Alois und Elsbeth Gscheidle verwandeln Zuschauer „om’s Nomgucka“ in Akteure.

Leonberg - Wer geglaubt hat, dass „ieb’r d’ Kehrwoch’ scho ällas g’schwätzt isch“ – der kennt die „Gscheidles“ nicht: Da kämpft Elsbeth, die „scho d’ ganz’ Woch’ auf da Samschdig g’wartet hot“, im stilgetreuen Kittelschurz mit der Vergänglichkeit in Form von Herbstlaub, das aber eigentlich vom Nachbargrundstück herübergeweht worden ist, wo Alois als gestylte Nachbarin in grünem Minikleid, blondem Schopf und knallroten Highheels zum nachbarschaftlichen Kleinkrieg aufläuft. Da wird das Laub dann hin und her und wieder zurück gekehrt (zum Glück ohne Laubbläser!), bis der Streit endgültig eskaliert, die Drohung, den vermaledeiten Baum abzusägen, im Raume steht, und beide hemmungslos ins Publikum schimpfen – „es goht noch nix über d’ Nochbarschaft!“

 

Aber auch mit Ehegespons Alois hat Elsbeth nur Ärger – und er mit ihr! – denn der „isch an wüschder Denger!“ Aber scheiden lassen? „I will dem doch ned no a paar schöne Johr gönna!“ Also verhaken und verheddern sich die beiden Obergscheidle in skurrilen, grotesken und auch derb-komischen Szenen einer schwäbischen Ehe, auch wenn Elsbeth behauptet: „I ka mei Gosch au halta!“

Herausforderung: stabile Seitenlage

Beide schlüpfen in immer neue Rollen - Alois als „Rotkreuzler“, Hausmeister oder Schwuler („Ich bin der Helmut!“), Elsbeth als schwäbische Kehrwochenpatronin oder im sehr figurnahen Fitness-Dress beim „Walken“ – und laufen zu großer Form auf, wenn sie ins Publikum gehen, mit überraschten Zuschauern improvisieren oder sie auch auf die Bühne holen.

Wenn die „Rotkreuzler“ ein „Opfer“ brauchen, holen sie kurzerhand den verdutzten Marcel aus Calw auf die Bühne, der dann erlebt, wie umständliche und wenig sachdienliche Erste-Hilfe-Maßnahmen an ihm eingeleitet werden.

Schon die „stabile Seitenlage“ wird – weil wenig „stabil“ – zur Herausforderung, denn das „Opfer“ liegt erst in der falschen Richtung: der Kopf muss nach „Nord-Nordost“!

Ein „Best-of“ aus 15 Jahren

Bei den Maßnahmen, die Alois aus seinem dienstlichen „Handbuch“ vorliest, verknotet sich Elsbeth unrettbar mit dem Patienten, bis sie ihn mit der Drohung entlässt: „Aber nächschdes Mol mache m’r Mund-zu-Mund-Beatmung!“ Und wenn die Rettungsmaßnahmen insgesamt wenig erfolgreich verlaufen, ist natürlich das „Opfer“ schuld: „Dehna, stretcha, dann klappt’s auch mit d’r stabile Seitenlage“, gibt Alois dem Patienten noch mit auf den Weg. Und schuld ist ja sowieso immer Elsbeth: „Hol halt ned so an steifa Bock aus’m Publikum!“

Angefangen hat alles vor jetzt schon 30 Jahren, als Birgit Pfeiffer beim Soloauftritt von Alois (Marcus Neuweiler) im Publikum saß. Sie kamen ins Gespräch – und „Elsbeth“ war geboren! Seit 2011 treten sie hauptberuflich gemeinsam auf, sind auch im Fernsehen zu sehen, und das Programm an diesem Abend ist das „Best-of“ aus 15 Jahren.

Es sollen „Geschichten aus dem Alltag“ sein, erzählt Birgit Pfeiffer in der Pause, politisches Kabarett machen ja andere, und das Publikum wolle einfach mal einen entspannten Abend erleben.

„D’rhoim isch’s ned so luschdig“

Beide sind zwar verheiratet, aber jeweils mit anderen Partnern. Und geht’s daheim auch so zu wie auf der Bühne? „D’rhoim isch’s ned so luschdig“, kontert Marcus Neuweiler frech. Ihr besonderes Qualitätsmerkmal, verrät das Duo, ist die Interaktion mit dem Publikum, das spontane Improvisieren und das Mitspielen der Zuschauer. Und Alois geht dann schon mal von der Bühne in die voll besetzte Stadthalle, hält einen Plausch mit Johann oder Michael über ihre Hemdenwahl an diesem Abend oder streicht verblüfft über eine modische Igel-Frisur. Und Elsbeth, mit verzwirbeltem Bürzel auf dem Kopf, geblümter Handtasche und ewiger Kittelschürze, robbt zur großen Belustigung des Publikums über den Hallenboden.

Als Zugabe gibt es dann noch ein Lied: „Er an Duppel, sie an Duppel“, bei dem das Publikum gerne mitsingt und wo man verblüfft feststellt, dass es der „Vibrator“ bereits in den gutbürgerlichen, biederen Alltag geschafft hat: Er sagt, „Mr soll en fortdua“ – aber sie will ihn „b’halta als Ersatz für da Alta...“