Der Gemeinderat ist in Sachen Stadthallensanierung vollkommen uneins. Während die einen mit einer großen Variante auch die örtliche Kulturlandschaft fördern wollen, möchten die anderen den Sportvereinen mehr Möglichkeiten bieten.

Heimsheim - Lang ist die Tagesordnung zwar nicht gewesen. Doch dafür hat die Sitzung umso länger gedauert. Kurz vor der Sommerpause schien es beim Heimsheimer Gemeinderat noch einmal ordentlich Gesprächsbedarf zu geben, es wurde teils scharf diskutiert. Da kochte nicht nur die Debatte über die Wahl des zweiten stellvertretenden Bürgermeisters der vergangenen Woche wieder hoch (siehe Artikel rechts). Bei der Sanierung der Stadthalle kamen Gemeinderäte, Verwaltung und Planer auf keinen grünen Zweig – zu viele Fragen sind noch ungeklärt. Die Entscheidung, wie und in welchem Umfang die Halle saniert werden soll und was das Ganze am Ende kostet, fällt frühestens im Herbst.

 

Dass die Stadthalle saniert werden muss, darin sind sich alle einig. Im vergangenen Jahr hatten sich die Reparaturen gehäuft. „Das Gebäude weist zwar eine recht gute Bausubstanz auf“, erklärte Stefan Voigt vom Planungsbüro AS aus Pforzheim am Montagabend. „Aber nach 32 Jahren steht eine energetische Gebäudesanierung an.“

An der Halle gibt es dem Planer zufolge einiges zu tun

Undichte Fenster, zu kleine Vereinsräume und kein Tageslicht im viel zu kleinen Foyer – dass es aus seiner Sicht einiges zu tun gibt, daraus machte der Planer keinen Hehl. Bei einer großen Lösung schlug er vor, den Haupteingang an die Nordseite zu verlagern. Die Besucher könnten vom Parkplatz über einen kleinen Vorplatz ins Foyer gelangen, das er großzügiger gestalten würde. Für einen Mensa-Anbau wäre ebenfalls Platz, der auch für den Ganztagsbetrieb der Ludwig-Uhland-Schule und bei Veranstaltungen genutzt werden könne. Einigen Räten gefiel diese Variante. „Damit wären wir für die kommenden 30 Jahre gut aufgestellt, gerade im Hinblick auf die Ganztagsschulen“, sagte etwa Andreas Wein von den Freien Wählern (FWV).

Martin Häcker von den Bürgern für Heimsheim (BfH) steht der Variante kritisch gegenüber. Für ihn sei entscheidend, ob die Mensa für den Schulbetrieb gebraucht werde, so Häcker. Der Rektor der LUS habe ihm unlängst signalisiert: dies sei nicht der Fall. Und wenn doch, sollten die Kinder direkt in der Schule essen. Für Martin Häcker ist die große Lösung damit vom Tisch. Ebenso für den SPD-Rat Rolf Vetter, der eine Mensa oder ein größeres Foyer für zu teuer und nicht notwendig erachtet. „Unsere Vereine brauchen ganz andere Förderungen. Wir sollten das Geld lieber dafür verwenden.“

Immerhin kostet die große Lösung knapp vier Millionen Euro. Für die Variante ohne Mensa müsste die Stadt etwa 3,15 Millionen Euro bezahlen. „Sie können den Anbau dann auch später machen, wenn Sie merken, dass sie ihn brauchen“, schlug der Planer Stefan Voigt vor. Kostenpunkt: 818 000 Euro. Für Walter Müller (FWV) ist das keine Option. „Wenn wir das machen, langt sich doch jeder, der bis drei zählen kann, an den Kopf“, sagte er. Müller ging sogar einen Schritt weiter. 32 Jahre lang habe die Stadthalle vor allem den Sport bedient. „Vielleicht kann sie in Zukunft noch mehr.“ Schließlich ließe sich die Halle auch für kulturelle Veranstaltungen nutzen. Zustimmung aus den Reihen der CDU.

Wulff: Eine neue Halle weckt keine Kulturveranstaltungen

Kopfschütteln bei der BfH-Fraktionschefin Gaby Wulff. „Wir sollten hier keine Luftschlösser bauen, eine neue Halle weckt doch keine Kulturveranstaltungen“, mahnte sie an. Stattdessen brauche man mehr Sportstätten. Die Vereine könnten jetzt schon aus Platzmangel keine zusätzlichen Veranstaltungen anbieten. Damit stieß sie in das Horn von Klaus Häusler. „Könnte man nicht darüber nachdenken, die Räume für den Sport besser auszubauen?“, fragte der Jugendtrainer des TSV Heimsheim. Schließlich nutzten die Sportvereine die Halle seit jeher am meisten.

So ging es anderthalb Stunden hin und her. Auch Barrierefreiheit oder eine mobile Bühne waren Themen. Für welche Lösung sich der Gemeinderat am Ende entscheidet und wann die Sanierung losgeht, ist noch völlig offen. Die Bauzeit liegt bei etwa 13 Monaten. „Ich bin froh, dass ich nicht heute entscheiden muss“, sagte die neue SPD-Rätin Hannah Moritz. Es gebe einfach noch zu viele ungeklärte Fragen. Das sah auch ein Großteil der übrigen Gemeinderäte so.

Der Bürgermeister Jürgen Troll schlug vor, über die Sommerpause alle Vereine und Einrichtungen anzuschreiben, die die Stadthalle nutzen. „Dann wissen wir, wo es welchen Bedarf gibt“, sagte er und machte klar, dass er nicht um jeden Preis die große Variante favorisiere. „Ich stimme dem nur zu, wenn wir unsere Pflichtaufgaben erfüllen können“, sagte Troll.