Die Gemeinderatssitzung endet mit einem Eklat: Statt Gaby Wulff, deren Fraktion Bürger für Heimsheim die zweitmeisten Stimmen bei der Kommunalwahl erzielt hatte, wird Uwe Braun von der CDU zweiter Stellvertreter.

Heimsheim - Die Lust auf den gemeinsamen Umtrunk nach der Gemeinderatssitzung am Montagabend war Martin Häcker gründlich vergangen. Der Frust stand dem Rat der Fraktion Bürger für Heimsheim deutlich ins Gesicht geschrieben. „Das war ein klarer Verstoß gegen das Gentlemen’s Agreement“, echauffierte sich Häcker im Schlosssaal und spielte dabei auf den Ausgang der Wahl des zweiten stellvertretenden Bürgermeisters an.

 

Nachdem Walter Müller von den Freien Wählern, der bei der Kommunalwahl die meisten Stimmen erhielt, standesgemäß in seinem Amt als erster Stellvertreter bestätigt wurde, schien es sich bei der Besetzung des zweiten Postens lediglich um eine reine Formsache zu handeln. Denn diesen Platz nahm im Heimsheimer Gemeinderat bislang immer ein Kandidat der zweitstärksten Fraktion ein, womit die Fraktionsvorsitzende der Bürger für Heimsheim Gaby Wulff zumindest theoretisch einen rechtmäßigen Anspruch darauf hatte.

Überraschung durch Bernd Schönfelder

Doch gerade als Bürgermeister Jürgen Troll zur Abstimmung aufrief, ergriff der FWV-Fraktionschef Bernd Schönfelder plötzlich das Wort und brachte den CDU-Fraktionsvorsitzenden Uwe Braun als Gegenkandidaten ins Spiel. In der Folge blieb dem Bürgermeister nichts anderes übrig, als eine Geheimwahl durchzuführen, die mit 8:6 Stimmen zugunsten des Christdemokraten ausging.

Seinem Ärger darüber ließ Martin Häcker am Ende freien Lauf. „Durch diese Wahl ist der Stimmenanteil der Heimsheimer Wähler nicht zum Ausdruck gebracht worden, schließlich hatten die Bürger für Heimsheim bei der Kommunalwahl mehr Stimmen geholt als die CDU-Fraktion“, monierte der Gemeinderat, der zugleich das langjährige Engagement seiner Fraktionskollegin Wulff im Gemeinderat lobte. Das Ergebnis akzeptiere er zwar. „Doch ich halte das Ganze für sehr traurig und befremdlich“, ließ Häcker die Runde wissen.

Dass es bei der Gemeinderatssitzung zu großen Meinungsverschiedenheiten kam, war nicht zu erwarten. Schließlich standen bis auf die Finanzierung eines neuen EDV-Raums sowie die Sanierung des Mädchen-WCs in der Ludwig-Uhland-Schule, die beide einstimmig beschlossen wurden, weniger Sachthemen als Personalfragen auf der Tagesordnung.

Ihren letzten Auftritt im Schlosssaal hatten fünf Räte, deren Amtszeit endet. Necla Haas (SPD), der parteilose Heinz Phillippin, Evelyn Richter (BfH) sowie Margit Körner und der dienstälteste unter den scheidenden Räten Rolf Armbrust (beide CDU). Neu im Gemeinderat sind Hannah Moritz (SPD), mit 26 Jahren die Jüngste, Walter Gommel (UWV), Sabine Kiedaisch (BfH) sowie Dennis Waldherr und Ralf Rüth (beide CDU).

Stadtsäckel besser gefüllt als angenommen

Welchen finanziellen Spielraum die neugewählten Räte bei ihrer bevorstehenden Arbeit haben, darüber gab der Kämmerer Andreas Bastl beim Haushaltszwischenbericht Auskunft. „Die Finanzlage stellt sich in diesem Jahr positiver dar als noch im vergangenen Dezember geplant“, unterstrich er. Insbesondere der voraussichtliche Zuwachs bei der Gewerbesteuer sowie die zu erwartenden Mehreinnahmen beim Einkommensteueranteil seien positiv zu werten. „Diese Mehreinnahmen resultieren aus der guten wirtschaftlichen Entwicklung“, resümierte Bastl, der guter Dinge ist, mit dem Rücklagenbestand von rund 6,5 Millionen Euro die in den kommenden Jahren geplanten Investitionen ohne Kreditaufnahmen bewältigen zu können.

Dass der Haushaltszwischenbericht auf die Tagesordnung rutschte, kam nicht von ungefähr. „Wenn wir uns am Montag der Sanierung der Stadthalle annehmen und millionenschwere Grundsatzentscheidungen treffen, halte ich es für wichtig, dass man im Vorfeld genügend Zeit hat, um sich innerhalb der Fraktion zu beraten“, erklärte Jürgen Troll den Hintergrund, bevor er das Gremium auf Rathauskosten zu einer Runde in die Stadt einlud. Ob Martin Häcker bei dem Ausklang seinen Ärger runterspülte, ist mehr als fraglich.