Er ist alt und er ist schwer – und deshalb steht es seit Jahrzehnten schief. Der Maulbeerbaum in der Hauptstraße soll aber weder gefällt werden noch umfallen. Deshalb hat er jetzt zwei Stützen bekommen.

Gerlingen
Er ist knapp 90 Jahre alt, der Gerlinger Maulbeerbaum. Das weiß Klaus Herrmann vom Stadtarchiv zuverlässig von einem Zeitzeugen. Der Vater von Albert Weidle habe den Baum Ende der zwanziger Jahre gepflanzt – direkt neben seinem Haus. Im Lauf der Zeit wurde der Baum zum Wahrzeichen der Innenstadt, und er neigte sich. Deshalb hat er jetzt als Überlebenshilfe Stützen bekommen – einfach umsägen will ihn keiner. Bis vor gut anderthalb Jahren war die Maulbeere ein überaus stattlicher Baum, der über die Straße fast bis zum gegenüberliegenden Hausgiebel ragte (Bild links vom Sommer 2014). Weil der Baum sehr schwer war, hat man ihn im März 2014 zurückgestutzt – was zunächst brutal aussah, sich aber in wenigen Wochen mit Tausenden Blättern und frisch getriebenen Ästen wieder verwachsen hatte. Damals schon war klar, dass auf dem Wurzelballen das Haus der Weidles stand, das als Gegengewicht das weitere Neigen verhinderte. Dann aber wurde im November 2015 dieses Haus abgebrochen, weil es einem Neubauvorhaben im Wege stand. Die Frage war: Was tun mit dem Baum? Die einfachste Lösung – den Baum fällen – wollte keiner. Das hätte wohl zu großem Protest geführt – zumal Gutachter dem Baum noch eine Lebenszeit von gut zehn Jahren gaben. Seit Dienstag hat der Baum jetzt zwei stabile Stützen – damit er nicht umfällt. Die Stahlrohre mit 14 Zentimeter Durchmesser halten den Baum, sollte er sich noch weiter zur Seite neigen. Die Rohre seien mit einem einen Meter tiefen Fundament versehen, erläutert Jörn Rother von einer Fachfirma, der den Baum schon seit 15 Jahren kennt. Die Manschetten der Stützen lägen übrigens absichtlich „nur ganz sacht“ an den Leitästen an. Im Frühjahr werde der Baum wegen Laub und Feuchtigkeit in den Ästen wieder schwerer. „Dann sehen wir, ob er stabil steht oder sich weiter neigt.“ Weitere Fotos sind im Internet zu finden unter www.stuttgarter-zeitung.de/region/ludwigsburg. (kwa) Fotos: factum/Granville, Archiv