Passend zur aktuellen Hauptausstellung „China-Beziehungen“ wird im Erdgeschoss des Stadtmuseums Gerlingen mit „Spielzeug aus Nah und Fern“ gezeigt, womit Kinder in China und hier­zulande spielten.

Gerlingen - Das Thema passt zu Weihnachten wie Sterne und Kerzen: Kinderspielzeug. Doch es bleibt bei weitem nicht bei Puppen, der Märklin-Eisenbahn oder Carrera-Autos in der Weihnachtsausstellung des Gerlinger Stadtmuseums. Die Puppen sehen aus wie kleine Chinesen, im Bilderbuch ist ein Lastenträger mit chinesischem Hut zu sehen, Spiele wie Go und Schach liefern weitere Hinweise auf das Land, das in dieser Ausstellung eine Rolle spielt: das Reich der Mitte. Passend zur aktuellen Hauptausstellung „China-Beziehungen“ wird im Erdgeschoss des Stadtmuseums mit „Spielzeug aus Nah und Fern“ gezeigt, womit Kinder in China und hierzulande spielten.

 

Doch es bleibt nicht beim Hier und Dort, es gibt eine menschliche Brücke zwischen beiden Welten: die Missionarskinder. Bekanntlich sind vor allem im 19. Jahrhundert viele Missionare nach China aufgebrochen, gesandt von der Basler Mission. Diese Geschichte ist in der Hauptausstellung im ersten Stock dargestellt. Hildegard Lutz ist eines der Missionarskinder, aufgewachsen vor mehr als 60 Jahren im Süden Chinas. Sie erzählte bei der Vernissage am Sonntag, wie sie als Tochter eines Missionars aus der Station heraus Kontakt zu einheimischen Kindern bekam, wie sie miteinander spielten und welche Spielsachen sie hatten.

Weil es Bilderbücher kaum gab, wurden sie zum Teil selbst gemalt und geschrieben. Ein Beispiel dafür ist zu sehen – mit deutscher Schrift. Hildegard Lutz war dann später als Krankenschwester in Indien, und sie hat auch von dort Kinderspielzeug mitgebracht. Das ist die Erklärung dafür, warum die hölzernen Hampelmänner in der Vitrine wie kleine Inder aussehen. „Sehr vieles ist sehr ähnlich“, erklärt die Museumsleiterin Catharina Raible – ob Wurf- oder Hüpfspiele, ob Miniküchen oder -tassen: „Spielen hat viel mit dem Alltag zu tun.“ Wobei man wissen müsse, dass es Kinderspielzeug in Deutschland erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts gebe, „davor waren Kinder Arbeitskräfte, häufig auf dem Feld oder als Hirten“. Erst seit rund 150 Jahren gestehe man Kindern zu, Kind zu sein – und mit Spielzeug zu spielen.

Überraschende Erkenntnisse werden ebenfalls geboten. Beispielsweise gibt es eine grüne Maske, die bei traditionellen Tänzen vor das Gesicht gehalten wurde, wie hierzulande beim Karneval. Auch ist zu erfahren, dass das Diabolo, heute ein Requisit von Artisten, bereits 1794 nach Europa gebracht wurde – vom englischen Botschafter in China, George Macartney.

Bei Weihnachts- und Spielzeugausstellungen sei eines wichtig, sagt Catharina Raible: „Die Besucher sollen sich an die eigene Kindheit erinnern.“ Dazu besteht reichlich Gelegenheit. Nicht nur wegen der Puppen. „Wir bringen etwas fürs Herz, nicht nur für den Bildungsanspruch.“