Der TSV Merklingen richtet erstmals einen Bambini-Spieltag in der Halle aus. Zu Gast sind insgesamt 38 Mannschaften. Die Kinder bekommen so viel Spielzeit wie möglich. Tore und Punkte werden nicht gezählt.

Weil der Stadt - Was für ein Gewusel in der Sporthalle des Weil der Städter Johannes-Kepler-Gymnasiums. Auf vier Spielfeldern (10 x 15 Meter) tummeln sich jeweils sechs Bambini und jagen in ziemlichem Durcheinander dem Ball, der ihnen fast bis zu den Knien reicht, hinterher. Die Tribünen werden bevölkert von den Eltern der Fünf- und Sechsjährigen sowie weiteren Nachwuchskickern, die Pause haben. Und dann tummeln sich auch noch knapp 20 Kinder auf einem Bewegungsparcours in der Mitte der Halle mit Weichbodenmatte, Barren, Kästen und einer umgedrehten Bank zum Balancieren. Es ist Bambini-Spieltag beim TSV Merklingen.

 

Der Verein ist zum ersten Mal Gastgeber eines Spieltages in dieser Form. Im Herbst 2014 stellte der württembergische Fußballverband die Spielform drei gegen drei im Freien und in der Halle vor. Die Vorbehalte gegen die Variante ohne Torhüter war groß. Auch in Merklingen hielt man zunächst nicht viel von dem Modell, bei dem die Kinder spielerisch mit möglichst vielen Erfolgserlebnissen verbunden ganz ohne Leistungsdruck an den Fußball herangeführt werden sollen.

Das Modell sieht vor, dass sich die Kinder im drei gegen drei ohne Torwart mit möglichst gleichstarken Kontrahenten messen. Gespielt wird ohne Schiedsrichter. Die Kinder entscheiden selbst, wann es Freistoß gibt oder der Ball im Aus ist. Das klappt in Merklingen problemlos. Da stört es auch nicht groß, wenn ein Ball vom anderen Spielfeld plötzlich im eigenen landet. Punkte und Tore werden nicht gezählt. Ganz ohne Betreuer oder Trainer, so wie vom württembergischen Fußballverband (WFV) vorgesehen, geht es aber nicht. Die nahezu überall übliche Schreierei von außen gibt es, wenn überhaupt, nur in sehr gemäßigtem Ton.

Vormittags sind in der JKG-Halle 17 Teams aus neun Vereinen am Start, nachmittags sind es sogar 21 aus elf Clubs. Volker Fichler gibt nach 35 Jahren Jugendarbeit an diesem Tag seine Abschiedsvorstellung beim TSV Merklingen – das hat er zumindest vor. Der 65-Jährige, der seit vier Jahren für die Bambini verantwortlich ist, war ein Gegner des vor zwei Jahren eingeführten Modells. „Ich finde das System schlecht, weil die Kinder machen können, was sie wollen“, sagt Fichler. Mittlerweile, meint aber auch er, habe sich schon vieles verbessert. Beispielsweise, dass die Vereine in den so genannten Einser-Mannschaften die stärkeren Spieler antreten lassen und in den Zweier-Teams die etwas schwächeren zum Zug kommen. Dementsprechend sollte auch die Gruppeneinteilung aussehen.

Wolfgang Reichert steht dem Konzept grundsätzlich positiv gegenüber: „Das Spiel mit drei gegen drei ist gut, weil es da auf dem Feld nicht so eine Massenbildung gibt.“ Der 70-Jährige, der im siebten Jahr bei der SKV Rutesheim die Bambini betreut, hat aber auch noch den ein oder anderen Verbesserungsvorschlag: „Vielleicht sollten doch ein paar grundsätzliche Regeln aufgestellt werden, wie zum Beispiel: Wie geht’s weiter, wenn der Ball im Aus ist oder darf direkt geschossen werden, wenn der Ball wieder ins Spiel kommt?“

Mit gleich drei Teams war der FC Gerlingen vor Ort. Kein Wunder, bei 35 Bambini im Club. Markus Baldauf, seit vier Jahren dabei, sieht sämtliche Vorbehalte nicht bestätigt. „Viele haben gesagt, ohne Torwart, das ist nichts. Für die Kinder ist das gut. Es geht viel entspannter zu, weil auch der Ehrgeiz der Eltern und Trainer gebremst wird“, sagt der 43-Jährige. Sein Kollege von den TSF Ditzingen, Dirk Retzlaff , findet, dass es teilweise zu brutal zugeht und das dann nicht geahndet wird. „Da wird manchmal viel zu viel geschubst“, sagt der 50-Jährige, der neben seinem Traineramt auch noch als Schiedsrichter aktiv ist. Unter dem Strich bleibt für ihn aber eines stehen: „Die Kinder haben viel Spaß.“