Im Streit um die Kinderbetreuung sollen die Eltern eine Pressemitteilung bekommen.

Friolzheim - Drei Stunden lang Routine. Die Gemeinderäte befassen sich am Montagabend mit dem Forstplan, dem künftigen Standort des Roten Kreuzes, mit einem Gewässerentwicklungsplan. Bis dann der Bürgermeister Michael Seiß gegen 22 Uhr doch noch auf das Thema eingeht, das in den vergangenen Wochen „beherrschend“ gewesen sei.

 

Die Gemeinderäte nicken. Der Streit um die Kinderbetreuung hat sie in den vergangenen Wochen alle beschäftigt. Die Gemeinde will von Sommer an die Schulkindbetreuung an den Verein Honigtopf abgeben, was an sich schon bei mehreren Eltern auf Skepsis, zum Teil sogar auf Widerstand gestoßen ist. Ein Grund: Anders als die VHS Pforzheim-Enzkreis, die den Hort bislang betreut, ist der Verein nicht an die Vorgaben des Kommunalverbands für Jugend und Soziales gebunden.

Bei der Frage vieler Eltern, ob für die zu betreuenden Kinder überhaupt genügend Räume zur Verfügung stünden, nannte Michael Seiß Zimmer der Grundschule als eine Option. Dazu habe es bereits Gespräche mit der Rektorin Antje Waldenmaier gegeben. Daraufhin teilte die Rektorin in einem Elternbrief mit, dass es zu diesem Thema nie Gespräche gegeben habe.

Gemeinsame Erklärung mit der Rektorin

Das will der Bürgermeister gegenüber seinen Gemeinderäten so nicht stehen lassen. „Ich bin nachweisbar auf die Rektorin zugegangen“, sagt Michael Seiß am Montagabend und zählt seine Beweise auf, die er bereits im Gespräch mit unserer Zeitung angegeben hat. Es gebe Mails und auch Telefonate. Die Telefongespräche könne im Übrigen sein Assistent bezeugen, da seine Tür ins Vorzimmer immer offen stehe.

Zusammen mit der Rektorin habe er eine Erklärung aufgesetzt, die am Donnerstag im Amtsblatt veröffentlich werden soll. Die Ratsmitglieder hören aufmerksam zu. Sie haben die Entscheidung ja getroffen, sie waren bei dem Infoabend für Eltern, in der das Konzept des Vereins Honigtopf vorgestellt wurde, – und sie werden auf der Straße angesprochen, wie zu hören ist. Eine Erklärung im Amtsblatt reicht vielen von ihnen daher nicht.

„Auch die Eltern sollten in gleicher Weise darauf hingewiesen werden“, fordert zum Beispiel Jürgen Sülzle, der Fraktionsvorsitzender von „Wir in Friolzheim“ ist. In dem Elternbrief habe die Rektorin ja beteuert, „einer Nutzung der Klassenräume für den Nachmittagsbereich“ nicht zugestimmt zu haben. In einem Elternbrief müsse das also jetzt auch richtig gestellt werden, sagt Sülzle.

Emotionen kochen hoch

„Damit hat die Rektorin eine rote Linie überschritten“, formuliert es Rainer Benzinger (CDU) noch schärfer. Als „große Königin“ habe sich Antje Waldenmaier aufgespielt. „Das muss man richtigstellen, sonst stelle ich einen entsprechenden Antrag im Gemeinderat.“ Der Bürgermeister nickt schließlich. Auf Bitte des Gemeinderates werde er einen Elternbrief vorschlagen. „Nein, auf Verlangen des Gemeinderates“, ruft da Benzinger dazwischen, auf „Votum des Gemeinderates“, schlägt ein anderes Ratsmitglied vor, auf „Druck des Gemeinderates“, ruft ein anderer.

Wie hoch die Emotionen in dieser Geschichte kochen, wurde Unbeteiligten spätestens bei der jüngsten Informationsveranstaltung für die Eltern klar. Doch bis dahin war das Kind schon längst in den Brunnen gefallen. Elternvertreter beklagten, dass sie über den geplanten Betreuungswechsel im Vorfeld nie informiert wurden, sie fühlen sich von ihrem Gemeinderat und Bürgermeister Seiß nicht ernstgenommen. Die Ratsmitglieder, die für den Wechsel gestimmt hatten, verteidigten ihre Entscheidung gegenüber den Eltern und können den Aufruhr nicht nachvollziehen. In diese Kette unschöner Ereignisse reiht sich nun die Diskussion um die Grundschulräume. Die Rektorin Antje Waldenmaier wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht weiter zu dem Thema äußern.