Ein gemeinsames Theaterstück von Bühne 16 und Lebenshilfe – gute Unterhaltung ist garantiert.

Leonberg - Das Schneewittchen ist wunderschön. Ihr schwarzes Haar glänzt wie Ebenholz. Ihr gelb leuchtender Rock und die rote Haarschleife ziehen neidische Blicke auf sich. Beim Blick auf ihr Handy ist sie happy, denn sie ist überaus beliebt: Über eine Million Likes hat sie auf Facebook. Die böse Königin dagegen kann es nicht fassen, sie bringt es nur auf gerade mal siebenhundert Likes.

 

Die Geschichte kommt uns bekannt vor, und doch ist diesmal alles anders. Die Regisseurin Annalies Müller, die Theaterpädagogin Lisa Milde und Elisabeth Kolofon von der Lebenshilfe haben gemeinsam mit den Darstellern das bekannte Märchen vom Schneewittchen in unser Handyzeitalter übertragen. Und so spielen bei dem Theaterstück viele aktuelle Themen eine Rolle, wie Handys, soziale Medien, die Flüchtlingsproblematik und der Jugendwahn der Zeit.

Das alles ohne erhobenen Zeigefinger und amüsant verpackt. „Spieglein Spieglein in der Hand – Schneewittchen 4.0“, heißt es am 28. und 29. Oktober um 19.30 Uhr im Theater im Spitalhof. Das Besondere: Auf der Bühne spielen Menschen mit Handicap und Schauspieler gemeinsam. „Alledabei“ nennt sich diese Theatergruppe. Sie wurde 2015 gegründet und ist eine Kooperation der Lebenshilfe und der Bühne 16.

Junge und alte, neue und erfahrene Schauspieler

Im Jahr 2016 ist daraus das erste gemeinsame Theaterstück entstanden. Einige Darsteller von damals sind wieder mit dabei, drei machen im neuen Stück zum ersten Mal mit. Neben den jungen Menschen der Lebenshilfe Leonberg spielen erfahrene Schauspieler der im Altkreis Leonberg bekannten Laientheater mit, wie Bühne 16, Vollmondtheater und Naturtheater Renningen. Seit mehreren Wochen wird bereits geprobt, anfangs noch separat, später gemeinsam auf der Original-Bühne im Spitaltheater.

Die 32-jährige Hauptdarstellerin Sandra Pregitzer hat das Down Syndrom. Sie ist als Schneewittchen überaus witzig, gleichzeitig textsicher und tanzen kann sie auch. Man sieht ihr an, dass sie gerne auf der Bühne steht. Auch die anderen Mitspieler haben ihren Spaß. Peter Neumann zum Beispiel. Er ist der Akrobat der Truppe. Er schlägt zum Abschluss der Probe sogar noch ein Rad auf der Bühne, obwohl das gar nicht im Drehbuch steht.

Die drei Theatermacherinnen flüstern kurz miteinander, dann ist klar, das kann der Peter auch bei der Premiere so machen. „Spontaneität ist in Ordnung, aber jeder muss auch seinen Text können. Das ist bei anderen inklusiven Theatern oft anders“, sagt Elisabeth Kolofon. „Aber ich habe einen gewissen Anspruch an das Stück und die gute Unterhaltung der Zuschauer.“ Deshalb ist die Geschichte auch nicht so bierernst wie das Original.

Ein Selfie mit Schneewittchen

Die sieben Zwerge tragen zwar die bekannten Zipfelmützen, marschieren aber nicht immer im Takt. Sie sind eine Truppe von liebenswerten Individuen, jeder mit einer besonderen Begabung, ganz wie im richtigen Leben. Da ist zum Beispiel Sebastian Kolofon, genannt Protector. Er ist der Beschützer der Prinzessin. Michaela Wahl als die Harmonische sieht in den Menschen immer das Gute und Cornelius Haardt ist der Tierversteher. Die Zwerge stehen dem Schneewittchen anfangs skeptisch gegenüber. Sie sind gar nicht davon begeistert, eine Fremde bei sich aufzunehmen. Aber alles kommt zum guten, wenn auch überraschenden Ende, denn die Königin ist gar nicht so böse, wie alle dachten. Nur so viel sei verraten: Der Jäger bringt der Königin statt Schneewittchens blutigem Herz ein Handy. Darauf ein gefaktes Selfie mit dem vermeintlich toten Schneewittchen. Happy End ist also vorprogrammiert.

Die Aufführungen: