Einigkeit und Harmonie demonstrierten die Geschäftsführerin und der Betriebsrat am Donnerstag in einem gemeinsamen Pressegespräch. Zuvor hatte es heftige Kritik der Arbeitnehmervertreter am Sparkurs gegeben.

Böblingen - Überraschende Wende beim Klinikverbund Südwest: nachdem in den vergangenen Tagen mehrere kritische Stellungnahmen des Betriebsrats gegen die geplanten Einsparungen in den Kliniken an die Öffentlichkeit gelangt waren, suchten nun am Donnerstag die Arbeitnehmervertreter und die Geschäftsführung des Klinikverbunds Südwest ganz bewusst den Schulterschluss. In einem gemeinsamen Telefonat mit Pressevertretern demonstrierten die Geschäftsführerin Elke Frank sowie der Konzernbetriebsratsvorsitzende Herbert Dietel und der Sindelfinger Betriebsratssprecher Christoph Ehrensperger Einigkeit und Harmonie.

 

Man arbeite gemeinsam daran, Lösungen für den Abbau des wachsenden Defizits des Klinikverbunds zu finden, erklärten die drei Klinikvertreter. „Gutachten und Prüfaufträge an die Geschäftsführung, wie Geld eingespart werden kann, das ist Alltag im Klinikbetrieb“, erklärte Dietel. Auch dass sich der Betriebsrat damit beschäftige, sei etwas ganz Normales. Deshalb sei die Kritik des Betriebsrats am Management, die an die Öffentlichkeit gelangt waren, eine „interne Stellungnahme“ gewesen, so Dietel.

Kritik an Sindelfinger Vorgehen

Kritik äußerten die Betriebsräte hingegen an den drei Gesellschaftern – den Kreisen Böblingen und Calw sowie der Stadt Sindelfingen – vertreten durch die Landräte Roland Bernhard und Helmut Riegger und den Oberbürgermeister Bernd Vöhringer. In der Vergangenheit habe es öfters Situationen gegeben, in denen „drei Kapitäne das Schiff in verschiedene Richtungen steuern wollten“, sagte Herbert Dietel. Die komplizierteren Strukturen des Klinikverbunds machten es schwierig, ein Konzept zu entwickeln.

Vor allem die Stadt Sindelfingen und deren Gemeinderat stehen in der Kritik. Dieser hatte sich in der vergangenen Woche mehrheitlich dafür ausgesprochen, den Klinikverbund zu verlassen und die Aufgabe der Gesundheitsversorgung dem Landkreis zu überlassen. „Das hat zu großer Verunsicherung der Mitarbeiter geführt. Viele haben Angst, dass nun das Sindelfinger Krankenhaus zumacht“, sagte Christoph Ehrensperger. Ähnliches berichtete die Geschäftsführerin Elke Frank aus Gesprächen mit Patienten des Sindelfinger Hauses. „Wir hätten uns gewünscht, dass der Betriebsrat in diese Überlegungen eines Ausstiegs miteinbezogen worden wäre. Stattdessen haben wir es aus der Zeitung erfahren“, monierte Ehrensperger.

Auch „die Verwerfungen zwischen dem Kreis Böblingen und der Stadt Sindelfingen“ im Vorfeld dieser Ausstiegsdebatte, habe zu der Verunsicherung der Mitarbeiter beigetragen. Der Sindelfinger Betriebsrat denkt laut Ehrensperger darüber nach, „den Oberbürgermeister zur nächsten Betriebsversammlung einzuladen. Wir möchten von ihm wissen, wie es nun weitergeht“. Herbert Dietel gab zu bedenken, dass der Klinikverbund Südwest in Baden-Württemberg mit seiner kreisübergreifenden Organisation ein hohes Ansehen genieße. Dies dürfe man nicht aufs Spiel setzen.

Geschäftsführerin bemüht sich um Konsens

Die Geschäftsführerin Elke Frank bemühte sich nach diesen Statements der Betriebsräte den Eindruck zu verwischen, die Geschäftsführung und der Betriebsrat wetterten nun gemeinsam gegen die Aufsichtsräte. „Wir üben den Schulterschluss, das geht aber nicht gegen die Gesellschafter und die Aufsichtsräte“, sagte sie. Vielmehr wolle man gemeinsam mit dem Aufsichtsrat an einer Weiterentwicklung des medizinischen Konzepts sowie einer Vereinfachung der Strukturen arbeiten. „Wir müssen das Defizit verringern und eine gute Gesundheitsversorgung schaffen.“