Hans Dietmar Bürgel übergibt den Stab für die Konzertreihe „Klassik im Klösterle“ an Moritz Winkelmann. Am Samstag, 21. April, tritt der designierte Vorsitzende bereits zum fünften Mal als Künstler dort auf.

Weil der Stadt - Die Konzertreihe „Klassik im Klösterle ist für Hans Dietmar Bürgel nie nur eine Aufgabe gewesen, sondern eine echte Herzensangelegenheit. Deswegen fällt es ihm auch nicht ganz leicht, in diesem Jahr den Stab an seinen Nachfolger zu übergeben – obwohl er weiß, dass es so etwas wie eine glückliche Fügung ist, dass Moritz Winkelmann sich um die Fortführung der Konzertreihe kümmern wird.

 

Winkelmann, der am 21. April zum fünften Mal als Künstler innerhalb der Reihe auftreten wird, ist in der Keplerstadt nicht nur geboren und aufgewachsen. Er hat dort auch den Grundstein zu seiner Karriere als professioneller Musiker gelegt – viele persönliche Verbindungen, die ihn nicht haben zögern lassen, mit Begeisterung zuzusagen. Er freut sich sehr auf diese Aufgabe und wird, obwohl er aktuell Dozent an der Musikhochschule im schweizerischen Bern ist, bei allen drei Konzerten pro Jahr in der Keplerstadt sein. Seine Eltern leben nach wie vor in Schafhausen. Winkelmann übernimmt, wie man so schön sagt, ein gut bestelltes Feld.

Das war so alles noch gar nicht abzusehen, als sich 2008 unter dem Dach des Fördervereins zur Rettung des Klösterle der Initiativkreis „Klassik im Klösterle“ bildete. Hans Dietmar Bürgel betont stets den Verdienst aller Mitglieder, vor allem auch des Musiker-Ehepaares Yukiko Naito und Andreas Fendrich, mit denen er damals beharrlich an der Wiederbelebung der eingeschlafenen Konzertreihe arbeitete. Dass sich daraus eine richtige Marke entwickeln würde, die sowohl dem Publikum als auch in Musikerkreisen ein Begriff ist, war zu diesem Zeitpunkt nicht abzusehen.

Fast alles war ein Erfolg

Bürgel macht es glücklich, dass nicht nur bislang kein einziges Konzert ein „Reinfall“ war. Die Künstler, von denen eigentlich alle üblicherweise in den großen Konzertsälen der Musikmetropolen spielen, waren entweder schon zum wiederholten Mal in Weil der Stadt – oder sie haben von sich aus angefragt, ob sie wiederkommen dürfen. Dazu trägt wohl dreierlei bei: die professionelle Organisation, die schöne Atmosphäre und die hervorragende Akustik des renovierten Klosters – und auch die persönliche Betreuung der Interpreten.

Überhaupt spielt der persönliche Einsatz eine große Rolle bei der Erfolgsgeschichte der Konzertreihe. Denn dass die namhaften Musiker sich entschieden haben, in Weil der Stadt aufzutreten, war stets dem menschlichen Engagement der Förderkreismitglieder und eben auch insbesondere dem von Hans Dietmar Bürgel zu verdanken. So erzählt er beispielsweise, dass er einmal mit Andreas Fendrich in Zürich unterwegs gewesen sei, um ein Bier zu trinken. Da hörten die beiden beim Vorbeigehen an einer Kirche den Pianisten Adrian Oetiker spielen – und fragten ihn in der Pause spontan, ob er nicht nach Weil der Stadt kommen wolle, um dort zu spielen. Als Oetiker hörte, was für ein Instrument ihm dort zur Verfügung stehen würde, sagte er zu.

Ein Steinway-D-Konzertflügel, wie er im Klösterle steht, ist für Künstler immer ein gutes Argument. Dass es einen solchen dort gibt, auch das ist dem Einsatz von Hans Dietmar Bürgel, Andreas Fendrich und Yukiko Naito zu verdanken. Der Klavierstimmer des Musikerpaares stellte damals den Kontakt zum vormaligen Besitzer in Heilbronn her. Die Weil der Städter waren auf Anhieb begeistert. Und es gelang ihnen, die Begeisterung auch auf andere zu übertragen. Sie brachten die 50 000 Euro an Spenden zusammen, um den Flügel in die Keplerstadt holen zu können.

Viele klangvolle Namen

Das offizielle Eröffnungskonzert am 11. Juni 2012 spielte dann Moritz Winkelmann. Weitere klangvolle Namen waren seither zu Gast: das Mecorre String Quartet, Benjamin und Johannes Moser, Itamar Zorman und Lisa Stepanova, Andreas Haefliger oder Marie-Elisabeth Hecker mit Martin Helmchen, um nur einige zu nennen. Bürgel bekommt inzwischen mehrere Initiativbewerbungen pro Woche. „In den vergangenen Jahren habe ich mich zeitweise ein bisschen wie eine Außenstelle des Rathauses gefühlt“, sagt er und lacht. Bis heute schätzt er es hoch, dass das Rathaus den Initiativkreis über all die Jahre immer tatkräftig unterstützt hat. „Ich bin da hineingewachsen wie in einen dritten Beruf“, sagt der Kaufmann, der zuletzt als Hochschulprofessor für Betriebswirtschaft sein Wissen an Studierende weitergegeben hat.

Dass das in den vergangenen Jahren alles so gekommen ist, darüber hätte sich seine Mutter Margarethe sicherlich gefreut, sagt Hans Dietmar Bürgel. Die war nämlich Pianistin. Und so hat er die Gaben beider Elternteile entwickeln können – von väterlicher Seite hat er das Talent zum Kaufmännischen geerbt. Trotz alledem betont er, er möchte nun nicht an seinem ehrenamtlichen Posten „kleben“.

Prospektiv und innovativ

Dass Moritz Winkelmann den Stab übernehmen und die Reihe „prospektiv und innovativ“ weiterentwickeln wird, davon ist er überzeugt. „Das ist eine einmalige Chance.“ Als Zuhörer wird Hans Dietmar Bürgel, wie auch die anderen Mitglieder des im Februar dieses Jahres aufgelösten Initiativkreises, weiterhin im Publikum zu finden sein. Sorge macht ihm eigentlich nur eines: „Ich muss vorsichtig sein, dass ich mir nicht wieder etwas Neues suche“, sagt er schmunzelnd. Dass er sich jetzt zurückzieht, hat zwar auch etwas mit seinem 83. Geburtstag zu tun, den er unmittelbar nach dem Konzert am 21. April feiern wird. Aber eben nicht nur. „Klassik im Klösterle“ soll fortbestehen, das ist sein großer Wunsch. Und der wird sich, da ist er sich sicher, mit Moritz Winkelmann am Ruder sicherlich erfüllen.

Am Samstag, 21. April, findet der Klavierabend mit Moritz Winkelmann statt. Das Konzert beginnt um 19 Uhr im Klöstele, Am Kapuzinerberg 11.