Hans Enz gibt sein Amt als Schiedsrichter-Obmann der Gruppe Leonberg aus privaten und gesundheitlichen Gründen vorzeitig ab. Der gebürtige Malmsheimer leitet seit mehr als 30 Jahren Spiele von der Kreis- bis zur Bezirksliga.

Rutesheim - Wenn man Hans Enz fragt, wie er zum Mann mit der Pfeife wurde, dann tischt er die folgende Anekdote auf: „Als ich Mitte der Achtziger die zweite Mannschaft des TSV Eltingen trainierte, habe ich mich mal bei einem Heimspiel fürchterlich über einen Schiri aufgeregt. Nach der Partie nahm mich ein Mitglied des Schiedsrichterausschusses zur Seite und empfahl mir, doch einen Neulingskurs zu machen, damit ich ‚manches mit anderen Augen sehe’. Ein Jahr später stand ich auf dem Platz. Ich wollte zeigen, dass ich es als Schiri besser machen kann.“

 

Seit mehr als 30 Jahren sorgt der Rutesheimer für Recht und Ordnung auf dem Fußballplatz – vom Jugendbereich über die Kreis- bis zur Bezirksliga. Aus gesundheitlichen Gründen musste er sich zuletzt zwar etwas zurücknehmen und mit sporadischen Einsätzen bei Hallenturnieren begnügen. „Aber ich hoffe, dass ich nach meiner Sprunggelenk-OP wieder regelmäßig pfeifen kann“, sagt Enz, der für seine langjährige Tätigkeit die Ehrennadel in Gold sowie die Verbandsnadel in Bronze erhielt.

Kurz vor Abpfiff bleibt die Uhr stehen

Dass er nur vier Mal die Rote Karte zücken musste, darauf ist er ein wenig stolz. „Ich habe immer versucht, ohne Platzverweis auszukommen“, sagt der Mann, bevor er dann lachend gesteht, dass er bei einem Spiel versehentlich ohne Karten aufgeschlagen sei. Und einmal sei kurz vor dem Abpfiff seine Uhr stehengeblieben. „Dann musste mir ein Trainer per Handzeichen aushelfen“, erinnert er sich.

Schlimmer sei es, wenn man die Pfeife vergesse. „Das habe ich schon mehrmals bei Neulingen erlebt“, sagt er und verrät mit einem schelmischen Lachen seinen „Psychotrick“: „Wenn man direkt hinter dem Übeltäter steht und kräftig in die Pfeife pustet, dann vergeht einem alles.“ Nur einmal sei ihm der Kragen geplatzt. Nachdem ihn ein Spieler ständig provozierte, nahm er sich ihn zur Brust: „So schlecht wie du spielst, kann ich gar nicht pfeifen!“, ließ er ihn wissen. „Dann war Ruhe“, berichtet der gelernte Maschinenschlosser.

Wechsel auf die Trainerbank

Dass er als Schiri oft Fingerspitzengefühl beweist, liegt vielleicht auch daran, dass er früher selbst auf Torejagd ging. Der gebürtige Malmsheimer, der in Eltingen aufwuchs, lernte das Kicken beim TSV, dem er bis heute die Treue hält und mit dem er 1963 Bezirksmeister der A-Jugend wurde. „Damals war die Bezirksstaffel die höchste Jugendstaffel in Württemberg“, sagt er. Nach seiner aktiven Zeit wechselte er auf die Trainerbank, dann übernahm er die Leitung der Fußballabteilung und war stellvertretender Vereinsvorsitzender. Mit dem Umzug nach Rutesheim trainierte er die A-Jugend der SKV und stieg mit ihr in die Bezirksliga auf.

Seit 2009 ist Enz auch Obmann der Schiedsrichtergruppe Leonberg, die rund 120 Unparteiische zählt. Er leitet Schulungen und nimmt den Nachwuchs unter die Lupe. Das Amt gibt er aber noch vor Ende der laufenden Periode auf. „Ich möchte etwas kürzer treten“, sagt Enz. Es gebe noch andere Dinge, die er auf seiner To-do-Liste habe – Tanzen etwa, das sei seine zweite große Leidenschaft. „Außerdem wurden meine Frau und ich mit einer Enkeltochter gesegnet“, berichtet Enz, der am Montag, 20. Februar, im Rahmen der nächsten Schiedsrichterschulung (19.30 Uhr, Vereinsheim SV Perouse) offiziell verabschiedet wird. Bis zur nächsten turnusmäßigen Wahl im Januar 2018 wird der Posten kommissarisch besetzt.

Ursprünglich ist nur eine Amtsperiode geplant

Schon als er 2009 zum Obmann gewählt wurde, kündigte er an, dass er nach einer Periode seinen Hut nehmen würde. Doch weil es keine Freiwilligen gab, trat er auch 2012 und 2015 an. Bei der letzten Wahl war es quasi beschlossen, dass sein Stellvertreter, der ehemalige Drittliga-Schiri Florian Steinberg, das Ruder übernimmt. „Mit seinem Wechsel in den Verbandsschiedsrichter-Ausschuss war die Sache aber erledigt“, erklärt der 72-Jährige, der auch Obmann des gesamten Bezirks Enz-Murr war.

Wenn er seine Karriere Revue passieren lässt, dann ist auch die zunehmende Gewalt ein Thema. „Als ich anfing, gab es nur vereinzelt Übergriffe seitens der Spieler“, sagt er. Doch es werde immer mehr, und auch die Brutalität nehme zu. „Aus meiner Sicht sollte der Verband härter durchgreifen“, sagt der Rutesheimer, der dabei an längere Sperren und höhere Geldstrafen denkt. Doch auch die Klubs sieht er in der Pflicht „Die Vereine sollten darüber nachdenken, ob sie sich von Spielern, die nichts von Regeln halten, nicht einfach trennen.“

Apropos Regelbrüche: Als Fußballer war Hans Enz auch nicht gerade ein Unschuldslamm, wie er grinsend gesteht. Gleich zwei Mal musste er vorzeitig unter die Dusche. Und das nicht, weil er die Blutgrätsche rausgeholt hatte, sondern die Entscheidungen des Unparteiischen höhnisch beklatschte. „Aber ich habe immer gewusst, was sich gehört“, sagt er und lächelt.