Wenn am 18. Juli bei den Schlosshofspielen das große Theaterstück aufgeführt wird, geht es auch um die Historie der Stadt und um ihre bekanntesten Einwanderer. Die Vorbereitungen laufen seit Monaten, bis zu 250 Freiwillige packen mit an.

Heimsheim - Wie muss das wohl gewesen sein, als im Jahr 1699 eine Gruppe von Glaubensflüchtlingen im armen Bauerndorf Heimsheim angekommen sind. Die kleine Gemeinde war durch den Dreißigjährigen Krieg auf 80 Einwohner dezimiert, die 250 Fremden waren da kaum willkommen. Genau mit dieser Szene beginnt das historische Theaterspiel bei den Schlosshofspielen – darin wird auch die Geschichte Heimsheims mit dem unseligen Graf von Graevenitz und der letztlich doch erfolgreichen Integration der Waldenser erzählt – dafür betreibt das Kuratorium Schleglerschloss einen unglaublichen Aufwand, und das schon seit Monaten.

 

Hochgeschlossen und züchtig muss es sein

Zum Beispiel, um nur eines herauszugreifen, die 400 Waldenser-Kostüme für das historische Spektakel. Ursula Duppel-Breth, Barbara Hanschel, Dorothee Schneider, Beate Geißler und Carmen Schort haben 42 Stunden lang in mühevoller Kleinarbeit die Kleidung genäht. Rock, Bluse, Hose, Schürze, Schultertuch, alles will mühsam zusammen gestickt und genäht sein. „Die Waldenser hatten eine sehr konservative, strenge Tracht“, erzählt Ursula Duppel-Breth. Hochgeschlossen und züchtig musste es sein. Kauft man diese Kostüme in den Waldensertälern ein, kosten sie 600 bis 800 Euro je Stück – untragbar für das ehrenamtliche Kuratorium.

Und so wurde eben von Hand alles genäht, zusammen vielleicht 1000 Euro Materialkosten – so können die Darsteller beim Historientheater in voller Pracht und historisch korrekt gekleidet auftreten.

Ja, es werden außergewöhnliche Schlosshofspiele in Heimsheim – der Themenschwerpunkt Waldenser lockt Gäste von nah und fern. Vor allem aber auch die aus der näheren Nachbarschaft. Zum Beispiel vom Nachbarort Rutesheim, genauer gesagt dem Stadtteil Perouse.

Und das hat nun wiederum historische Gründe, die in dem Theaterstück auch aufgegriffen werden. Nach dem Tod des württembergischen Herzogs Eberhard Ludwig bekam der räuberische Graf Wilhelm von Graevenitz Heimsheim als Lehen angetragen. „Wir bauen ein Schloss, keine Wohnstätte ist hier meiner würdig“, soll er gesagt und das heutige Rathaus erbaut haben – deswegen heißt es heute Graevenitz’scher Bau. Doch der böse Graf wurde schließlich in Stuttgart angeklagt – und die Waldenser halfen irgendwie dabei – der Aufstand gegen den Tyrannen eint die Volksgruppen.

Aber zurück zu Perouse – in weiser Voraussicht wurden die Waldenser auf Bestreben des klugen Vogtes Gerber nicht im Straßendorf Heimsheim angesiedelt, sondern auf kargen Äckern abseits. Die Siedlung gehörte zu Heimsheim – erst 1835 wurde Perouse verkauft. Daher auch die engen Bande zwischen Heimsheim und Perouse, die mit den Schlosshofspielen nun auch kulturell gefestigt werden. So ist etwa Carmen Schort mit dabei im Team der Kleidernäherinnen, sie stammt aus Perouse und ist die Frau von Henry Schort, dem Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins. Auch der Rutesheimer Arbeitskreis „Geschichte vor Ort“ ist mit dabei – hier ist der Rutesheimer Beigeordnete Martin Killinger mit im Boot. Weitere Verbindungen sind etwa ein Vortrag des Perouser Pfarrers Michael Widmann am 22. Juli.

Insgesamt 250 freiwillige Helfer wirken mit

Es ist also ein großer Aufmarsch, mit bis zu 250 Freiwilligen. Es gibt 20 Schauspieler und noch mal so viele Statisten, 60 Chorsänger, dazu kommt der Barockmarkt. Schon seit Wochen wird vorbereitet, die Tribüne wurde diese Woche aufgebaut. „Dazu musste extra eine Straßenlaterne entfernt werden“, erzählt Ursula Duppel-Breth, die auch die Verantwortung für den Barockmarkt hat.

Dieser Markt ist jeweils von 17 bis 20 Uhr, während das Schauspiel um 20.30 Uhr anfängt. Nach der Premiere gibt es noch Aufführungen am 19. und 26. Juli sowie am 1. und 2. August. Bei dem Barockmarkt wird zeitgenössisches Handwerk gezeigt. „Das besondere Highlight ist das Mokka-Zelt“, erzählt Ursula Duppel-Breth. Hier wird die damals neu aufgekommene Mode des Kaffee- und Mokkatrinkens aufgegriffen, dazu gibt es barock-süßes Gebäck. Die Heimsheimer Vereine bewirten. Es wird also ein großes Spektakel – die Schlosshofspiele sollte man also nicht verpassen. Die und Organisatoren sind jedenfalls schon Feuer und Flamme: „Das wird wirklich toll.“