Auf dem Leonberger Kunstrasenplatz an der Jahnstraße hat der Verein nun auch ein Angebot für den weiblichen Nachwuchs. Ziel ist es, von der kommenden Saison an eine Mannschaft im Punktspielbetrieb zu stellen.

Leonberg - Es ist noch ein zartes Pflänzchen, das gehegt und gepflegt wird. Zehn bis zwölf Mädchen zwischen neun und 15 Jahren treffen sich zweimal wöchentlich auf dem Kunstrasenplatz der TSG Leonberg. Werner Müller vermittelt ihnen neben dem Spaß am Spiel zunächst das kleine Einmaleins des Fußballs. Der Plan: Die TSG Leonberg will den Mädchenfußball in der Kernstadt etablieren. Wenn alles gut läuft, soll mit Beginn der kommenden Saison eine Mannschaft zum Spielbetrieb angemeldet werden.

 

Werner Müller ist ein alter Hase, was das Thema Frauenfußball angeht. Knapp zehn Jahre lang fungierte er als Jugendleiter beim Bundesligaclub VfL Sindelfingen. Unter anderem wurden unter seiner Ägide die Nationalspielerin Kim Kulig und die späteren Erstligaspielerinnen Fabienne und Tamar Dongus ausgebildet. Der 60-jährige Müller war anschließend fünf Jahre lang als Trainer bei der Spvgg Warmbronn tätig. „Jedes Kind sollte eine Mannschaftssportart betreiben – egal welche“, ist einer seiner Leitsätze.

Ein weißer Fleck in der Kernstadt

Und als er sich die Landkarte einmal genauer anschaute, stellte er fest, dass die Kernstadt Leonberg ein weißer Fleck in Sachen Mädchenfußball war. Das nächste Angebot findet sich in Warmbronn. Weitere Anlaufpunkte im Altkreis, aber fahrtechnisch von Leonberg aus zu aufwendig, sind beim TSV Heimerdingen, TSV Malmsheim, TSV Münchingen und TSV Heimsheim.

Als im vergangenen Jahr die Fusion zwischen der TSG Leonberg und dem TSV Eltingen scheiterte, sagte sich Müller: „Bei der TSG müsste sich doch etwas machen lassen.“ Er setzte sich mit Jugendleiter Thomas Bittner in Verbindung und rannte offene Türen ein. Dessen Bestreben ist es, Kindern wohnungsnahes Sporttreiben zu ermöglichen. Dabei geht Bittner von folgenden Szenarien aus: „Wir werden Kooperationen eingehen müssen, dort wo zu wenig zusammen kommen, um alleine etwas aufzubauen. Die Vereinsstrukturen müssen sich im Zuge der Ganztagesschule weiter verändern, und die Mannschaftssporttarten werden große Schwierigkeiten haben zu überleben.“ Der 46-Jährige, der über seine beiden Söhne zur TSG kam und seit 2009 Vereinsmitglied ist, hatte sich klar für eine Fusion der beiden Leonberger Vereine ausgesprochen.

Neuaufbau von unten nach oben

Unabhängig davon vollzog der Familienvater, nachdem er 2014 zum Jugendleiter gewählt worden war, einen klaren Schnitt. Ab der C-Jugend stellt die TSG keine Mannschaften mehr im Spielbetrieb, nachdem es in den Jahren zuvor immer schwieriger geworden war, überhaupt noch eine B-Jugend zusammen zu bekommen. Bittner: „Wir hatten immer wieder Wechsel in der Jugendleitung und keine Kontinuität. Es fehlt die Bindung an den Verein. Wir haben keine Tradition, die von oben nach unten weitergegeben wird.“ Sinnvoller erscheint es ihm, die Energie in die unteren Jugenden zu investieren und komplett neu aufzubauen. Inzwischen sind wieder Väter als Übungsleiter dabei, die früher selbst Fußball gespielt haben.

Möglich, dass irgendwann einmal auch Spielerinnen aus dem eigenen Lager als Trainer für den weiblichen Nachwuchs auf dem Platz stehen. Zukunftsmusik. Nach den Osterferien wird zunächst eine erste Bilanz gezogen, in welchem Altersbereich bei den Mädchen die größte Nachfrage besteht. Danach entscheiden die Verantwortlichen, an welcher Stelle das zarte Pflänzchen besonders gegossen werden muss.