Erst nach langer Debatte macht der Gemeinderat den Weg für weitere Hochwasserschutz-Projekte frei.

Weissach - Das Thema Hochwasserschutz im Strudelbachtal sorgt weiterhin für Emotionen. Eigentlich sollten die Gemeinderäte am Montagabend lediglich grünes Licht für das weitere Planungsverfahren dreier Hochwasserrückhaltebecken geben. Die will der Zweckverband Hochwasserschutz im unteren Verlauf des Strudelbachs bauen. Nicht dazu gehört eine mögliche Anlage auf Weissacher Markung.

 

Die soll zwar kommen. Der Gemeinderat hatte Ende November nach kontroverser Debatte grünes Licht für einen etwa fünf Meter hohen Schutzdeich zwischen Weissach und Flacht gegeben. Doch die Details des Projekts stehen noch gar nicht fest und sollen erst erarbeitet werden. Im unteren Bachverlauf sind die Pläne hingegen schon weiter gediehen. Und damit die Weissacher Vertreter im Zweckverband die Prokura haben, den Verfahrensweg für die drei vorgesehenen Rückhaltebecken vorantreiben zu können, war ein Ratsbeschluss nötig.

Doch damit taten sich einige der Kommunalpolitiker am Montagabend ausgesprochen schwer. „Wenn die drei Becken gebaut werden, dann stehen die“, befürchtete etwa Karin Häcker von der Bürgerliste. „Unseres wäre dann sogar das vierte.“

Gerhard Strauß: Eine massive Mauer für 2,2 Millionen Euro ist Unsinn

Auch ihr Fraktionsvorsitzender Andreas Pröllochs sah eine Zustimmung zum Bau der ersten drei Becken kritisch: „Alles hängt miteinander zusammen. Und deshalb nehmen wir uns Eingriffsmöglichkeiten auf unser eigenes Vorhaben.“

Gerhard Strauß, ebenfalls von der Bürgerliste, hob gar zu einer bedeutungsschweren Grundsatzrede an. Seit 38 Jahren, so erklärte der glühende Damm-Gegner, sei er in der Kommunalpolitik engagiert. „In all den Jahren hat es keine schwerwiegendere Fehlentscheidung gegeben“, geißelte Strauß den Mehrheitsbeschluss aus dem November für einen Hochwasserschutzdeich. „Wir bauen ein Riesenbecken für ein kleines Einzugsgebiet“, bemängelte er. „Wir wissen nicht, wie hoch der Damm wird und wo er hinkommt.“ Doch einige Gemeinderäte würden den Staudamm „schönreden“. Er, Strauß, aber bleibe dabei: „Eine massive Mauer für 2,2 Millionen Euro ist Unsinn.“

Solcherlei Anwürfe gingen den so gescholtenen Kollegen aber doch zu weit. „Der Zweckverband wurde bereits 1999 gegründet und hätte seine Aufgaben längst erfüllen müssen“, erklärte Volker Kühnemann, der Fraktionschef der Freien Wählern. „Wir müssen endlich etwas tun.“

Sein Fraktionskollege Detlef Bausch nannte das Votum für den Schutzdeich eine „unpopuläre, aber sinnvolle Entscheidung“ und kritisierte, dass sie immer wieder in Frage gestellt wird: „Dieser Schlingerkurs ärgert mich.“

Die Mehrheit des Gemeinderats hat für den Damm gestimmt

So sah es auch Horst Klink von der Unabhängigen Liste: „Ich war gegen den Damm. Aber wir haben es demokratisch entschieden, und damit ist das Thema jetzt vom Tisch.“

Tobias Zipperlen von der Bürgerliste verwies darauf, dass Weissach trotz der drei anderen Hochwasserrückhaltebecken genügend Einfluss auf die Gestaltung des eigenen Vorhabens habe. Eine Einschätzung, die der Bürgermeister bekräftigte: „Wie wir unser Hochwasserschutzprojekt gestalten, ist von den anderen völlig unabhängig.“ Gleichwohl wies Daniel Töpfer darauf hin, dass der angestrebte Hochwasserschutz für das Strudelbachtal nur im Zusammenspiel mit allen Becken und Dämmen funktionieren werde.

Die Mehrheit folgte dem Bürgermeister. Damit kann daran weitergearbeitet werden, dass die Gemeinden von Weissach bis Vaihingen/Enz für den Moment gewappnet sind, der hoffentlich nie eintritt: dass der scheinbar so friedliche Strudelbach zu einem reißenden Fluss wird und schweren Schaden anrichtet. Das hat es zwar bisher noch nie gegeben. Doch das war bis Ende Mai auch in Braunsbach so.