Wir schaffen Platz für Freud und Leid in unseren Gärten. Heute will Barbara Bross-Winkler Sie auf eine Ausschreibung der KulturRegion Stuttgart aufmerksam machen. Machen Sie Ihren Garten zum Paradies der Künste!

Wie das Paradies im Jenseits aussieht, weiß ich nicht. Aber seit einigen Tagen mache ich mir Gedanken darüber, wie mein diesseitiges Paradies aussehen könnte. Das mache ich oft. Diesmal deshalb, weil die Kultur-Region Stuttgart die Bürger zum Nachdenken (und Gewinnen) aufruft und fragt: „Was ist Ihre Vorstellung vom Paradies? Was sehen Ihre Augen, was hören Ihre Ohren, was fühlen Ihre Hände, wenn Sie an den Garten Eden denken?“ Die Kultur-Region fordert unsere Fantasie und ruft: „Machen Sie Ihren Garten zum Paradies der Künste!“

 

Oh, das ist nicht schwer. Vor meinem inneren Auge sehe ich üppiges Grün mit bunten Einsprengseln unter tiefblauem Himmel. In meine Nase steigt der süße Duft von Orangenblüten und Rosen. Meine Hände halten einen Becher Holunderblütenlimonade. Man könnte fast ins Tagträumen verfallen . . . Während ich in der Hängematte zwischen den vom Gatten massakrierten Obstbäumen liege, verwandeln die sich in herrlich blühende Persische Blutpflaumen . . . Mein Mann würde mir Vanille-Macarons reichen, während auf der Terrasse Mark Knopfler höchstpersönlich das überirdisch schöne Gitarrensolo des eigens für mich komponierten Songs „Barbara’s Paradise“ spielen würde . . . Die Buchsbaumhecke wäre immun gegen Zünsler & Co., die Abendsonne würde die Szenerie in warmes Licht tauchen und der Juni würde kein Ende nehmen . . .

„Halt! Stopp! Moment mal, so geht das nicht!“, höre ich da die Damen und Herren der Kultur-Region Stuttgart schreien. „Ein bisschen mehr Realitätssinn und weniger himmlische Träumerei bitteschön, dankeschön.“ Okay, okay, war ja nur eine kleine Vision. Falls Sie dagegen ein realistisch denkender Mensch mit Faible für Gärten und die schönen Künste sind, sollten Sie mit viel Sinn fürs Schöne und Machbare in sich gehen. Dazu gehören eben weder Mark Knopfler unterm Pflaumenbaum noch der von der Kultur-Region in Ihrem Garten vorgenommene Heckenschnitt. Die irdischen Fakten klingen eher so: Die Kultur-Region Stuttgart, die sich in diesem Jahr das Projekt „Garten Eden“ mit vielen attraktiven Veranstaltungen auf die Fahnen geschrieben hat (das Programmheft erscheint bald), ruft auch die Bürger auf, aktiv zu werden. Sie sollen ihre Visionen zu ihrem ganz persönlichen Paradies bis kommenden Mittwoch auf www.kulturregion-stuttgart.de einreichen. Eine fünfköpfige Jury, zu der auch Leonbergs Kulturamtsleiterin Christina Ossowski gehört, wählt aus den eingereichten Vorschlägen die acht reizvollsten, spannendsten und machbarsten aus. Sie werden dann in Abstimmung mit den Ideengebern umgesetzt. Wie könnten die Vorschläge aussehen? Die Kultur- Region kann sich Hängematten- und Lichtinstallationen vorstellen oder eine Liegestuhl-Lesung. Denkbar wäre auch ein „Gemüseorchester“ oder man lässt eine Seiltanzgruppe durch die Bäume turnen. Was hielten Sie von einem Krimiabend im schaurig-geheimnisvoll beleuchteten Garten? Einem geistvollen Schauspiel auf Latein? Vielleicht träumen Sie schon lange von einem Kräuter-Kochkurs in Ihrer Outdoor-Küche, der untermalt wird von der Musik eines Streicherquartetts – das nachher mitessen darf? Ob es sich bei dem Garten um einen perfekten Park, einen lauschigen Schrebergarten, ein verwunschen zugewachsenes Idyll oder öffentliches Grün handelt, spielt nicht die ausschlaggebende Rolle.

Wer sich vorstellen kann, zwischen Juli und September 2014 Gastgeber in seinem privaten oder einem öffentlichen Garten zu sein und diesen für einige kulturell aufgeladene Abendstunden mit Gästen zu teilen, ist aufgerufen, sich zu bewerben. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst fördert die „Privaten Paradiese“ mit Mitteln aus einem Innovationsfonds und die Geschäftsstelle der Kultur-Region Stuttgart wird die ausgewählten Gartengastgeber beraten und Künstler beauftragen, um die Vorstellungen der Bürger wahr werden zu lassen.

Auch die Zahl der Gäste und andere Vorbereitungen, etwa wenn es um das Bespielen auf öffentlichem Grün geht, werden in Abstimmung zwischen Organisatoren und Gastgebern und abhängig von den im jeweiligen Garten herrschenden Möglichkeiten umgesetzt. Die Adressen der ausgewählten Gärten werden erst nach dem Kauf der Veranstaltungs-Tickets bekannt gegeben. So muss man nicht befürchten, dass Horden von Kultursuchenden durch die fein ziselierten Rabatten stolpern.

Halten Sie die Fahne von Leonberg und Umgebung hoch! Machen Sie fantasievolle Vorschläge. Lassen Sie Mark Knopfler für dieses Mal aus dem Spiel und öffnen Sie Ihre Gartenbühne dem Machbaren. Unsere Heimat ist doch mehr als eine Region im Stau, und wir sollten uns die Chance, das zu zeigen, nicht entgehen lassen.

Alle Informationen findet man auf www.kulturregion-stuttgart.de. Die Vorschläge kann man bis 23. April auch per Post einreichen: Am Hauptbahnhof 7, 70173 Stuttgart.