In der Tagespflege des Samariterstifts erfahren Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen eine professionelle Betreuung.

Leonberg - Die Tagespflege tut meinem Mann gut – und mir auch“, sagt Erika Weber (Name geändert). Seit knapp zweieinhalb Jahren ist Giuseppe Scarpa (Name geändert) nämlich regelmäßiger Gast im Samariterstift Leonberg. Der 76-Jährige ist an Demenz erkrankt und hat einen außerordentlichen Bewegungsdrang, der auch nachts nicht zu stoppen ist.

 

„Ich schlafe sehr unruhig“, erzählt seine Lebensgefährtin Erika, „mehrfach muss ich in der Nacht aufstehen und ihn einsammeln. Er findet, obwohl das Licht brennt, nicht in sein Bett zurück.“ Die 75-Jährige selbst ist auf Phasen der Ruhe angewiesen, denn sie ist selbst gesundheitlich angeschlagen. „Wenn die Nacht zum Tag wird, und es keine Zeiten der Entspannung gibt, weil ich immer Obacht haben muss, dann zehrt das auch an meinen Kräften“, sagt sie. Deshalb schätzt sie sehr, dass es das Angebot der Tagespflege im Samariterstift Leonberg gibt.

Tagespflegeeinrichtungen sind darauf spezialisiert, Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz sowohl körperlich als auch geistig angemessen zu betreuen. Die Tagespflege ist ein Betreuungs- und Pflegeangebot für Menschen, die sich nicht mehr selbstständig versorgen können. Sie bietet den Tagesgästen Abwechslung und sorgt für einen strukturierten Tagesablauf.

Feste Zeiten sind wichtig

Denn besonders für Menschen mit mittlerer Demenz ist eine Umgebung wichtig, in der sie sich geborgen fühlen. Häufige Ortswechsel und immer neue Kontakte überfordern sie. „Feste Zeiten für Frühstück und Mittagessen, feste Zeiten für Beschäftigungsangebote und eine stets gleiche Umgebung geben ihnen die Geborgenheit, die sie brauchen“, sagt Ziba Emadi, die als Betreuungskraft in der Tagespflege des Samariterstiftes tätig ist. Im Samariterstift stehen zwölf Tagespflege-Plätze zur Verfügung. Derzeit können noch Tagesgäste aufgenommen werden.

Ebenso soll mit dem Angebot der Tagespflege pflegenden Angehörigen Entlastung angeboten werden, damit sie neue Kraft für die Pflege zu Hause schöpfen können. Die Tagespflege soll dazu beitragen, die häusliche Pflege zu unterstützen.

Giuseppe Scarpa hat vor Jahren nach einem Zeckenbiss eine Hirnhautentzündung bekommen. Das hat ihn sehr geschlaucht. Er kam nie wieder richtig auf die Beine, vielmehr machten sich die ersten demenziellen Begleiterscheinungen bemerkbar. „Es ging schleichend. Am Anfang dachte ich noch, ich schaffe das allein. Aber es wurde immer schwieriger“, fasst seine Lebensgefährtin die Entwicklung der vergangenen Jahre zusammen.

Vorhandene Fähigkeiten pflegen

Der 76-Jährige ist in Bari in Italien geboren. Aber so lange er sich erinnert, ist er im Schwabenland. Er hat als Gipser und Galvaniseur gearbeitet. Er war stolz auf seiner Hände Arbeit. „Aber jetzt kann ich ohne meine Frau gar nix mehr machen“, stellt er gelegentlich fest.

Im guten Sinne des Wortes war Giuseppe Scarpa ein richtiger „Vereinsmeier“. Dem Singen gehörte seine Leidenschaft. „Es hat mir im Herzen weh getan, dass ich da austreten musste“, sagt er. Doch in der Tagespflege ist seine Stimme, die jetzt zwar bisweilen etwas zittrig ist, wieder gefragt. Denn die Mitarbeiter der Tagespflegeeinrichtung sind geschult, noch vorhandene Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern, die den an Demenz Erkrankten verblieben sind.

Eine besondere Rolle spielt dabei das gemeinsame Singen und Musizieren. Denn je weniger sich Menschen durch Sprache ausdrücken können, desto wichtiger wird die Musik. Sie kann Emotionen und schönjavascript:void(null)e Erinnerungen wecken und fördert so das Wohlbefinden. „Wir haben verschiedene Aktivierungs-Angebote“, sagt Ziba Emadi. Dazu gehören: Gedächtnistraining, Basteln, Spaziergänge, zweimal die Woche Kraft- und Balancetraining oder kleinere Ausflüge. „Seit mein Mann hierher kommt, ist er aufgelebt“, sagt Erika Weber.

Informationen zur Tagespflege

Angebote
Die Tagespflege ist von Montag bis Freitag von 8 bis 16.30 Uhr geöffnet. Die Besucher treffen sich in kleinen Gruppen mit zwölf Plätzen. Wichtig ist eine feste Tagesstruktur und die Sicherheit auch für an Demenz erkrankte Menschen

Gestaltung
Um den Angehörigen entgegenzukommen, wird eine flexible zeitliche Gestaltung angeboten. Besuche sind auch stundenweise und an einzelnen Tagen möglich. Im Vorfeld kann die Tagespflege an einem kostenlosen Schnuppertag besucht werden. Tagesgäste, die nicht privat befördert werden können, haben die Möglichkeit, den Fahrdienst des Samariterstifts in Anspruch zu nehmen.

Räume
Für die Betreuung der Tagesgäste steht ein wohnlich eingerichteter Therapieraum inklusive Therapieküche zur Verfügung. Ein großer Ruheraum mit Liegesesseln bietet den Tagesgästen entsprechend ihren Gewohnheiten Ruhe und Rückzugsmöglichkeit.

Kontakt
Die Tagespflege ist im Samariterstift, in der Seestraße 74, unter der Telefonnummer 0 71 52 / 60 70 erreichbar.