Bei einem Selbstversuch findet Gregor Freitag, passionierter Swingolfer in Renningen, heraus, was seine Sportart von der traditionellen mit dem kleinen weißen Ball unterscheidet.

Leonberg - Swingolf oder Golf, naturbelassene Wiesenflächen oder akkurat gepflegte Plätze, Spielen mit einem einzigen Schläger für alle Fälle – oder mit einem Satz bis zu maximal 14 Schlägern, zehn Euro für die Runde zahlen oder ab 35 aufwärts? Oft wird darüber gefachsimpelt, dass Swingolf – eine leichtere Variante – viele Parallelen mit dem traditionellen Golfsport aufweist. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und die beiden Sportarten vor Ort unter die Lupe genommen. Geholfen dabei hat Gregor Freitag, der Vorsitzende des Renninger Swingolf Vereins, der selbst zweifacher Deutscher- und Vizeeuropameister war – und auch eine Affinität zum Golfen hat. Die Abmachung bei dieser Geschichte: Auf eine Runde Swingolf folgt eine Runde Golf.

 

Wer mit dem Golfen vertraut ist, eine Tasche voller Schläger mit auf die Runde nehmen darf, ist irritiert über die minimalistische Ausrüstung beim Swingolfen. Für den Abschlag des Balles (hier nimmt man beim Golfen den Driver), für die Annäherung ans Grün sowie für das Putten, also den finalen Schub des Balles ins Loch, gibt’s beim Swingolfen eine Allzweckwaffe, die aussieht wie ein kunstvoll gefertigter Kerzenständer. Unterschiedlich sind auch die Bälle: Der kleinere Golfball besteht aus einem Hartgummikern, der Swingolf-Ball aus Hartschaum, ist also weicher, hat eine kürzere Flugbahn und ist – ein klarer Vorteil – auf Grund seines größeren Umfanges und der leuchtenden Farbe besser im hohen Gras zu finden.

Der Renninger Platz ist naturbelassen

Startzeiten gibt es beim Swingolf nicht. Es geht vorbei an Pferdekoppeln und Obstwiesen. Idyllisch ist der Weg vom Vereinsheim der Renninger Swingolfer – beim Reiterhof von Andreas Kindler, der auch die Anlage betreibt – zur ersten Bahn. Der erste Eindruck: die Bahnen sind nicht ganz so akkurat angelegt wie auf einem traditionellen Golfplatz. Der Renninger Platz im Gewann „Mönchsloch“ ist naturbelassen, da er mitten im Landschaftsschutzgebiet liegt. Der schräge Stand bei den Abschlägen erschwert den Treffmoment des Schlägers mit dem Ball. „Wir dürfen hier keine Veränderungen vornehmen“, erklärt Gregor – beim Golfen ist man in den meisten Fällen schnell per Du – die strengen Bedingungen im Schutzgebiet. Um die von Gras überwachsenen Markierungen des Damen-Abschlages zu finden, braucht man ein gutes Auge. Eines Kennerblicks bedarf es auch an den Bahnen 11 bis 14, die teilweise recht verwinkelt angelegt sind, um die Fläche des Platzes für die insgesamt 18 Bahnen möglichst gut nutzen zu können. Von hier öffnet sich die Sicht nach Weil der Stadt, in der anderen Richtung erstreckt sich unten im Tal der Bosch-Neubau.

Der erste Schlag klappt ganz gut, der Swingolf-Profi ist überrascht. Die Bälle fliegen allerdings nicht so weit wie beim Golfen. Drei Schläge sind auf der ersten Bahn vorgegeben. Auf dem Grün – die Fläche um das Loch herum – hat aber die Natur das Sagen. Das soll dem Swingolf-Anfänger später noch zum Verhängnis werden. Der Ball bleibt im tiefen Gras hängen. „Der Bereich ist nicht so kurz gemäht wie beim Golfen, aber dafür ist das Loch größer“, sagt Gregor und gibt zu, dass auch ein bisschen Glück dazu gehöre. Beim vierten Schlag rollt der Ball ins Ziel.

Swingolf ist die günstigere Variante

Nach einer gewissen Zeit macht sich doch die Erfahrung des Profis bemerkbar, der im vergangenen Jahr Dritter bei den Deutschen Meisterschaften im Einzel wurde und kürzlich bei den Doppel-Meisterschaften ebenfalls Bronze gewann. Er lässt sich von den unebenen Bahnen und dem holprigen Gras nicht beeindrucken, spielt seine Routine aus. Unter der Woche ist auf dem Platz in der Nähe des Reiterhofs Kindler kaum was los. „Am Wochenende ist das eine beliebte Freizeitbeschäftigung“, erzählt Freitag. Zumal Swingolf um einiges günstiger ist als der traditionelle Sport. Eine Tageskarte kostet 10,50 Euro, Jugendliche zahlen 7,50 Euro. Eine Vereinsmitgliedschaft in Renningen kostet 16 beziehungsweise 8 Euro pro Jahr. Wer Turniere spielen möchte, erwirbt sich eine Lizenz in Höhe von 15 Euro. Mitgliedschaften beim Golfen sind um einiges teurer. Jeder Club hat seine eigenen Mitgliedschaftsmodelle.

Der Ball ist auf der Bahn 18 eingelocht. Die Bilanz des Swingolf-Anfängers fällt recht ordentlich aus. Und: kein Ball ist verloren gegangen.

Ortstermin Ludwigsburg im Golfclub Schloss Monrepos. Ohne so genannte Platzreife darf in der Regel niemand auf die Runde. Diese Prüfung sorgt dafür, dass ein Golfer Einblicke in Technik, Regeln und Etikette bekommt, damit er später zügig und sicher auf dem Platz unterwegs sein kann. Bei Gregor als deutschem Meister im Swingolfen, der in Marbach am Neckar wohnt, machen die Damen im Sekretariat eine Ausnahme. Und ganz unbedarft in Sachen Golf ist der 53-Jährige auch nicht. In seiner Heimat bei Lindau ist er früher regelmäßig als Caddy unterwegs gewesen und hat von den guten Spielern einiges abgeschaut.

Schlag um Schlag aufs Grün

Eine Runde kostet 60 Euro. Der leichte Nieselregen hat einen Vorteil: wir sind fast alleine auf dem Platz. Gregor nimmt eine kleine Auswahl von fünf Schlägern mit und packt auf der ersten Bahn gleich den Driver aus. Der Schlägerkopf hat ein großes Volumen und gibt dem Ball, wenn er richtig getroffen wird, eine gute Länge mit. Der Ball nimmt Fahrt auf, ist allerdings nicht sehr lang. Für den Anfang aber schon ganz ordentlich. Später konzentriert sich der Swingolfer lieber auf die Eisen, die seinem Sportgerät ähnlicher sind. Schlag um Schlag kämpft er sich aufs Grün und findet bald Gefallen daran. „Wenn ich üben würde, könnte was draus werden, momentan stimmt die Richtung der Bälle noch nicht“, sagt der Finanzberater. Sechs nagelneue Bälle hat Gregor mit auf die Runde genommen. Nach neun Bahnen, so war sein Ziel, will er noch zwei nach Hause bringen.

Die Rechnung geht nicht ganz auf, die Bahn sieben wird ihm zum Verhängnis, nur noch zwei Bälle sind übrig. Am Ende bringt er einen ins Ziel. „Das hat richtig Spaß gemacht“, schwärmt Gregor trotzdem. Sein Fazit: Technisch hat Swingolf jede Menge mit Golf zu tun. „Ich kann mir auch vorstellen, dass man mit dem günstigeren Swingolf anfängt und schaut, ob es einem gefällt und dann zum Golf wechselt.“