Moritz Winkler genießt erst einmal sein Leben nach bestandener Abiturprüfung. Der 19-Jährige aus Korntal widmet sich vor allem seiner größten Leidenschaft, dem Klettern. Dabei schaut er sich die Welt an. Derzeit ist er im chinesischen Nanjing unterwegs. Dort finden bis zum 28. August die zweiten Olympischen Sommer-Jugendspiele statt. Über 3600 junge Sportlerinnen und Sportler, darunter gut 70 aus Deutschland, sind am Start.

Korntal - Moritz Winkler genießt erst einmal sein Leben nach bestandener Abiturprüfung. Der 19-Jährige aus Korntal widmet sich vor allem seiner größten Leidenschaft, dem Klettern. Dabei schaut er sich die Welt an. Derzeit ist er im chinesischen Nanjing unterwegs. Dort finden bis zum 28. August die zweiten Olympischen Sommer-Jugendspiele statt. Über 3600 junge Sportlerinnen und Sportler im Alter von 15 bis 18 Jahren, darunter gut 70 aus Deutschland ,sind am Start. Gold- Silber- und Bronzemedaillen werden in 28 Sportarten vergeben. Klettern ist, wie bei den „großen“ Spielen, noch nicht im Kanon der olympischen Sportarten. Zuletzt wurden für 2016 in Rio de Janeiro Rugby und Golf in das Programm aufgenommen.

 

In Nanjing ist Klettern – wie die traditionelle chinesische Kampfkunst Wushu, Skateboard und Inlineskating – ein Demonstrationswettbewerb. „Es ist großartig hier“, berichtet Winkler live aus Nanjing, „jeden Morgen und jeden Abend haben wir eine Klettervorstellung, die einem Wettkampf ähnelt. Danach sind die Wände für alle geöffnet, und das Publikum kann an einfachen Routen klettern.“ Die Profis stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite, geben Tipps oder erzählen von ihren Erfahrungen.

Ob dieser Extremsport jemals olympisch werden wird, diese Entscheidung obliegt dem internationalen Olympischen Komitee (IOC). Für Moritz Winkler sind diese Überlegungen im Moment zweitrangig. Er ist glücklich, dass er in China den nationalen Dachverband des Kletterns, den Deutschen Alpenverein (DAV) vertreten darf. „Das ist für mich eine große Ehre“, sagte der Korntaler kurz vor seiner Abreise.

Obwohl der 19-Jährige in diesem Jahr auf Grund seines Abiturs mit seinem Sport kürzer treten musste und daher auch keine überragenden Platzierungen vorweisen konnte – beim Europacup in Imst landete er nur im Mittelfeld –, nahm er in Neu-Ulm beim Nominierungswettbewerb für Nanjing teil. „Da habe ich ziemlich gut abgeschnitten“, sagte Moritz Winkler. Für die Reise wären allerdings andere, bessere Kandidaten in Frage gekommen. Doch die Top-Kletterer lehnten ab, weil sich der Termin in China mit der Vorbereitung für den Weltcup überschnitten hätte. Also rückte der 19-jährige Korntaler nach, der sich diese Chance nicht entgehen lassen wollte.

Bei Kletterwettbewerben sind drei Disziplinen gefordert. Das Sportklettern mit dem Seil, auch Lead genannt, mit dem Ziel, eine Route innerhalb eines festen Zeitlimits möglichst sturzfrei zu meistern. Der Athlet muss alle Zwischensicherungen selbst einhängen. Beim Speedklettern entscheidet die Geschwindigkeit über den Sieg. Gesichert wird hier mit einer Seilsicherung von oben, auch „toprope“ genannt. Die dritte Variante ist das Bouldern – Klettern in Absprunghöhe ohne Seil. Weichbodenmatten fangen hier einen eventuellen Sturz ab. Beim Bouldern stehen möglichst schwere Einzelzüge oder Bewegungsabläufe im Mittelpunkt.

Moritz Winkler ist direkt aus einem privaten Trainingslager in Südafrika nach einem kleinen Zwischenstopp in Korntal direkt nach Nanjing weitergereist. Viereinhalb Wochen verbrachte er mit seinem besten Freund Paul Schall im Boulder-Mekka Clanwilliam, rund vier Autostunden und 300 Kilometer nördlich von Kapstadt gelegen. Dieses Gebiet mit einer unendlichen Variation an Felsen zählt zu den besten der Welt. „Wir wussten, dass es traumhaft sein würde, doch als wir es gesehen haben, waren wir komplett überwältigt“, schwärmte Winkler nach seiner Rückkehr. Vier Wochen kletterten die beiden Freunde intensiv an jedem Tag. Kurz vor der Abreise fuhren sie noch Südafrikas berühmte Gardenroute entlang, beobachteten Delfine und Wale, oder ließen sich auf dem Surfbrett von den Wellen treiben. „Am liebsten wäre ich länger geblieben“, so Winkler. Doch auch die Reise nach China wollte er auf keinen Fall verpassen.