Der „Lebendige Adventskalender“ lockt jeden Abend viele Besucher vor geschmückte Häuser in Heimsheim. Was die Besucher hinter den Türen erwartet, ist jeden Tag anders. Manchmal musizieren sogar Kinder.

Heimsheim - Geheimnisvoll glänzt das Licht hinter dem nur ein Stück weit geöffneten Garagentor. Es ist noch nicht 18 Uhr, und doch sind schon etliche Menschen unterwegs hinauf zur Beethovenstraße. Dort, vor dem Gebäude Nummer 19, erwartet die Besucher an diesem Abend wieder vorweihnachtliche Stimmung.

 

Während innen in der Garage noch letzte Vorbereitungen getroffen werden, empfängt draußen auf dem Vorplatz Axel Meerwarth die Besucher. Seine Frau Claudia und er sind die Gastgeber für den „Lebendigen Adventskalender“. Um Punkt 18 Uhr wollen sie eine Türe öffnen und damit bei ihren Gästen für besinnliche Stimmung sorgen.

Familie Meerwarth steht in einer Reihe mit anderen Heimsheimern, die die Aktion „Lebendiger Adventskalender“ möglich machen. In diesem Jahr öffnen sich insgesamt 14 Fenster und Türen in der Stadt für jeden Interessierten. Dabei machen nicht nur Privatleute wie die Meerwarths mit, sondern auch die Kirchen im Ort. Und sogar die Stadt hat am Rathaus ein Fenster geöffnet.

Jeden Tag gleich – und doch anders

Was Besucher erleben, wenn wieder ein neues Adventstürchen geöffnet wird, ist Sache der jeweiligen Gastgeber. Manche erzählen Geschichten, musizieren oder stellen Puppen und ganze Schafherden aus. „Hier hat jeder seinen eigenen Stil“, erklärt Annette Schiefner. Die Erzieherin in der Kinderkrippe Lerchenrain organisiert diese schon seit mehreren Jahren stattfindende Aktion. Deren Ursprung liegt zwar in der evangelischen Kirchengemeinde in Heimsheim, findet inzwischen aber konfessionsübergreifend statt. Doch eines ist immer gleich: Die Besucher stehen vor den Fenstern und Türen, die sich öffnen, das heißt, sie stehen im Freien.

Warme Kleidung ist also angesagt. Und so harren auch die etwa 50 Adventsgäste in der Beethovenstraße dick eingemummelt und erwartungsfroh vor dem sich nun bald öffnenden Tor.

Manche von ihnen haben Tassen mitgebracht, weil es – auch das gehört zur Tradition – stets ein Getränk zum Aufwärmen gibt. Bevor es so weit ist, reicht es noch für einen Blick von der Halbhöhenlage hinüber über das Städtchen zum hell erleuchteten Rathaus und nach oben zum funkelnden Sternenhimmel.

Stimmungsvoller Augenblick

Und dann setzt Axel Meerwarth mit seiner Begrüßung an. Doch just in diesem Moment ertönen die Kirchenglocken zum 18-Uhr-Läuten. Einen stimmungsvolleren Auftakt für den Lebendigen Adventskalender mag es kaum geben. Schließlich drückt der Hausherr auf die Fernbedienung, das Tor öffnet sich und gibt den Blick auf das mit Tannengrün und Lichtern weihnachtlich geschmückte Innere frei.

Drinnen steht Claudia Meerwarth mit roter Nikolausmütze, neben ihr eine Schar Flöten-Kinder. Die Lehrerin an der Heimsheimer Musikschule hat mit den Kleinen weihnachtliches Liedgut eingeübt, das sie nun zum Besten geben. Draußen stehen die Eltern und Großeltern, viele Familien mit Kindern, und hören wohlwollend zu, spenden Applaus.

Auch Volker Nickel ist unter den Besuchern. Der Vorsteher der Neuapostolischen Kirchengemeinde war selbst schon Gastgeber, und das bereits zum dritten Mal. Er hatte am 1. Dezember eingeladen und mit seiner Familie die Geschichte von den vier Kerzen aufgeführt. „In dieser Geschichte erlöschen drei Kerzen und nur noch eine brennt. Doch das ist die Kerze der Zuversicht, mit der alle anderen wieder entzündet werden können“, erzählt er.

Passend zum Logo des „Lebendigen Adventskalenders“, das ein sich öffnendes Fenster mit einer brennenden Kerze zeigt, stimmen die Besucher an diesem Abend zum Abschluss das Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ gemeinsam an. Und dann heißt es: „Heiße Getränke und Gebäck für alle!“ Während die Kinder vor dem Punsch rasch eine Schlange bilden, sind die Erwachsenen zurückhaltender. Doch der Glühwein findet schließlich auch Abnehmer, die Vanillekipferl der Gastgeber sowie die mitgebrachten Gutsle der Gäste werden herumgereicht. So steht man noch eine Weile beieinander im Gespräch, während die Kinder auf der Wendeplatte nebenan Fangen spielen.