Erst war er Werkzeugmacher, dann war er im Seniorenheim. Jetzt ist Jürgen Gruhler Pastor der freien evangelischen Gemeinde.

Kirche - Pastor Jürgen Gruhler ist seit September für die Freie evangelische Gemeinde in Renningen zuständig. Mit seiner Frau Caroline, mit der er seit 20 Jahren verheiratet ist, und dem fünfjährigen Söhnchen Liam will der 43-Jährige nach etlichen Stationen in der Rankbachstadt Wurzeln schlagen.

 

Herr Pastor, können Sie Schwäbisch?

Aber ja! Ich komme aus Oberndorf am Neckar, habe aber durch meine Ausbildung und den Pastorendienst schon an vielen Orten in Deutschland gelebt. Wuppertal, Solingen, Hessen, Ostwestfalen, ... Bevor unser Sohn Liam geboren wurde, bin ich mehrmals übergangsweise in verschiedenen Gemeinden tätig gewesen. Meine Frau Caroline hat die Ortswechsel mit allem, was das so mit sich bringt, immer mitgetragen, sonst hätte das nicht funktioniert. Doch ich freue mich, dass ich jetzt wieder in der Nähe meiner Eltern wohne. Außerdem wollten wir sesshaft werden, bevor Liam in die Schule kommt.

Wie sind Sie zur Freien evangelischen Kirche gekommen?

Obwohl ich aus einem christlich geprägten Elternhaus stamme, habe ich das Evangelium lange nicht verstanden. Erst während eines Zeltlagers habe ich mit 17 Jahren zum ersten Mal das Evangelium wirklich begriffen. Das war für mich der Auslöser, mich anders mit meinem Glauben zu beschäftigen. Ich habe dann eine Ausbildung zum Werkzeugmacher gemacht und habe danach meinen Zivildienst in einem Seniorenheim geleistet. Dort habe ich oft Menschen im allerletzten Lebensabschnitt beigestanden. Einmal habe ich eine praktizierende Christin beim Sterben begleitet, und ich habe gemerkt, dass sie anders, friedvoller gestorben ist als andere. Das hat mir noch mal zu denken gegeben, und nach dieser Erfahrung wollte ich meinem Leben eine Wendung geben. Ich habe mich dann an der Fachhochschule für evangelische Theologie bei der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland beworben, wurde angenommen und habe mein Bachelor-Studium begonnen. Später habe ich meinen Master und eine Zusatzausbildung zum systemischen Coach gemacht und schreibe aktuell an meiner Doktorarbeit.

Ein langer Weg …

Der sich aber gelohnt hat. Ich bin angekommen.

Auch in Renningen?

Ja, wir fühlen uns schon jetzt sehr wohl hier. Ich finde, Renningen ist ein Phänomen: es funktioniert hier so viel problemlos, vereinsübergreifende Hilfe ist selbstverständlich, und auch die Stadtverwaltung hilft unbürokratisch und auf kurzem Weg. Unsere Gottesdienste halten wir abwechselnd im Bürgerhaus, bei der Liebenzeller Gemeinschaft oder im Sängerheim Frohsinn ab, und diese Unterstützung haben wir vorbehaltlos bekommen. So leicht und schnell Zugang zu einer städtischen Gesellschaft zu bekommen, ist außergewöhnlich.

Die FeG in Renningen ist jung und klein. Haben Sie Pläne für Ihre neue Gemeinde?

Die Freie evangelische Gemeinde in Renningen gibt es seit elf Jahren, und es ist eine noch kleine Gemeinde. Doch sie ist stetig gewachsen, und wir wollen bekannter werden. Dazu nutzen wir verstärkt auch die digitalen Medien, über Facebook, YouTube oder unsere Homepage können sich die Menschen über uns und unsere Gemeinschaft informieren. Da ist einiges aber erst am Entstehen.