Das Jugendhaus feiert Zehnjähriges. Der Jugendpfleger Roland Marquart blickt auf die Anfänge zurück.

Friolzheim - Nachkriegsbaracke war einmal – das Jugendhaus in Friolzheim erinnert schon längst nicht mehr daran. In der großen Eingangshalle stehen ein Billardtisch, ein Sofa, ein Tisch mit Stühlen und eine Theke, an der Jugendliche für günstige Preise Essen und Trinken bestellen können. Selbst die Wände sind von Streetart-Künstlern gestaltet worden.

 

Zehn Jahre ist es nun her, als das Jugendhaus eröffnet wurde. Der Jugendpfleger Roland Marquart erinnert sich gerne daran zurück und weist zuerst auf den Holzschlüssel über dem Türrahmen hin, in dem das Datum „25.07.2008“ eingeritzt ist. „Früher gab es im Ort überhaupt kein Angebot für die Jugendlichen, deswegen haben sie sich die Nachkriegsbaracke zu eigen gemacht“, erzählt Roland Marquart. „Doch mit der Zeit wurden sie älter und das Interesse ging verloren.“ Das Gebäude sei mit den Jahren immer mehr heruntergekommen und baufällig geworden. „Zwei Freunde, die ich zufällig traf, sagten mir, dass sie bei der Stadt anfragen wollten für ein neues Jugendhausprojekt“, erinnert sich Florian (34), ein Urgestein des Jugendhauses. Er hat fünf Jahre lang das alte Jugendhaus mitgeleitet und ist heute noch im Jugendhausteam aktiv. Die Gemeinde hatte Anfangs überlegt, Container für die Heranwachsenden zur Verfügung zu stellen. Doch dann meldete sich Marquart zufolge „ein Bio-Öko-Bauherr“, der einen Neubau anbot. Das Projekt wurde rasch genehmigt, die heruntergekommene Nachkriegsbaracke wurde abgerissen.

Nachhaltige Bauweise

„Es war keine gewöhnliche Baustelle, sondern eine Mitmachbaustelle für alle Freiwilligen und Ein-Euro-Jobber. Viele haben mit angepackt ob Väter, Mütter oder selbst die jungen Leute“, sagt Marquart. Auf dieser besonderen Baustelle hat man auch noch großen Wert auf eine nachhaltige Bauweise mit Lehmwänden und Naturkautschuk gelegt. „Man könnte es klein schreddern und auf den Kompost legen“, witzelt er.

Auch als das neue Jugendhaus fertig war, ebbte die Unterstützung nicht ab. Auch heute noch springen Jugendliche wie Timo (23), der schon bei der Schlüsselübergabe mit dabei war, neben ihrer Ausbildung ein, erklärt Roland Marquart: „Für die regelmäßigen Helfer wie Florian und Timo, die zum Jugendhausteam gehören, haben wir eine Whatsapp-Gruppe gegründet. Seit kurzer Zeit engagiert sich sogar eine Mutter“, sagt der Jugendpfleger und ergänzt: „Wir haben draußen im Garten ein eigenes Biotop mit einer wunderschönen Fauna.“ Das hätten einst die Jugendlichen angelegt. „An irgendeinem Tag hatten ein paar Lust darauf, ein Loch zu graben, so entstand unser eigener Teich. Mit der Zeit kamen dann Frösche, Lurche und Wasserläufer.“ Auch heute noch können sich die jugendlichen Besucher einbringen. Wenn es um neue Anschaffungen geht, werden ihre Anregungen ernstgenommen und im Team besprochen. „Seit Neuestem haben wir hier W-Lan, das war ebenfalls ein Vorschlag der Heranwachsenden“, so Marquart. Unbegrenzt surfen ist aber nicht drin, schränkt der Jugendpfleger ein, die jungen Leute werden nach zwei Stunden aus dem Netz geworfen. Die Teenager sollen nämlich nicht nur vor ihrem Handy sitzen, sondern auch das Angebot des Jugendhauses nutzen – und miteinander reden.

Ein Treffpunkt zum Entspannen

„Mit ihrem sonst durchstrukturierten Tag sind sie ausgelaugt und müde, deswegen sollten sie sich hier in erster Linie ausruhen und entspannen“, erzählt Marquart. „Es kann dann schon passieren, dass sie am Kinoabend bei einem spannenden Film wie „The Fast and the Furious“ einschlafen.“

In zehn Jahren ist im Jugendhaus einiges passiert, es gibt viele schöne Erinnerungen. „Manu und Jessica, ehemalige Jugendliche, haben sich hier kennengelernt und haben nun zwei Kinder“, schwelgt Florian in Erinnerungen. „Ich bin zweifacher Vater und als ich aus der Elternzeit wiederkam, hatten mir die Kleinen Bilder gemalt mit ihren Glückwünschen drauf. Zu meiner Hochzeit haben sie mir auch alle gratuliert“, erzählt Roland Marquart stolz.