Peter Hompa war lange Zeit Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Gebersheim. Seit seinem Ruhestand engagiert er sich nach Kräften in der Flüchtlingshilfe.

Heimsheim/Leonberg - Bescheiden wie Peter Hompa ist, würde er nicht gerade von sich behaupten, dass er ein selbstloser Mensch ist, der immer zuerst an andere denkt. Das steht aber außer Zweifel, war doch die Seelsorge sein innigstes Anliegen als Pfarrer. Und auch, wer sich in Leonberg für Flüchtlinge engagiert, kennt den Mann, der immer auf dem Sprung ist, weil sein Kalender vor Terminen beinahe birst. Dass der Heimsheimer, der aus Solidarität mit Opfern der IS-Schergen einen Anstecker an seinem Pulli trägt, zur Begrüßung fair gehandelten Saft und Chips aus dem Weltladen auftischt, ist freilich Ehrensache.

 

Der christliche Glaube ist einer der Gründe für sein selbstloses Wirken. Doch Mitmenschlichkeit und Sinn für Gerechtigkeit habe er auch von seiner Mutter geerbt. „Als die Nazis unter Hitler die jüdische Bevölkerung in meinem Heimatort schikanierten, machte sie kein Geheimnis aus ihrer Empörung“, erzählt der in Kehl aufgewachsene Hompa. Nicht zuletzt deshalb finden sich an der Holztür seines Arbeitszimmers Porträts ermordeter Juden aus dem Städtchen an der französischen Grenze – um die Erinnerung wach zu halten.

Halt durch die Religion

Obwohl zu Hause „politische Fragen eine größere Rolle spielten als religiöse“, wurde sein Interesse für den Glauben früh geweckt. „Die Religion gab mir von Anfang an Halt“, sagt Peter Hompa. Seine Neigung blieb auch seinem Konfirmator nicht verborgen, der im Gespräch mit seiner Mutter – zum Vater bestand kaum Kontakt – eine Laufbahn als Pfarrer ins Spiel brachte. Er besuchte zunächst ein evangelisch-theologisches Seminar, das ihn nach eigenem Bekunden prägte. „Ich hatte einen Lehrer, bei dem Frömmigkeit mit einer kritischen Haltung gegenüber theologischen Fragen verbunden war“, sagt der Jubilar, der diese Attitüde beibehalten sollte.

Nach dem Theologiestudium in Tübingen wurde der „Vikar auf Dienstaushilfe“ von einem Pfarrer in Zuffenhausen angelernt, bevor er Hilfsberichterstatter im Oberkirchenrat in Stuttgart wurde. „Dabei bin ich bis heute nicht der ordentlichste Mensch, wenn es um Akten geht“, gesteht er mit einem Lächeln. Damals habe er auch mit einer Promotion geliebäugelt. „Letztlich war die wissenschaftliche Arbeit aber nicht das, was ich zielstrebig hätte bearbeiten können, obwohl mich die theologische Wissenschaft interessiert“, sagt er.

Gebersheim: des Pfarrers erste und letzte Station

Gleiches gilt übrigens für Biologie, weshalb er sich begeistert der Bobachtung von Pflanzen und Insekten hingibt. „Da ist der Gang durch Leonberg wie ein Gang durch den botanischen Garten“, sagt er mit einem Lächeln. Zeit war aber Luxus für den umtriebigen Mann– und sie ist es noch immer. „Wenn man mich mit einem Buch von Wilhelm Hauff oder mit einem Schiller-Drama einschließen würde, dann würde ich gar nicht mehr aufhören zu lesen“, sagt Hompa, der auch leider zu selten die Gelegenheit finde, seine Gedanken zu Papier zu bringen.

Seine erste und letzte Station als Pfarrer führte ihn nach Gebersheim, wo er 26 Jahre lang die evangelische Kirchengemeinde betreute. „Das war ungewöhnlich lange, aber ich bin kein Mensch, der gerne wechselt“, sagt er rückblickend. Besonders am Herzen lag ihm die Seelsorge. „Der Bedarf war groß, und die Arbeit hat mir geholfen, den Beruf im Sinne des Evangeliums zu machen“, erklärt Hompa, der damals auch auf den Pfarrer und Schriftsteller Albrecht Goes traf. „Es hat mich sehr geprägt, dass er mein Vorgänger war“, betont er.

Mit dem Thema Flucht und Vertreibung kam der Heimsheimer erstmals in den 70er Jahren in Berührung, als er sich der Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt in Stuttgart anschloss – er sitzt noch heute im Vorstand des gemeinnützigen Vereins. „Das Anliegen war es, Asylbewerbern zu helfen, die auf sich alleine gestellt waren, denn damals fehlte es an ehrenamtlichen Strukturen“, berichtet Hompa, der sich seit seinem Ruhestand jener Aufgabe noch in stärkerem Maße widmet.

Bürgerschaftspreis für Asylarbeit

Als Beauftragter des evangelischen Kirchenbezirks Leonberg für Asyl- und Flüchtlingsangelegenheiten arbeitet er eng mit dem örtlichen Arbeitskreis Asyl zusammen. Dort kümmert er sich vor allem um rechtliche Angelegenheiten von Flüchtlingen. Besonders verpflichtet fühlt er sich Roma-Familien, die vielerorts auf dem Balkan immer noch diskriminiert werden. „Wenn wir den Roma-Kindern etwas Gutes tun können, tun wir auch ein bisschen wieder gut für das, was ihnen damals unter den Nazis angetan wurde“, sagt Hompa, der für sein Engagement in der Flüchtlingsarbeit mit einem Bürgerschaftspreis ausgezeichnet wurde.

Dem Jubilar liegen aber nicht nur die Menschen am Herzen. So setzt er sich auch für den Natur- und Tierschutz ein, Letzteres unter anderem im Rahmen der Aktion „Kirche und Tiere“. „Gott wird es uns mit reichem Segen vergelten, wenn wir barmherzig gegenüber Tieren sind“, zitiert Hompa den im 17. Jahrhundert lebenden Leonberger Pfarrer und Pietisten Adam Gottlieb Weigen. Das namenlose Kätzchen, das ihm seine Schwester überließ, weiß allzu gut, dass dies nicht nur ein Lippenbekenntnis ist.