Die Bürgerinitiative Glasfaser für Leonberg erklärt in einer vierteiligen Reihe, auf welchen Wegen die Daten aus dem Internet in die Häuser kommen. Teil 4: Glasfaser.

Leonberg - Wird bei Kupferkabeln das Signal über Strom übertragen, kommt bei Glasfaserkabeln Licht zum Einsatz. Dieses kann sich in Glasfaser nahezu ungehindert ausbreiten, weshalb das Signal weniger geschwächt wird. Die Dämpfung ist deutlich geringer als bei Kupferkabeln, außerdem stören benachbarte Kabel das Signal nicht. In Summe kann ein deutlich höherer Frequenzbereich genutzt werden. Geschwindigkeiten von 100 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) sind beim Senden und Empfangen möglich. Die elektrischen Signale der Endgeräte werden dabei in Lichtimpulse umgewandelt, per Glasfaser übertragen und wieder zurückgewandelt.

 

Glasfaser bis ins Gebäude

Bei reinen Glasfaseranschlüssen führt die Glasfaser bis ins Gebäude, man spricht von FTTB (Fiber to the Building). Für die Erschließung müssen keine Vorgärten aufgegraben werden. Im Normalfall reicht ein kleines Erdloch an der Hauswand, die Verlegung vom Gehweg erfolgt unterirdisch. In der Hauswand ist ein kleines Bohrloch notwendig.

Anschließend muss das schnelle Internet in die Wohnräume verteilt werden. Die konsequenteste Lösung ist, Glasfaserkabel zu legen, man spricht von FTTH (Fiber to the Home). Der Router wird dann direkt an die Glasfaser angeschlossen, die heimischen Endgeräte bleiben unverändert. Beim Verlegen muss lediglich auf die Biegeempfindlichkeit der Glasfaser geachtet werden. Gleichwertig zu FTTH ist eine Netzwerkverkabelung (LAN), die in neueren Gebäuden oft bereits vorhanden ist. Es gibt aber auch die Möglichkeit vorhandene Telefon- oder Antennenkabel zu verwenden: Eine Änderung an der Hausverkabelung ist dann nicht notwendig.

Wer bezahlt das Glasfasernetz?

Glasfaser ist damit von allen vier vorgestellten Techniken die einzig zukunftssichere: Die Bandbreite kann ohne erneute Tiefbauarbeiten an den Bedarf flexibel angepasst werden, symmetrische Bandbreiten sind möglich (Download gleich Upload) und jeder Anschluss erhält technisch die bezahlte Geschwindigkeit. Oft wird gefragt, wer die Erschließung bezahlen soll. Am Ende bezahlt sie der Kunde durch die monatlichen Gebühren – wie bisher auch. Der erschließende Anbieter geht finanziell in Vorleistung. Die aktuelle Niedrigzinsphase kommt hier zu Gute: Das Investment rechnet sich schneller.

Denkbar sind zwei grundsätzliche Modelle: Ein Privatanbieter erschließt Leonberg flächendeckend oder die Stadt führt die Erschließung über ihre Stadtwerke selbst durch, dem Vorbild in Ludwigsburg folgend. Eine Kooperation der Stadtwerke mit einem Privatanbieter ist auch denkbar.

Alle uns bekannten Projekte haben gemeinsam, dass in der Ausbauphase bei hinreichend hoher Anschlussquote die Erschließung für den Endkunden kostenfrei ist. Im Idealfall wird das Netz offen gestaltet („Open Access“), d.h. jeder Anbieter kann seine Tarife anbieten. Das beugt einer Monopolbildung vor. Welches Modell für Leonberg in Frage kommt, lässt sich im Moment nicht beantworten. Zu begrüßen ist, dass Stadt und Gemeinderat 120 000 Euro für Beratungsleistung und Masterplanung zur Verfügung stellen.

Aber warum soll man sich einen Glasfaseranschluss legen lassen, wenn die bereits angebotene Bandbreite ausreicht? Das Internet und der Bedarf an Bandbreite wachsen stetig weiter, das hat schon die Vergangenheit stets gezeigt. Nur ein Glasfaseranschluss kann entsprechend schnell mitwachsen. Für die „Digital Natives“ ist ein schneller Internetanschluss so selbstverständlich wie Wasser und Strom. Immobilien ohne Glasfaseranschluss werden sich zukünftig wohl schwerer verkaufen oder vermieten lassen. Und wer nur einen kleinen Tarif mit wenig Bandbreite benötigt, kann diesen ebenfalls bekommen – bleibt aber zukunftsfähig.