„The Gospel People“ liefern eine mitreißende Vorstellung in der Stadtkirche ab.

Leonberg - Ein Schlagzeug unter der Kanzel, farbige Scheinwerfer, Flügel, Keyboard, allerlei technisches Equipment - ein normaler Gottesdienst wird das nicht! Und trotzdem: Es geht um die gute Botschaft, das Evangelium - und „good spell“ ist ja die etymologische Wurzel von „Gospel“.

 

Zwei schwarz gekleidete Sänger treten ins blaue Licht, eine zierliche Sängerin, eine zweite und dritte, bis die ganze Song-Gruppe im Altarraum steht.

Insgesamt sieben leidenschaftliche Musikerinnen und Musiker aus Harlem bilden „The Gospel People“, die auf ihrer Europa-Tour am Mittwochabend in der voll besetzten Stadtkirche Station gemacht haben: Wilde Gesellen mit Bart und langen Rasta-Locken, die Damen elegant in Glitzer-Outfit, engen Leggings oder mit Turban. Und dann geht’s ab mit Power, Leidenschaft und vollem Körpereinsatz – nicht umsonst kursierte schon in den Anfängen des Gospel der Satz: „Der Teufel stahl den Rhythmus!“

Sie haben eine „good time“

Unter dem Motto „Havin’ a good time“ kombinieren die Musiker traditionellen „Black Gospel“ mit Jazz, Soul und sogar Rock-, Pop- und Rap-Elementen. Manche der Songs sind als „call and response“ komponiert, in anderen wendet sich der Vorsänger direkt ans Publikum – „You came to have a good time“ – und animiert die Zuhörer zum Mitmachen: „Come on, clap your hands!“ Und das Publikum hält es nicht mehr auf den Sitzen, steht auf, klatscht rhythmisch und singt: „There’s no one like Jesus!“ Die spirituelle Botschaft „He’s my friend“ wird ausgelassen mit überschäumender Lebensfreude getanzt und gesprungen. Mit „I need nobody else“ heizt die Gruppe die fröhliche Stimmung weiter auf. Mit ungeheurem Stimmvolumen, dabei gleichzeitig schwerelos leicht grooven und rocken „The Gospel People“ die ehrwürdige Stadtkirche, dass die letzte Kirchenmaus flüchtet.

Sie predigen und beten, tanzen ekstatisch und klatschen, singen und springen mit fetziger Choreografie. Den virtuosen Solo-Partien mit improvisierten Kadenzen lauscht das Publikum gebannt. Und es gibt auch leise, meditative Stücke, die ein inniges Gebet musikalisch ausdrücken: „Jesus, I pray to you!“ Fasziniert lauscht das Publikum den fantasievollen Modulationen, kühnen Sprüngen und artistischen Finessen der Vokalisten. Eine ausgefeilte Lichttechnik grundiert mit Blau, Rot oder Violett die mitreißende Performance. Das Publikum taucht ein in eine aufregend vibrierende Welt aus Tönen, Farben, Rhythmen und Bewegung. Klavier, Keyboard und Schlagzeug begleiten forciert und mit viel „Spirit“.

Nach dem Abschluss mit dem berührenden „Amazing Grace“ und dem forschen „Hey, Man“ fordert das Publikum energisch eine Zugabe. Mit „O, happy day“ und „We are the world“ verabschieden sich „The Gospel People“. Ein „God bless you“, sogar ein deutsches „Gute Nacht“ – und das Publikum nimmt die Power, den Elan und die unbeschwerte Leichtigkeit des Seins gerne mit ins neue Jahr. „O, yeah!“