Das Verbandsgericht des württembergischen Fußballverbandes kippt ein auf Bezirksebene gefälltes Urteil. Der FC Gehenbühl bekommt drei Punkte aus dem letzten Saisonspiel zugesprochen und wird damit Kreisliga-B-Meister am grünen Tisch.

Ditzingen - Die TSF Ditzingen sind zwar schon im Besitz einiger Meisterwimpel. Schließlich hatten sie sich ja einst von der B-Liga bis hinauf in die damals dritthöchste Spielklasse, die Regionalliga, gearbeitet. Trotz dieser stattlichen Sammlung ist es ganz bitter, nach einer langen Saison ein solch schmuckes rot-schwarzes Fähnchen wieder zurückgeben zu müssen. Genau darum werden die TSF nun nicht herumkommen.

 

Das Sportgericht des württembergischen Fußballverbandes (WFV) hat ein auf Bezirksebene gefälltes Urteil gekippt. Mit erheblichen Folgen: Im Saisonfinale der Kreisliga B 5 hatten die TSF mit 5:2 gegen den FC Gehenbühl gewonnen und damit den Konkurrenten am letzten Spieltag vom ersten auf den zweiten Platz verdrängt. Doch der FCG legte Einspruch gegen die Spielwertung ein. Der Ditzinger A-Jugendliche Ludwig Conrad Machmer war am 28. Mai mit Roter Karte vom Platz gestellt worden und erhielt eine Sperrstrafe bis 5. Juni, längstens jedoch für ein Pflichtspiel, wie es in dem Urteil hieß. Am Sonntag, 5. Juni, bestritten die A-Junioren ihr nächstes Spiel beim VfL Kirchheim. Machmer blieb außen vor und trat dann am Nachmittag mit den Aktiven in Gehenbühl an, wo er den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich für seine Mannschaft erzielte.

Der Einsatz des A-Jugendlichen rief die Gehenbühler auf den Plan. Machmer ist ihrer Auffassung nach nicht spielberechtigt gewesen. Im Paragraf 22 der Rechts- und Verfahrensordnung des WFV heißt es im Punkt „Sperre nach Spielen“: Die Sperre endet nach Ablauf des Tages, an dem die im Urteil angegebene Zahl von Pflichtspielen erreicht wird.

Verbandsgericht wertet den Fall anders

In erster Instanz vertrat der Vorsitzende des Bezirkssportgerichts, Horst-Walter Schaefer, die Meinung, dass die Sperrstrafe mit Ablauf des letzten Pflichtspiels, das im Urteil festgelegt ist, endet. Nach der Gehenbühler Berufung befasste sich das Verbandssportgericht mit dem Fall und kam zu einem anderen Schluss, gab dem Einspruch des FCG statt und wertete das Spiel mit 0:3 gegen die TSF Ditzingen.

Ein Urteil mit gravierenden Folgen: Gehenbühl ist Meister und steigt in die A-Liga auf. Die TSF Ditzingen müssen die Relegation bestreiten. Die erste Begegnung am Mittwoch war wegen der gerichtlichen Hängepartie abgesetzt worden. Ditzingen spielt nun am Sonntag um 15 Uhr in Hirschlanden gegen den TSV Merklingen II. Der FC Gehenbühl kann feiern.

Ditzingens Abteilungsleiter Raffaele Semeraro versteht die Welt nicht mehr. Eben um ganz sicher zu gehen, habe man vor dem Gehenbühl-Spiel bei Sportrichtern und dem A-Junioren-Staffelleiter der Verbandsstaffel nachgefragt, ob Ludwig Conrad Machmer spielen könne. Semeraro: „Wenn die es nicht wissen, wer soll es denn sonst wissen?“ Am Spieltag seien Schiedsrichter und Gegner informiert worden. „Wir haben alles regulär gemacht und werden dann so bestraft“, ist Semeraro fassungslos. Schriftlich hatten sich die Ditzinger jedoch nichts geben lassen.

Kein Vorwurf an den Sportrichter

Der WFV-Abteilungsleiter Recht, Frank Thumm, bedauert die Angelegenheit, sagt aber: „Es zählt immer das, was im Gesetz steht. Wenn eine Aussage falsch ist, kann die Konsequenz schwerlich die sein, dass ein anderer Verein dafür büßen muss. Dass da ein Fehler passiert ist, ist für alle Beteiligten ärgerlich.“ Ohne der schriftlichen Begründung, die gestern noch nicht vorlag, vorgreifen zu wollen, sagte Thumm weiter: „Der Sportrichter hat schlichtweg nicht in die Verfahrensordnung reingeschaut. Ich mache ihm da aber keinen Vorwurf.“

Zusätzliches Ärgernis für die TSF Ditzingen: Das Relegationsspiel gegen den TSV Merklingen II findet nun an diesem Sonntag um 15 Uhr in Hirschlanden statt. Ganz davon abgesehen, dass nicht mehr trainiert wurde, weiß der Abteilungsleiter noch nicht, was für eine Mannschaft er zusammen bekommt. Schließlich seien einige Akteure schon im Urlaub. Da sonntags auch die abstiegsgefährdeten A-Junioren ihr letztes Punktspiel austragen, könnten sie bei den Aktiven nur eingesetzt werden, wenn sie vormittags nicht mitwirken.