Die zukünftigen Cityläufer unserer Zeitung begrüßen erstmals neun Asylbewerber in ihrer Trainingsgruppe. Der Förderverein Laufsport Leonberg hat sich auch soziales Engagement als eines der Leitmotive auf die Fahnen geschrieben.

Leonberg - Zum Schluss wollten sie es noch einmal wissen. Mit einem furiosen Endspurt duellierten sich zwei der Neulinge darum, wer als Erster ins Ziel kommt. Nach und nach erreichten auch die anderen Teilnehmer der Laufgruppe unserer Zeitung den Parkplatz am städtischen Bauhof. Das Training der zukünftigen Leonberger Cityläufer stand unter besonderen Voraussetzungen. Erstmals waren auch neun Asylbewerber am Start, die von zwei Betreuern des Arbeitskreises Asyl Leonberg begleitet wurden und von nun an regelmäßig an den Einheiten teilnehmen.

 

Die Verweildauer der 14- bis 30-jährigen Türken und Syrer in Leonberg reicht von wenigen Monaten bis zu vier Jahren. Auf Initiative von Eberhard Trinkner, dem Vorsitzenden des Fördervereins Laufsport Leonberg, der den City-Lauf am 27. Juni organisiert, wurden sie nun in die Trainingsgruppe eingeladen. „Neben dem sportlichen ist eines unserer Leitmotive auch das soziale Engagement“, sagt Trinkner, der damit auch ein Zeichen gegen die Diskussion um das Flüchtlingsheim im Stadtteil Niederhofen setzen will. „Viele Bürger haben sich dagegen gewehrt, weil sie den Asylbewerbern mit Vorurteilen begegnen. Es ist aber auch ein anderer Umgang möglich.“

Ein Radio-Interview gibt den letzten Anstoß

Das beweist er mit seiner Idee, mit der er nach einigen Diskussionen auf einstimmige Unterstützung im Verein gestoßen ist. Dennoch befürchtet Trinkner Gegenwehr, zum Beispiel durch negative E-Mails auf der Internetseite des Citylaufes. Das ändert nichts an seiner Überzeugung. Den letzten Anstoß erhielt Trinkner, als er im Auto ein Interview mit dem Schwäbisch Gmünder Bürgermeister Richard Arnold verfolgte. Der bot Asylbewerbern die Möglichkeit, als so genannte Ein-Euro-Jobber das Gepäck am Gmünder Bahnhof zu tragen. Dieser Vorschlag stieß allerdings auf so viel Kritik, dass das Vorhaben wieder beendet wurde.

Für Trinkner war dieser Versuch dennoch der Startschuss, etwas für die Asylbewerber in Leonberg zu tun. Am Weihnachtsmarkt nahm er mit dem Arbeitskreis Asyl an dessen Stand Kontakt auf und leitete das Projekt in die Wege. Trinkner will den Asylbewerbern weitere Perspektiven bieten. Zum Beispiel als Helfer beim Citylauf. Außerdem hat er mit dem Sponsor Intersport Krauss in Renningen vereinbart, dass dieser den Läufern eine komplette Laufausrüstung zur Verfügung stellt. Am Montagabend erhielten sie außerdem ein T-Shirt vom Citylauf und die dazugehörige Informationsbroschüre.

Spaß haben und abnehmen

Nicht nur deshalb fühlten sich die Neumitglieder, die teilweise in Straßenkleidung gekommen waren, gut aufgenommen. „Es hat Spaß gemacht, auch wenn es sehr anstrengend war“, sagt Zajnab Zahweh, die in der Schule Basketball spielt und mit ihren drei Schwestern lief. Alle waren von der Idee sofort begeistert: „Wir wollen hier Sport machen, Spaß haben und gleichzeitig abnehmen. Wir freuen uns auf den Lauf.“

Auch bei den kommenden Trainingseinheiten jeweils am Montag- und Mittwochabend wollen sie wieder kommen. Die Frauen, die mit weitem Rückstand ins Ziel gingen, werden dann weiterhin bei den Anfängern laufen, die drei Jungs bei den Fortgeschrittenen.

Die Lauftrainerin Helga Grau-Ritter, die mit den Anfängern drei Mal vier Minuten und insgesamt vier Kilometer durch das Ezach lief, war zufrieden mit den neuen Mitgliedern und stellte auch den bisherigen Läufern ein positives Zwischenzeugnis aus: „Die Gruppe ist in einem ähnlichen Alter, versteht sich deshalb sehr gut und motiviert sich gegenseitig. Ich bin guter Dinge das Ziel, beim City-Lauf alle über die Linie zu bekommen, zu erreichen.“ Im Idealfall mit einem furiosen Endspurt.