Bei der LKZ-Talkrunde bei den Schlosshofspielen im Mokka-Zelt findet man viele Gemeinsamkeiten über die Stadtgrenzen hinweg.

Heimsheim - Das war schon ein Spektakel, die historische Aufführung bei den Schlosshofspielen. Nicht nur fast die ganze Schleglerstadt war auf den Beinen, auch aus Perouse und Rutesheim waren viele mit dabei. Und so findet sich am Samstagabend eine illustre Diskussionsrunde im Mokkazelt ein. Die LKZ hat zur Aktion „Orts-Check“ geladen. Der Vize-Redaktionsleiter Rafael Binkowski diskutiert mit Machern und Politikern – über die Waldenser und was die Kommunen verbindet.

 

Ein Symbol dafür könnte Henry Schort sein, über 30 Jahre lang Gemeinderat in Rutesheim und Vorsitzender des Partnerschaftskomitees in Perouse, und des Waldenser-Gesangsvereins „Liederlust“, der beim Historienspektakel mitgesungen hat. „Das verbindet schon, wir haben über Wochen fast im Barock gelebt“, sagt er. Das große Ortsjubiläum 1999 gab in Perouse den Anstoß, die Geschichte aufzuarbeiten. Mit einem Buch und mit einem großen Fest, das Schort organisiert hat. „Rund 60 Prozent der Perouser haben Waldenser-Wurzeln“, schätzt er.

Waldensertradition wird zum Leben erweckt

Das freut auch Martin Killinger, den Ersten Beigeordneten in Rutesheim. „Ich finde es toll, dass nach dem Jubiläum die Schlosshofspiele beide Städte verbinden“, sagt er. Das helfe auch dem Zusammenwachsen von Rutesheim und Perouse. Die Waldensertradition sei wichtig, und werde bei dem Fest hier zum Leben erweckt. Der Heimsheimer Bürgermeister Jürgen Troll stimmt zu: „Wir haben ein gutes Nachbarschaftsverhältnis.“ Auch wenn der Streit um die Steinbruch-Querspange nicht ganz ausgeblendet wird. Im Theater wird darauf angespielt, als die Gräfin plötzlich ruft: „Ich habe meine Querspange verloren!“ Nun gut, man wolle im Gespräch bleiben.

Jürgen Troll verweist auf die Waldenserwurzeln. „Es gibt auch in Heimsheim viele Namen mit waldensischem Ursprung“, sagt er. Dieses Erbe sei wichtig. Zumal die Waldenser einen wichtigen Part in der Stadtgeschichte spielten. Ob es so wie im Theaterstück war – dass sie sogar geholfen haben, den Grafen Graevenitz zum Recht zu führen? „Wir haben uns sehr genau an die historischen Fakten gehalten“, sagt Jürgen Gerhold, Vize-Vorsitzender des Kuratoriums und Koordinator für das Schauspiel. „Aber natürlich haben wir auch etwas ausgeschmückt, es muss ja unterhaltsam sein“, schmunzelt er.

Spektakel schmiedet Stadt und ihre Nachbarn zusammen

Und so freut sich Ursula Duppel-Breth über das gelungene Spektakel, dass die Stadt und auch die Nachbarn enger zusammen schmiedet. „Alle helfen mit, die Vereine ziehen an einem Strang, ich bin begeistert“, sagt die Vorsitzende des Kuratoriums Schlegerschloss. Es sei richtig gewesen, die seit den 50er-Jahren bestehenden Schleglerspiele in Schlosshofspiele umzubenennen, damit auch andere Aspekte der Stadtgeschichte betrachtet werden können. Und wann steigen die nächsten Schlosshofspiele? „Jetzt bringen wir erst einmal diese über die Bühne“, meint Jürgen Gerhold. So einen Riesenaufwand könne man nicht jedes Jahr leisten. Aber sie sollen natürlich weitergehen.

Auch das Waldenserthema soll lebendig bleiben – Henry Schort organisiert den regen Austausch mit den anderen Waldenserorten. Für die beiden Kommunalpolitiker Jürgen Troll und Martin Killinger ist die Integration der Waldenser vor 300 Jahren auch Vorbild für heute: „Wir können davon lernen, wie man mit Flüchtlingen umgeht und sie einbindet.“