Formal war die Präsenz eines AfD-Mannes korrekt. Doch die Stadt muss abwägen, wen sie zum Teil ihres Hauptfestes macht.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Es war eine einzige Personalie, die an diesem so überaus gelungenen Pferdemarkt für eine gewisse Aufregung gesorgt hat. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier aus Weil der Stadt wurde beim großen Festumzug auf einer Kutsche gesichtet – und zwar auf einer städtischen als offizieller Gast.

 

Rein protokollarisch ist das ein normaler Vorgang. Zum größten Fest lädt Leonberg sämtliche regionale Mandatsträger auf Bundes- und Landesebene ein. Und das sind eben nicht nur Marc Biadacz, Florian Toncar, Sabine Kurtz und Bernd Murschel, sondern auch Markus Frohnmaier. Er ist über die Landesliste seiner Partei in den Berliner Reichstag gekommen.

Für Schmähungen bekannt

Insofern wäre es formal nicht in Ordnung gewesen, hätte Oberbürgermeister Kaufmann als Gastgeber Frohnmaier wegen seiner Parteizugehörigkeit außen vor gelassen. Zumal der 27-Jährige eine mögliche Ausladung genutzt hätte, um sich als Opfer zu inszenieren, das vom Politikestablishment gemobbt wird. Kaufmanns Kalkül, um die Präsenz des jungen Rechtsaußen beim Pferdemarkt kein großes Aufsehen zu machen, ist nachvollziehbar.

Allerdings hat der ungewollte Besuch auch eine politische Dimension. Viele Zuschauer haben sich gefragt, was ein AfD-Mann, der für Schmähungen und dumpfe Sprüche bekannt ist, ausgerechnet auf den Ehrenplätzen der Stadt zu suchen hat.

Der Pferdemarkt ist der höchste Feiertag Leonbergs. Ein großes wie friedliches Fest, das für Lebensfreude, Gemeinschaft, Freundschaft, Solidarität und Toleranz steht. Auf dem Umzug präsentiert sich die ganze Vielfalt der Stadt und des Umlandes: von den Heimsheimer Schleglern, über international geprägte Sportklubs bis hin zum griechischen Elternverein.

Das genaue Gegenteil also des von Abgrenzung und Intoleranz geprägten Gesellschaftsbildes, das die AfD verbreitet. Die unsäglichen Tiraden vom Aschermittwoch sind nur das jüngste Beispiel, welcher Geist in der AfD weit verbreitet ist. Insofern ist die Frage drängend, inwieweit ein Repräsentant dieser Partei ein geeigneter Gast für den bunten Pferdemarkt ist.

Kommunalpolitik ist gefordert

Diese Frage kann der Oberbürgermeister nicht alleine beantworten. Hier sind die gewählten Kommunalpolitiker gefordert. Sie müssen abwägen, ob man einen Abgeordneten, der von „aufräumen und ausmisten“ spricht und dessen Partei ein anderes Deutschland will, per offizieller Einladung zum Teil des Pferdemarktes macht.

Oder ob man ein Zeichen setzt, und sich das Recht herausnimmt, nur jene einzuladen, deren Ansichten und Umgangsformen mit den eigenen übereinstimmen. Die sich nicht unterirdischer Drohungen und Verunglimpfungen bedienen und mit den Ängsten der Menschen spielen. Niemand zwingt die Stadt, einen bestimmten Personenkreis einzuladen. Sie sollte diese Freiheit nutzen, um so ein starkes Signal für Menschenwürde und Toleranz zu senden.