Die Idee war gut gemeint: Um nicht ganz austrainierten Spielern die Möglichkeit zu geben, am Spielbetrieb teilzunehmen, gelten in den Kreisligen B und C seit Beginn dieser Saison erleichterte Wechselbestimmungen. Doch in der Praxis wird diese neue Regel selten genutzt, wie eine Umfrage unserer Zeitung bei einigen betroffenen Trainern von B-Ligisten ergeben hat.

Leonberg - Die Idee war gut gemeint: Um nicht ganz austrainierten Spielern die Möglichkeit zu geben, am Spielbetrieb teilzunehmen, gelten in den Kreisligen B und C seit Beginn dieser Saison erleichterte Wechselbestimmungen. Ein ausgewechselter Akteur kann im Laufe des Spiels wieder eingewechselt werden. Allerdings dürfen insgesamt nicht mehr als 14 Spieler eingesetzt werden. „Der Plan war, dass so beispielsweise auch AH-Spieler bei Personalknappheit aushelfen können, bei denen die Luft für nicht mehr als 15 Minuten reicht“, erklärt Hans Siegl, der Staffelleiter der Kreisligen B 3 und B 4.

 

Doch in der Praxis wird diese neue Regel selten genutzt, wie eine Umfrage unserer Zeitung bei einigen betroffenen Trainern von B-Ligisten ergeben hat. Coach André Bauser vom TSV Malmsheim denkt während des Spiels meist gar nicht an die erleichterten Wechselbestimmungen: „Die Regel ist noch zu frisch“, meint er. Er selbst hat nur ein einziges Mal Gebrauch davon gemacht, als sich ein eingewechselter Spieler verletzt hatte und er den ausgewechselten Akteur erneut auf den Platz schickte. „Ganz allgemein würde ich es fairer finden, wenn man dann lieber vier oder fünf Auswechslungen statt der bisher erlaubten drei zulassen würde“, meint Bauser. Der Malmsheimer Coach sieht zudem die Gefahr, dass ein Trainer die Regel ausnutzen könnte, um bei einer eigenen Führung durch zahlreiche Wechselunterbrechungen den Spielfluss zu zerstören. „Ein Trainerkollege hat mir gegenüber ganz offen zugegeben, dass er es einmal so gemacht hat“, berichtet Bauser, ohne Namen zu nennen.

Stephan Güttler, Trainer der SVGG Hirschlanden/Schöckingen, sieht noch ein anderes Problem an der neuen Regel: „Die Verletzungsgefahr steigt, wenn man einen ausgewechselten Spieler wieder reinbringt, da die Muskulatur kalt geworden ist, und sich die Spieler nicht wieder so warm machen wie vor dem Anpfiff“, glaubt er. Güttler findet den Grundgedanken nicht schlecht, sieht aber auch die Gefahr, dass ein Trainer in der entscheidenden Phase der Saison die Wechselbestimmungen missbrauchen kann, um in den letzten 20 Minuten einer Partie ein Spiel zu zerstören. Auch Rocco Ceserano, Trainer des TSV Höfingen, hält von den erleichterten Wechselbestimmungen nichts: „Wir wechseln nach wie vor drei Mal pro Spiel“, erklärt er. Eine 15-minütige Pause auf der Bank bringe nur etwas, wenn der Spieler wieder bereit zu einer erneuten Einwechslung sei.

Marco Barletta, Trainer des SV Friolzheim, findet die neue Regel sogar „richtig blöd“. „Das ist auch für den betroffenen Spieler schlecht, wenn er raus muss und abkühlt. Außerdem wird damit der eigene Spielfluss unterbrochen“, meint er. Sinnvoll hält er die Regel nur für den Fall, dass ein Trainer schon drei Mal gewechselt habe und sich dann noch ein Akteur verletze.

Auf Verbandsseite will man nach dem Ende der Hinrunde noch kein endgültiges Urteil über die erleichterten Wechselbestimmungen fällen. „Wir kriegen es nicht direkt mit, ob die neue Regel angewendet wird“, erklärt Staffelleiter Hans Siegl. Die Zahl der Spielabsagen sei gegenüber dem Vorjahr zumindest nicht merklich zurückgegangen. „Das liegt aber zum Großteil an TKSZ Ludwigsburg, deren zweite Mannschaft nach dreimaligem Nichtantritt jetzt vom Spielbetrieb zwangsabgemeldet wurde.“ Aus eigener Anschauung bei Spielen der B- und C-Klasse habe er den Eindruck, dass die neue Regel nicht viel zur Anwendung komme.

Der Bezirksvorsitzende Hans-Jörg Arnold hat hingegen bei Besuchen von B- und C- Ligaspielen gesehen, dass Trainer von den erleichterten Wechselbestimmungen Gebrauch machen. „Ich habe auch noch nichts Negatives über diese Regelung gehört“, erklärt er. Auch er sieht die Gefahr, dass in der entscheidenden Phase der Saison die Regel zur Spielverzögerung genutzt werden kann. „Aber dann steht es immer noch im Ermessen des Schiedsrichters, ob er die Zeit nachspielen lässt“, stellt Arnold klar. Bei den Pflicht-Schulungen für die Unparteiischen werde man nochmals auf die neuen Regeln hinweisen.

Ein vorläufiges Fazit, ob die Regel über die laufende Saison hinaus Anwendung finden wird, will er noch nicht ziehen: „Da sollten wir die Spielzeit abwarten und beim nächsten Staffeltag ein Resümee ziehen“, schlägt er vor.