alles gut, dennoch wirken die Begrifflichkeiten nicht unbekannt. Ähnlich euphorische Worte waren im Frühjahr zu hören, als über den Neubau des Katharinenhospitals in Stuttgart berichtet wurde. Das städtische Klinikum sei nicht nur der größte Krankenhauskomplex im Land, sondern auch das bedeutendste Klinikum in kommunaler Hand, frohlockte seinerzeit der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn.

Maximalversorger in Stuttgart

750 Millionen Euro wird der Neubau wohl kosten, die Gesamtumstrukturierung mit dem benachbarten Olga-Hospital schlägt am Ende mit 1,35 Milliarden Euro zu Buche. Der Grund für die rege Investitionsfreude in der Landeshauptstadt liegt auf der Hand: Das Klinikum soll zum Maximalversorger für die ganze Region werden.

Es bedarf nicht der Erkenntnis, dass die Patienten aus dem Raum Leonberg ohnehin nach Stuttgart orientiert sind. Das neue Klinikum wird auch Zulauf aus dem Bereich Böblingen/Sindelfingen bekommen.

Und dann stellt sich schon die Frage, ob ein Projekt, dessen finanzieller Endpunkt nach wie vor nicht erreicht sein dürfte, angesichts des großen Angebots in direkter Nachbarschaft vertretbar ist. Oder ob es nicht sinnvoller wäre, allen Krankenhäusern im Landkreis jeweils einen medizinischen Schwerpunkt und eine wirklich hochwertige Grundversorgung zu geben.

Erfolg durch Patientennähe

Solche überschaubaren, dem Patienten zugewandten Häuser würden gewiss erfolgreich laufen, ohne dass sich der Landkreis in ein waghalsiges Finanzabenteuer stürzt, das viele Insider für nicht verantwortbar halten. Denn dass eine Großklinik in Böblingen den Konkurrenzkampf gegen mehrere Topkliniken in Stuttgart gewinnen kann, scheint mehr als fragwürdig.