Pfarrer Helmut Nann schenkt dem Förderverein Kirchenbücher aus dem 18. Jahrhundert.

Weil der Stadt - Sie nahmen den Umweg über Amerika, die Kirchenbücher aus Rom – bevor sie jetzt im ehemaligen Kapuzinerkloster in Weil der Stadt ein dauerhaftes Zuhause gefunden haben. Mehr als 100 theologische Werke aus der Zeit zwischen 1700 und 1800 füllen nun die wiederhergestellte Bibliothek im Klösterle, jenem Ort, an dem zwischen 1640 und 1810 eine Niederlassung des Bettelordens der Kapuziner ihr Domizil hatte.

 

Während sich unten im großen Saal des Klösterle die Menschen vom Trubel des Weihnachtsmarktes ausruhten, ging es im Obergeschoss historisch zu. Bücher, überwiegend im 18. Jahrhundert gedruckt, haben dort Platz gefunden, wo schon Jahrhunderte zuvor die Mönche ihre bescheidene Bibliothek untergebracht hatten. „Eigentlich sind die viel zu wertvoll“, sagte Wolfgang Schütz, profunder Kenner der Weil der Städter Geschichte. Der Grund: Zwischen den alten Buchdeckeln verbergen sich überwiegend in Latein geschriebene Werke zu Kirchengeschichte, -dogma und -recht von italienischen und französischen Autoren.

Hatten die Kapuziner wirklich solche Bücher?

Die Kapuziner in der Keplerstadt waren aber in erster Linie zur Mission – und gegen reformatorische Bestrebungen – ausgesandt worden. Sie hatten keine Novizen und waren auch keine Lehranstalt, erklärte Wolfgang Schütz. Deswegen werden sie kaum solche theologisch-wissenschaftlichen Werke beherbergt haben. Dennoch passen sie genau in die Zeit des Kapuziner-Wirkens in der Stadt. Was die Mönche selbst in ihrer Bibliothek stehen hatten, kann nicht mehr nachgewiesen werden: Deren Bücher kaufte nach Auflösung des Klosters 1810 ein Kaufmann aus der Stadt auf, und sie gelangten vermutlich als Altpapier an eine Papiermühle.

Bevor die Bücher nun einen dauerhaften Platz im Klösterle fanden, hatten sie einen weiten Weg von Rom über die USA bis zurück nach Europa hinter sich. Am Ende dieser mehr als 100 Jahre dauernden Reise gelangten sie schließlich zu Helmut Nann, der früher Pfarrer in Winnenden war. Nun lebt der Ruheständler in Merklingen und konnte dorthin seine umfangreiche Bibliothek aus Platzgründen nicht mitnehmen. Einen 650 Kilogramm schweren Teil bot er dem Förderverein Klösterle an.

Viel ehrenamtliches Engagement

Die Aktiven des Vereins unter Leitung von Rolf Blumhardt sorgten dafür, dass die ehemalige Klosterbibliothek mithilfe von Unterstützern saniert wurde. Die Stadt finanzierte die Heizung, und örtliche Handwerker fertigten Regale und Gittertüren an und trugen die Materialkosten. „Der Raum hier ist bestens geeignet“, sagte Blumhardt.

Aus einer Erbschaft von Doris Rothfuss, schon zu Lebzeiten eine Förderin des Klösterles, konnten die Arbeiten an der Bibliothek bezahlt werden. Der Restbetrag floss in jene 35 000 Euro, mit denen sich der Förderverein am Ankauf des Nordflügels des Klösterles durch die Stadt beteiligt. Die Arbeiten am Klösterle gehen also weiter.