Einmal mehr sorgt der Pianist Benjamin Moser für Jubel und Begeisterung beim Publikum.

Weil der Stadt - Ganz aus dem Häuschen ist das Publikum im Klösterle am Samstag gewesen. Zum fünften Mal schon ist der Pianist Benjamin Moser innerhalb der Reihe „Klassik im Klösterle“ aufgetreten, er ist zudem Artist in Residence und stellvertretender künstlerischer Leiter der Reihe. Der Jubel und nicht enden wollende Beifall galten aber der Musik. Ein außergewöhnliches Programm, klug durchdacht und musikalisch exquisit dargeboten.

 

Der amerikanische Komponist George Gershwin ist recht selten in den hiesigen Konzertsälen zu hören. Was schade ist, wie die Begeisterung im Klösterle unmissverständlich klarstellte. Moser hatte die 1926 entstandenen „Three Preeludes for Piano“ ausgewählt, außerdem Gerswhin-Bearbeitungen von Earls Wild. Dieser amerikanische Klaviervirtuose hatte sich im 20. Jahrhundert nicht nur durch sein Spiel einen Namen gemacht, sondern auch durch die Bearbeitungen von Werken anderer Komponisten für seine eigenen Konzerte.

Jeder Schlusston wird genussvoll zelebriert

Kraftvolle Ostinati, von Synkopen strotzende Rhythmen und jede Menge Blue Notes mischt Gershwin in seinen „Three Preludes“ meisterhaft zu einem musikalischen Feuerwerk. Dennoch blieb Mosers Spiel hier stets durchsichtig und verständlich strukturiert. Keine Kleinigkeit: Dies sei die zweite Hälfte eines Programmteils mit den allermeisten Tönen, die er jemals gespielt habe, ließ er die Zuhörer am Ende des Konzerts lachend wissen – und sorgte seinerseits damit für großes Amüsement im Saal. Einen Großteil dieser Menge an Tönen steuerten sicherlich auch Wilds Bearbeitungen bei – jene von Werken Gershwins als auch die vier Transkriptionen von Liedern Sergej Rachmaninows.

Hier wie dort umspielten zahllose Akkordbrechungen und Arpeggien das musikalische Material und erinnerten mit ihrer fein schillernden Chromatik an Werke des musikalischen Impressionismus. Während jedoch in den Gershwin-Bearbeitungen stets der freche jazzige Charakter beim Aufblitzen bekannter Motive hervor funkelte, blieb bei den Rachmaninow-Bearbeitungen durchweg dessen Kraft und leidenschaftliche Tiefe spürbar. Ein hinreißender Genuss waren die vier originalen Rachmaninow-Préludes Opus 23 und Opus 32 aus dem Jahre 1910. Dramatische Energie und fast gebetartige Ruhe wechselten hier mit lyrischen Träumereien und gebieterischem Insistieren. Nach jeder der klangschönen Miniaturen untermauerte der Pianist mit Feingefühl und Humor eine kleine Besonderheit. Benjamin Moser ist der Meister der Schlusstöne, jeden einzelnen zelebriert er genussvoll und aufs Feinste modelliert.

Eigens für das Konzert in Weil der Stadt hatte er für den ersten Konzertteil Franz Schuberts Klaviersonate G- Dur (op. 78 D 894) aus dem Jahre 1826 mitgebracht. Ein Glück für das Publikum an diesem Abend, denn so wunderbar bekommt man dieses Werk der Romantik nicht alle Tage zu hören. Die feinsten Nuancen erspürte der Pianist und brachte sie zum Klingen: Die verschatteten Akkordfolgen des ersten Satzes ebenso wie die silberhell perlenden Läufe, die anschwellenden, herabstürzenden Kaskaden im zweiten und die liedhaft-verspielten Abschnitte im dritten Satz. Wunderbar charmant gab sich der Vierte mit seiner ländlichen, kraftvoll-tänzerischen Fröhlichkeit, die unwillkürlich Assoziationen an ein ausgelassenes Dorffest hervorruft, bei dem sich Mädchen mit Blumenkränzen im Haar drehen und bunte Bänder unter blauem Himmel flattern. Begeistert zeigte sich auch Klaus-Peter Fritschi, der stellvertretende Bürgermeister der Stadt, der Lob und Anerkennung für den Interpreten als auch für die Organisatoren aus dem Rathaus übermittelte – und sehr deutlich die Hoffnung aussprach, Moser noch bei vielen weiteren Konzerten zu erleben.